Java 1 – Wellen, Vulkane und wilde Busfahrten (11.09.2013 – 03.10.2013)

Welcome to Indonesia.
Trotz 11. September landen wir pünktlich 22:30 auf dem Flughafen in Jakarta. Wir beziehen eine nette Unterkunft in einem alternativen Bezirk und besuchen ein Reggae-Konzert, welches gerade in einer benachbarten Bar anläuft. Eine angetrunkene Indonesierin fordert uns zum Tanz auf, und so feiern wir mit ihr und ihren Freunden unsere Ankunft in Indonesien begleitet von lokalen und internationalen Reggae-Hits bis spät in die Nacht – Was für ein Empfang 🙂

Am nächsten Morgen schauen wir uns die riesige zugepflasterte Stadt vom 135m hohen Nationalen Monument aus an. Im Erdgeschoss des Monuments besuchen wir eine schöne Ausstellung über die Geschichte Indonesiens und die Kolonialisierung der Inseln. Zurück in den hektischen Straßen ist der Verkehr erwartungsgemäß chaotisch und so kommt es schon mal vor, dass ein Polizist uns über eine 4-spurige Straße begleitet und den dichten Verkehr für uns anhält. Die Indonesier scheinen ein wirklich gastfreundliches Völkchen zu sein. Wir freuen uns hier sein zu dürfen.

Bald ist uns die Luft hier allerdings etwas zu dick und nach 2 Tagen fahren wir zum Gunung (Vulkan) Gede bei Cibodas, um unsere erste Vulkanbesteigung in Angriff zu nehmen. Leider ist es uns als Touristen nicht erlaubt ohne Führer diesen Berg zu besteigen und nach ein paar erfolglosen Verhandlungsversuchen in einer Mischung aus Englisch und entsetzten Blicken entscheiden wir uns für einen Rundgang im botanischen Garten um die Ecke mit vielen verschiedenen exotischen Gewächsen und verlassen das Dorf noch am selben Abend Richtung Süden.

Die meisten Menschen sprechen hier kein Englisch, nur bei einzelnen meist jüngeren Leuten haben wir Glück und bekommen ein paar Informationen über Busse und Abfahrten heraus. Mit unzähligen kleinen Angkots (ähnlich Tuk Tuk in Thailand) Werden wir von einem Dorf ins nächste transportiert. Wir kommen am Abend noch bis Sukabumi, aber es könnte auch ein anderes Dorf gewesen sein.

Die Ortschaften sind meist einfach um die Straße gebaut und bestehen aus alten bis sehr alten Gebäuden, Hütten und Verschlägen. Überall gibt es viele Menschen, Mopeds und die Transportmittel sind extrem überlastet und unglaublich eng. Nichtmal Franzi kann in Bussen sitzen, ohne mit den Knien am Vordersitz zu kleben. Dazu kommt, dass die Sitzplätze nicht nur nach vorn sondern auch in der Breite ca. die Hälfte von europäischen Bussitzen sind. Man sitzt also eingequetscht in diesem Bus und wartet auf die Abfahrt. Der Bus fährt aber nicht nach Fahrplan sondern nach Vollgestopftheit. So sitzen wir öfters noch eine Stunde einfach so in der feuchten Hitze, die im stickigen Bus noch unerträglicher wird. Achja und geraucht wird hier natürlich auch. Später kommen dann noch ein paar aufdringliche Händler durch den Bus, die Reis, Ananasstückchen, Süßkram, Gürtel, Uhren oder Bücher verkaufen. Sind die einmal alle von vorn nach hinten durch den Bus gestolpert, kommt dann noch die 1-3 köpfige Musikkappelle, die schnulzige indonesische Lieder präsentiert, die eigentlich alle gleich klingen. So sollte das jetzt bei allen Busfahrten auf Java ablaufen.

Java ist sehr stark islamisch geprägt und so wird uns die Zimmersuche um 23 Uhr in Sukabumi (oder irgendwo in der Nähe) noch erschwert. Da wir nicht verheiratet sind und dies auch nicht nachweisen, kann man uns natürlich kein gemeinsames Zimmer geben und so suchen wir, bis wir in einem Mittelklassehotel akzeptiert werden.

Am nächsten Morgen geht es aber endlich ans Meer. Wir sind sehr gespannt auf die vielen berühmten Wellen in diesem Land und als unseren ersten Surfstrand haben wir uns Cimaja nahe Pelabun Ratu ausgesucht. Etwas außerhalb beziehen wir ein großes Zimmer mit riesigen Terasse und Blick aufs Meer. Ein alter Holländer ist der Besitzer dieses Gästehauses. Er empfängt uns freundlich, erzählt uns aber dann erstmal 2 Stunden Gruselgeschichten über Indonesien – wie schlecht die Menschen hier sind, wie gefährlich der Dschungel und das Meer hier ist usw. Er war Kämpfer in Papua und hat, wie wir später von einem seiner Freunde erfahren, keine Gefangenen genommen… aber ansonsten ist er sehr nett. Wir verbringen den Nachmittag damit uns die Küste, Cimaja und Sunset Beach anzuschauen. Anstatt Touristen können wir nur eine dicke Schlange durchs Gebüsch huschen sehen und fragen uns, ob das vielleicht doch eine Nummer zu wild für uns ist. Am Sunset Beach gibt es außer Müll und ein paar lokalen Touristen nicht viel. Die indonesischen Touristen gehen alle in ihren vollständigen Moslem-Gewändern ins Wasser, was wohl der Grund dafür ist, dass an diesem Strand ca. 30 Menschen pro Jahr ertrinken. Da wir die einzigen Weißen hier sind und permanent angeglotzt werden, können wir uns nicht so richtig entspannen. Hier im Bikini ins Wasser zu gehen, ist eigentlich undenkbar.

Am Abend gehen wir in eine Hotelbar, um noch etwas zu essen und werden gleich an den Tisch gebeten, an dem der Hotelbesitzer, ein Kanadier, und seine Kumpels beim Bier sitzen. Die ältere Männerrunde versorgt uns mit Speis, Trank und unterhaltsamen Geschichten bis in die Nacht. Sehr großzügig. Der Hotelbesitzer, der auch die umliegenden Häuser und eine große Villa besitzt, war früher bei den Special Forces und lebt hier anscheinend ganz gut im Exil.

Am nächsten Tag ziehen wir um in ein kleines Häuschen mit Garten direkt am Meer. Wir haben endlich einen guten Surfstrand und eine schöne Unterkunft gefunden, leihen bei unserem Freund, dem Hotelbesitzer von gestern Abend, Surfbretter und verbringen die nächsten 3 Tage in den Wellen. Außer ein paar Fischern und einigen kleinen Surfer-Kids gibt es hier Niemanden.

Unser nächstes Ziel ist Pangandaran, ein bekannter Backpacker- und Surferort, an dem wir nachts um 3 ankommen und am Strand schlafen. Die Stadt wurde 2006 von einem Tsunami heimgesucht, der die Stadt stark zerstört hat. Daher ist die Stadt etwas ab vom Touristenradar und recht günstig. Ein bisschen beunruhigen uns die Geschichten schon und so wachen wir nachts manchmal auf und horchen, ob das Meer noch “normal” rauscht. In einer Surfschule leihen wir uns Bretter und gehen gleich wieder ins Wasser. Wir lernen ein paar andere Backpacker und ein paar Surfer kennen und genießen weitere 3 Tage im wunderbar warmen Ozean.
Nach dem vielen Paddeln legen wir einen Pausetag ein und leihen uns einen Roller, um zum viel angepriesenen Green Canyon zu fahren. Mit einem Boot werden wir in die Schlucht gefahren. Ein schöner Ort.

Auch unsere nächste Destination ist ein bekannter Surfspot. Batu Karas ca. eine halbe Fahrstunde von Pangandaran ist eine idyllische kleine Bucht. Die Besonderheit an diesem Spot ist, dass die Wellen nicht auf einer Sandbank brechen, sondern an einem Felsen (Point Break). Eine Art Wellenmaschine, die sowohl bei Ebbe als auch bei Flut perfekte Wellen erzeugt. Das Schöne ist, dass man fast bis zum Brechungspunkt gehen kann und sich so wertvolle Paddelkraft spart. Hat man einmal eine Welle erwischt, wird man mit einem überdurchschnittlich langen Ritt quer durch die Bucht belohnt. Ein perfekter Platz um unser Surfen zu verbessern, mit vielen anderen Surfern. Aus den geplanten 2 Tagen werden 5, da es einfach so viel Spaß macht. Wehmütig verlassen wir Batu Karas, aber wir müssen nach Yogjakarta weiterreisen, um unser Visum zu verlängern.

Yogjakarta, kurz Yogja, ist die kulturelle Hauptstadt Indonesiens und es gibt eine touristische Infastruktur. Zwischen den unzähligen Hostels finden wir ein besonders schönes Zimmer mit eigenem Balkon und Frühstück auf der begrünten Dachterasse. Von Yogja aus starten wir in unser nächstes Abenteuer: unsere erste Vulkanbesteigung! In Indonesien gibt es über 400 Vulkane, von denen 69 noch brodeln. Der Merapi, für den wir uns entscheiden, ist der aktivste von ihnen und wurde nach seinem letzten Ausbruch 2010 lange Zeit für Touristen gesperrt. Vor kurzem wurde diese Sperre aufgehoben und so machen wir uns mit Bus, Angkot und Ojek auf den Weg. Ojeks sind Motorrad-Taxen, die dort unterwegs sind, wo es keine Ankots gibt. Alles klar? 😉 Die beiden Ojek-Fahrer bringen uns mit einem rasanten Ritt über die kurvige Straße nach Selo, den Ausgangsort der Wanderung. Da die Sonne tagsüber viel zu heiß ist, werden Vulkane hier nur nachts bestiegen. Als wir abends in Selo ankommen, ist es schon spürbar kühler als im Flachland. Natürlich wollen wir unseren ersten Vulkan nicht allein im Dunkeln besteigen und reden mit dem Chef des Bergführervereins, der uns einen Bergführer für diese Nacht zuteilt. Nach einem kurzen Nickerchen geht es um 1 Uhr früh los. Vor uns liegen ca. 1500 m Anstieg und es ist so finster, dass wir nichteinmal den Berg erkennen, dafür aber viele schöne Sterne. Außer uns sind noch etwa 15 weitere Wanderer aus verschiedensten Ländern mit am Berg. Der Weg ist durchgehend steil, sandig (Vulkanasche) und voller Wurzeln. Als wir den Wald hinter uns gelassen haben, machen die Bergführer ein Feuer, sodass wir kurz verschnaufen und uns wärmen können. Die letzten 300 Höhenmeter kraxeln wir über loses Gestein hinauf zum Gipfel. der gesamte Aufstieg war extrem kräftezehrend, aber wir schaffen es noch vor Sonnenaufgang in den Krater zu schauen und sehen sogar glühend rotes Magma darin. Ein beeindruckendes Gefühl! Anschließend genießen wir bibbernd vor Kälte den Sonnenaufgang und den Ausblick über die Vulkanlandschaft. Nach einem Knie-unfreundlichen Abstieg und einem guten Frühstück in Selo fahren wir mit den Ojeks weiter nach Borobudur, wo wir ein Zimmer suchen und erstmal schlafen 🙂

In Borobudur steht eine der größten buddhistischen Tempelanlagen in Südostasien. Durch dieses pyramidenförmige Bauwerk , was von der Luft aus gesehen ein riesiges Mandala ergibt, sind früher die Mönche auf ihrem Weg ins Nirvana gewandelt. Wir umrunden das Heiligtum in immer kleinerwerdenen Kreisen, Etage für Etage und bestaunen die vielen filigranen Steinreliefs.

Zurück in Yogja besuchen wir eines der traditionellen Schatten-Puppenspiele.
Dabei bewegt der Puppenspieler, die aufwändig gefertigten Puppen aus Büffelleder alle gleichzeitig hinter der Schattenwand, während dazu ein Orchester aus traditionellen Instrumenten mystische Musik spielt. Das ganze ist zwar sehr beeindruckend, allerdings auch sehr ermüdend, wenn man eine Stunde lang nichts versteht 😉 Auch die Musiker selbst machen ein Nickerchen, wenn sie gerade nicht dran sind, verpassen ihren Einsatz aber fast nie.

Was wir sonst noch auf Java erlebt haben, erfahrt ihr im nächsten Beitrag 🙂
Bis dahin viel Spaß beim Fotos gucken:

Java 1 / Google Photos

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