Langtang Trek (08.06.-14.06.2013)

Nepal hat als Reiseland sehr hohe Priorität für uns. Der Hauptgrund dafür sind die Himalayas, die wir nicht besteigen, aber “betrekken” wollen. In Nepal gibt es unzählige Möglichkeiten trekken zu gehen und so verbringen wir einige Zeit damit zu recherchieren, abzuwägen und zu planen. In der Regenzeit sind einige Bergregionen des Landes nicht zum Wandern geeignet und so beschränkt sich unsere Auswahl auf Gebiete, die im Regenschatten des Monsuns liegen. Wir entscheiden uns dafür, 2 Wanderungen in den Bergen zu unternehmen. Die erste soll der relativ kurze Langtang-Trek ( ca. 7 Tage) in der gleichnamigen Region sein. Wir kaufen ein paar “Leki”-Wanderstöcke für 6,50 € und eine Regenjacke für Robert und registrieren uns im Info-Zentrum, denn jeder, der in den Himalayas trekken gehen will, muss eine sogenannte TIMS-Card besitzen und Informationen über sein Vorhaben, Region, Zeitraum usw. angeben. Das soll angeblich die Suche nach Verschollenen erleichtern, ist aber wohl in erster Linie eine Geldeinnahmequelle.

Das Langtang-Tal liegt nur ca. 100 km nördlich von Kathmandu und so machen wir uns am 08.06 mit dem Bus auf den Weg nach Syabru Besi, dem Eingang zum Langtang National Park. Wir haben bereits gelesen, dass die Busfahrt eine der haarigsten in ganz Nepal ist, aber was das bedeutet war uns leider erst danach bewusst. Der Bus ist alt und voll. Eingequetscht zwischen Hinter- und Vordermann waren wir trotzdem dankbar, nicht stehen zu müssen. Aus der Stadt raus ist man sofort im Urwald, die Straße schlängelt sich die steilen Berge hoch. Franzi, die leider am Fenster zur Talseite sitzt, sieht in den Kurven den Boden nicht mehr, da die Straße so schmal ist. Asphalt und Buckelpiste wechseln sich ab… rechts, links, rechts, links, rechts … schlimmer als ein hoher Wellengang, vorallem für Franzis Magen etwas zu heftig (Aber auch für einige nepalesische Mägen). Der Bus fährt mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 20km/h und hält ständig an, um Leute, Getreide, Zement, Säcke, Taschen oder Hühner ein- und auszuladen. Wer nicht mehr in den Bus passt muss aufs Dach – bei dem Regen und der Straße sicher nicht so angenehm… 10 km vor Dhunche ist von der Straße nicht mehr viel übrig. Erdrutsche haben sie in den 400m tiefen Abgrund gerissen. Aber in Nepal ist das kein Problem: einfach in den Erdrutsch einen neuen Weg schaufeln und ein paar Leute an die Straße stellen, die immerzu schauen, ob von oben der nächste Erdrutsch kommt. Vor uns liegt ein schlammiger, schmaler Weg über große Steine und Felsen. Bisher war es für uns unvorstellbar, dass ein vollbeladener Bus eine solche Piste meistern kann… der Fahrer gibt Gas, der Bus nebelt und schlingert sich mit Geheule den Hang hinauf. Der Tipp nicht in den Abgrund zu schauen ist wirklich gut, leider ist der Anblick der Tiefe wie ein Magnet und man kann die Augen nicht abwenden. Irgendwie hat es der Fahrer geschafft den Bus nach Dhunche zu balancieren und wir zittern auch kaum noch. Das letzte Stück nach Syabru Besi (~1400m) geht nach dem dritten Durchsuchen des Busses vom Militär relativ schmerzfrei über die Bühne. Nach knapp 9 Stunden steigen wir mit wackeligen Knien aus dem Bus und freuen uns im Ganzen angekommen zu sein. Am nächsten Tag bleiben wir in unserer Unterkunft, da Robert vom Fieber geplagt ist. Am 10.06. geht es dann endlich los. Der Weg führt uns entlang des Langtang Khola (Fluss) und wir staunen nicht schlecht über die wilden Hanfbüsche am Wegesrand. Der Wald um uns wird immer dichter und tropischer und das Klima ist feucht heiß, sodass wir aus allen Poren schwitzen. Wir steigen auf bis Rimche (2400m), einem Ort bestehend aus ein paar Unterkünften. Am Abend beobachten wir Affen, die in einem hohen Baum herumtollen. Am nächsten Tag warten weitere schweißtreibende 1000 Höhenmeter entlang eines schmalen Pfades auf uns. Viele Touristen treffen wir nicht, aber einige Sherpas bzw. Lastenträger, die unglaublich riesige Körbe in Flipflops über die nassen Steine tragen. Am Mittag verlassen wir den Dschungel und kommen ins höher gelegene Langtang-Tal. Wir bleiben in der Lodge einer tibetischen Familie, die 1959 nach Nepal geflüchtet sind. Hier gibt es die besten Momos in ganz Nepal, lecker lecker…. Wir unterhalten uns ein wenig mit dem Besitzer, der uns über das beschwerliche Leben von tibetischen Flüchtlingen in Nepal erzählt und spielen mit dem knuffigen Kind. Am nächsten Morgen ist der Himmel klar und wir sehen den mächtigen Langtang Lirung (7200m). Wir laufen gemütlich mit vielen Pausen nach Kyanjin Gompa (3900m), dem letzten Ort des Tales. In der Nacht verspüren wir ein bisschen Kopfweh und manchmal hektisches Atmen durch die Höhe. Trotzdem können wir am nächsten Tag einen Ausflug weiter ins Tal hinein unternehmen, bei dem wir herrliche Bergaussichten genießen. Bei einer Flussdurchquerung auf dem Rückweg unseres 22km-Ausfluges stürtzt Robert – Schreck. Klatschnass durchs kalte Gletscherwasser und mit einer riesigen Beule am Schienbein geht’s zurück. Zum Glück schwillt die Beule bis zum nächsten Tag etwas ab und wir können weitergehen. Heute steht die Besteigung einer Schulter des Kyanrin Ri an. Wir keuchen uns auf 4550m und haben eine überwältigende Sicht auf den Langtang Lirung Gletscher und ein paar umliegende Gipfel. Was für ein Anblick. Am Nachmittag beginnen wir mit dem Abstieg zurück nach Syabru Besi, der uns weitere 2 Tage über nasses Gestein führt. Es regnet jetzt häufiger und wir haben erste Begegnungen mit widerlichen Blutegeln, die sich gierig nach unseren Waden strecken. Die Rückfahrt nach Kathmandu wieder nervenaufreibend im strömenden Regen, aber die Herzstillstand-Streckenabschnitte kennen wir ja zum Glück und schauen einfach nicht mehr hin. Der Langtang-Trek war eine sehr lohnenswerte Wanderung, die uns einen Eindruck vom Trekking in den Himalayas gegeben hat und uns mit wunderschönen Aussichten und Abgeschiedenheit belohnt hat. Von Kathmandu geht’s zum Ausruhen und Vorbereiten unseres nächsten Treks nach Pokhara.

Und hier gibts wieder Fotos:

Langtang Trek / Google Photos

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