Transsib: Moskau bis Irkutsk (14.04.2013 – 22.04.2013)

Liebe Leserinnen und Leser,

Wir haben uns sehr über eure Kommentare zum ersten Beitrag gefreut und hier kommt auch schon der zweite Reisebericht frisch aus Sibirien!

Auszug aus unserem Tagebuch:
“Jetzt sind wir seit ca 12 Stunden im Zug und es ist echt angenehm – voll entspannt. Ich glaube mittlerweile, dieses “Wow-Wir-sind-ein-Jahr-auf-Reise”-Gefühl gibt es gar nicht. Denn die vielen neuen Eindrücke lassen es gar nicht zu, über das Zukünftige nachzudenken – das ist gut 🙂 Schließlich ist es viel wichtiger die Gegenwart zu genießen. Was sich chnell eingestellt hat, ist eine komplett stressfreie Grundeinstellung! Die Zeit hat schon jetzt eine andere Bedeutung als vor Reisebeginn… So liegen wir auf den oberen Liegen des Platzkart-Abteils und beobachten die Landschaft: Birkenwald, Nadelbäume, Birkenwald, schneebedeckte Wiese, Nadelwald, Häuschen, Bahnhof, Birkenwald, Sumpf, Birkenwald, brennender Birkenwald …”

Am frühen morgen des 15.04.2013 erreichen wir Jekaterinburg. Unsere Couchsurfer, ein freundliches Pärchen (Eugene und Anna) und ihre Katze “Lustig” in einem WG-Zimmer, empfangen uns herzlich. Wir beginnen den Tag mit einem Stadtrundgang durch die Fußgängerzone und verschneite Parks. Eine Ostblockstadt mit krummen Straßenbahnschienen und staubiger Luft. Zum Mittag essen wir mit unseren Gastgebern im “Uralskie Pelmeni” …endliche wieder Pelmeni 🙂 Wir treffen Eugenes Kumpel Stas und schauen uns gemeinsam die berühmte Kathedrale auf dem Blut (auf dem Blut der hier ermordeten Zarenfamilie) an. Beim Teetrinken werden wir in tiefgreifende Diskussionen über Geschäftsideen und “P=NP?” verwickelt und der Untergang Europas wird uns prophezeit. Um diese schwere Themen zu verdauen kaufen Eugene und Anna zwei ganze Brote, die wir an die Enten verfüttern – wenigstens ein lösbares Problem. An unserem zweiten Tag in Jekaterinburg fahren wir an den Stadtrand, um den einzigen Geocache der Stadt zu finden – wir sind die Erstfinder! Im ethnografischen Museum erfahren wir über die Reisen der Postmänner durch Sibirien!

Am Abend steigen wir mit Sack und Pack und bewaffnet mit Instant-Tütensuppen wieder in den Zug. 37 Stunden liegen bis Krasnojarsk – unserem nächsten Ziel – vor uns. Die Flora besteht jetzt nur noch aus Birkenwäldern. Im Zug lernen wir eine Schottin und einen englisch-sprechenden Russen (sehr seltenes Exemplar) kennen und verbringen einen lustigen Abend mit ihnen. Die restliche Zeit im Zug schlummern wir vor uns hin. Es lässt sich echt gut aushalten 🙂 Trotz der langen Fahrzeit fehlt uns noch immer das Gefühl für die Entfernung und die Weite da draußen. Was für uns ein Abenteuer ist, ist für die Einwohner völlig normal: 4 Tage bis in die Hauptstadt, eine Bahnhofsuhr in Moskauzeit, die zur Tageszeit schon gar nicht mehr passt, Tütensuppen, Tee und stinkender Fisch im Wagon.

Am Vormittag des 18.04.2013 kommen wir in Krasnojarsk an. Auch Max, unser Gastgeber, empfängt uns herzlich! Wir tauschen uns über das Reisen aus und er erzählt uns viel über seine ausgiebigen Reisen in Südostasien und gibt uns nützliche Tipps. In dieser Stadt kann man die Luft in Würfel schneiden. Krasnojarsk ist die 5. dreckigste Stadt Russlands (die dreckigste ist Norilsk, aber die liegt zum Glück nicht auf unserer Route). Trotzdem hat die Stadt durch ihre hügelige Lage und schönen Aussichtspunkte einen gewissen Charme. Ganz in der Nähe gibt es hier einen Nationalpark – “Stolby“ – den wir am nächsten Tag besuchen. Wir wandern durch den sibirischen Wald und können Streifenhörnchen und interessante Vogelarten beobachten. Oben auf den Hügeln gibt es steile Felsformationen zu besteigen, ein bisschen wie im im Elbsandsteingebirge oder in der Wachau. Vor unserer Weiterfahrt Richtung Irkutsk besuchen wir das Regionalmuseum der Stadt, in dem wir Einblick in die Geschichte Sibiriens erhalten. Auch ein Mamut-Skelett und eine Ausstellung über die Sovietunion gibt es hier.

Auf dem Weg nach Irkutsk wird die Landschaft wieder vielfältiger. Nach der Taigalandschaft gibt es hier wieder Mischwälder, Wiesen und Hügel.
Am Vormittag des 21.04.2013 steigen wir in Irkutsk aus dem Zug. Das ist also Irkutsk, die Stadt die auf der Weltkarte sooo abgelgen erschien. Ziemlich viele Menschen für den A der Welt. In der Stadt tönt Musik aus den Lautsprechern an den Laternen, der Verkehr ist ein perfekt funktionierendes Chaos und auch das “System” der öffentlichen Verkehrsmittel ist hier äußerst verwirrend… Wir schlafen bei Sascha, der am Abend einen Haufen reunde einlädt, die alle gemeinsam in einer speziellen Schule Englisch lernen. Ein lustiger Abend mit vielen Erzählungen und einer Runde Mafiosi-Spielen 🙂

Am nächsten Tag machen wir uns voller Neugierde auf zum 70km entfernten Baikalsee…

Bis dahin, ganz viele liebe Grüße aus dem frühlingshaften Sibirien!

Hier geht’s zu den Fotos:

April 2013 – Moskau bis Irkutsk / Google Photos

2 Antworten auf „Transsib: Moskau bis Irkutsk (14.04.2013 – 22.04.2013)“

  1. Lieber Robert,liebe Franzi – heut ist Himmelfahrt und FREI – endlich mal Zeit, alles zu lesen. Danke für eure Bilder und Tagebucheintragungen, wünsch euch einen besonders schönen Abend…..lustig, weil bei mir war gerade lunch :-)……Deutschland hat heut ca 12 Grad und graues Wetter…..eben Deutschland ….liebe Grüße von Omi,Sam und Ma HEL

  2. Hallo ihr Beiden!
    Wieder ein sehr schöner Beitrag! Gut, dass ihr keinerlei Stress empfindet und die Reise so richtig genießen könnt. V.a. durch das Couchsurfen könnt ihr so richtig in die Kultur eintauchen! Prima! 🙂
    Kaum zu glauben, wie lange so eine Zugfahrt dauern kann, ihr gebt euch ja die volle Dröhnung! Die Instant-Tütensuppen haben wir auch schon probiert – wir bewundern eure abhärteten Geschmacksnerven 😉
    Genießt weiterhin die wunderbare Zeit, sie vergeht schneller als man denkt! Zum Glück habt ihr ja noch soviel vor euch!
    Ganz liebe Grüße aus Australien!
    Inös und Eliüs

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