Meghauli – Die flache Seite Nepals

Liebe Leute,
wie gewohnt mit einiger Verspätung unser (letzter) Nepal-Beitrag 🙂

Nach einer Woche Entspannen in Pokhara, wollten wir doch auch mal wieder etwas Nützliches tun und haben uns für die Mithilfe auf einer Ökofarm im Süden Nepals angemeldet.
Am 15.07 fahren wir nach Meghauli, einem Dorf nahe dem Chitwan Nationalpark, und werden von Bishnu in Empfang genommen. Hinter dem Farmhaus, in dem auch seine Eltern wohnen, liegt das Ackerland und ein paar Hütten mit Zimmern und einer Küche für die Volunteers. Außer uns sind noch 7 weitere junge Leute da, mit denen wir uns schnell anfreunden. Die Luft hier ist unglaublich heiß und feucht, was dazu führt das wir fast nichts arbeiten… Wir haben ein paar mal Unkraut um die neu gepflanzten Bäumchen gerupft, zweimal beim Reispflanzen geholfen und unsere Malkünste unter Beweis gestellt, aber länger als eine Stunde hält man das als Einwohner der gemäßigten Klimazone nicht aus. Das Reispflanzen auf Bishnus Feldern dauert 10 Tage und die nepalesischen Arbeiter ackern von früh bis abends in der Hitze. Geerntet wird der Reis dann im Dezember. Eine andere nicht ganz so heiße Arbeit ist das Streichen des Küchenhauses, was wir aufgrund aufgrund der verdünnten Farbe fünfmal wiederholen 😉
Unser Leben auf der Farm besteht hauptsächlich aus Lesen, Karten spielen und Kochen – zweimal am Tag Dal Bhat (Reis mit Linsen, Gemüse und Kartoffeln). Das Gemüse wird immer frisch in Bishnus Garten geerntet und nach einer Woche sind wir Profis im Bohnen, Okra, Zuchini und Kürbis schnippeln mit stumpfen Messern 🙂
In unseren vielen Freizeit hier machen wir natürlich auch ein paar Ausflüge. Der erste führt uns zur Krokodil-Aufzuchtsstation des Nationalparks. Dort sehen wir viele kleine und große Gharial-Krokodile, die sich aufgrund ihrer langen dünnen Schnauzen vegetarisch ernähren. Auf dem Rückweg sehen wir im Fluss aber auch noch ein wildes Mugger-Krokodil (absolut kein Vegetarier!!) und ein Nashorn. Beim zweiten Auflug werden wir auf dem Rücken eines zahmen Elefanten durch den Dschungel geschaukelt und haben das Glück eine Nashornfamilie mit Jungem beim Baden in einem Tümpel beobachten zu können!
An unserem letzten Tag hier besuchen wir noch die Klinik des Dorfes, wo ein anderer Volunteer beim Verarzten von Wunden der Einheimischen hilft. Die Klinik hat nichts gemeinsam mit einer europäischen Arztpraxis: alle Möbelstücke weisen deutliche Gebrauchsspuren auf, der Verbandstisch ist mit einem etwas verdreckten Tuch bedeckt, daneben steht ein Fahrrad; auf einer kleinen Holzbank warten die Patienten bevor sie dem Arzt ihre Beschwerden schildern. Dieser hat keinerlei Ausrüstungen um Blutproben zu nehmen oder Diagnosen zu stellen und verschreibt in fast allen Fällen Antibiotika. Bei Hautproblemen lautet die Diagnose immer “Pilzinfektion” (naheliegend bei der Luftfeuchte) und der Patient bekommt eine selbsthergestellte, violette Flüssigkeit in ein Fläschchen abgefüllt. Als wir die Klinik verlassen, sind wir dankbar, dass wir gesund sind! Wir nutzen auch einige Zeit um uns mit den Dorfeinwohnern zu unterhalten und besuchen die Dorfschule in der wir binnen Sekunden von vielen aufgeregten kleinen Nepalikindern umzingelt sind und ausgiebig beäugt werden.
Obwohl wir uns das Arbeiten anders vorgestellt haben, haben wir diesen touristisch unerschlossenen Ort und die herzlichen Menschen hier sehr genossen. Schweißtreibend war es allemal und überhaupt eine tolle Erfahrung.

Nach unserem Aufenthalt auf der Farm geht es mit dem Bus nach Baktapur. Juliette, die wir in Meghauli kennengelernt haben, begleitet uns und wir verbringen 2 Tage mit Sightseeing in der wohl faszinierendsten Stadt unserer bisherigen Reise. Baktapur ist die authentischste Stadt des Kathmandutales in der alle Häuser im mittelalterlichen Stil erhalten oder neu gebaut sind. Der beeindruckende Durbarplatz mit seinen Pagoden zählt zu den Highlights Nepals. Wir erkunden auch die vielen schmalen Gassen mit ihren Schreinen und beobachten die Menschen bei ihrer täglichen Arbeit oder bei Brettspielen am Straßenrand. Alles, bis auf die knatternden Motorräder fühlt sich an, als wäre man in einer vergangenen Zeit angekommen. Die Einwohner Schnitzen, Töpfern oder Sticken auf der Straße oder dösen einfach nur vor sich hin. Zahlreiche verwinkelte Gänge führen zu versteckten Hinterhöfen mit Hindutempeln und Schreinen. Ein wirklich abenteuerlicher Stadtrundgang. Nach 2 spannenden Tagen in Baktapur geht es mit dem winzigen Taxi über die löchrige Straße nach Bouhda. Hier steht die größte Stupa der Welt. Einfach nur riesig! Boudha ist daher der wichtigste Pilgerort für Buddhisten außerhalb von Tibet und voller tibetischer Kloster, Mönche und geflüchteten Tibetern. Den Abend verbringen wir auf dem Dach unserer Herberge, begleitet von den Tönen der Trompeten der Mönche. Die Aussicht auf das Tal und die vielen Kloster ist angesichts der aufziehenden Monsunwolken atemberaubend.
Auf dem Rückweg nach Kathmandu besuchen wir einen weiteren Pilgerort. Diesmal allerdings für Hindus. Pashupatinath ist der größte Hindutempel Nepals und voller Pilger. Am Fluss können wir das Verbrennen von Verstorbenen betrachten. Ein etwas eigenartiges Gefühl. Nach diesen kulturgefüllten Tagen zwischen Dschungel, Mittelalter, Hinduismus und Buddhismus endet unser Nepalaufenthalt im Smog und Lärm von Kathmandu und es bleiben uns 2 Tage zum Verschnaufen und Planen bevor unser Flugzeug nach Bangkok abhebt. Auf dem Speiseplan an Bord steht natürlich Dal Bhat!

Und hier wieder was zum Angucken:

Meghauli-Bhaktapur-Boudhanath / Google Photos