R(o)adtrip durch Neuseeland

Hallo liebe LeserInnen.

Unsere Flüge von Bali über Sydney (5h) über Auckland (3h) nach Christchurch (1h) verlaufen alle gut und wir kommen 23 Uhr Ortszeit in Christchurch an. Bis zu unserem letzten Flug wussten wir noch nicht ob wir um diese Zeit noch ein Hostel oder einen Campingplatz finden, aber dieses Problem sollte sich auf dem Flug nach Christchurch lösen. Im Flugzeug kommen wir mit einer Neuseeländerin ins Gespräch, die beruflich für die “tschäääärtsch” (church) in Auckland war und jetzt nach Hause fliegt. Wir werden das erste mal mit dem lustigen neuseeländischen Dialekt konfrontiert. Nicola reagiert etwas verstört über unseren Plan um diese Zeit eine Unterkunft zu finden, da die Stadt nach den Erdbeben noch immer akute Probleme hat und Unterkünfte entweder eingestürzt oder hoffnungslos überfüllt sind. Mit den Worten “Bids bitter“ (a bed is better) bietet sie uns ihr Gästezimmer an und verschont uns vor einer kalten Nacht im Zelt. Wir nehmen ihr Angebot dankend an und gehen mit ihr. Nicolas Mann holt uns vom Flughafen ab und wir verbringen eine ruhige Nacht im Gästezimmer des Hauses. Am Morgen schauen wir gemeinsam Rugby im Fernsehen an und nach dem Frühstück fahren uns unsere netten Gastgeber noch zu einem Outdoorgeschäft, wo wir einen Gaskocher kaufen.

Den brauchen wir jetzt auch, denn in Neuseeland wollen wir ausgiebig Campen und Radfahren. Am Nachmittag besuchen wir unsere Gastgeber für die nächsten Tage. Karla und Mark leben in einem kleinen gemütlichen Haus. Wir haben sie über warmshowers.org gefunden, eine Host-Community speziell für Radfahrer. In den nächsten 3 Tagen verbringen wir viel Zeit damit Preise für Fahrräder, Zubehör und Campingequipment zu vergleichen und jede Menge einzukaufen. Wir durchsuchen Fahrradläden, Second Hand Shops, das “Weeehouse“ (Warehouse) und Internetplattformen nach den passenden Rädern und werden schließlich in einem Laden fündig. Für ca. 900 $NZ bekommen wir zwei neue 28“ Trekkingräder und sind sehr glücklich darüber. Jetzt gilt es Radtaschen, Gepäckträger, Luftpumpe, Flickzeug, Ersatzschlauch, Werkzeug und Beleuchtung zu kaufen und alles zusammen zu bauen.

Christchurch macht einen etwas endzeitlichen und leeren Eindruck, da hier im Februar 2011 viele Gebäude eingestürzt sind. Die vielen leeren Flecken in der Stadt dienen jetzt als Parkplätze. Wahrscheinlich ist es eine der wenigen Städte die mehr Parkplätze als Autos hat, aber vielleicht kommt uns das nach dem Verkehrschaos in Indonesien auch nur so vor. Auch die Temperaturen fühlen sich nach 2 Monaten equatorialer Hitze arktisch an. Zwischen 10 und 15°C, ein bisschen windig und immer grauer Himmel. Aber der Frühsommer versucht sich durchzukämpfen.

Am 13.11. haben wir alles zusammen, was man für eine mehrwöchige Radtour braucht. Unsere Radtaschen sind gut gefüllt und auf dem Gepäckträger haben wir jeweils unseren Rucksack mit Spanngurten befestigt. Wir zweifeln noch ein wenig, ob das alles hält und sind überwältigt vom Gewicht. Wir haben jeweils ca. 20-25kg Gepäck geladen. Aber gleich vorweg: Alles hat gehalten und an das Gewicht gewöhnen sich die Beine nach ein paar Tagen oder Wochen.

In den kommenden zehn Wochen verlaufen fast alle Tage nach der gleichen, aber nie langweilig werdenden Routine: Nach dem Aufstehen gegen 7 Uhr und einem leckeren Müsli packen wir die Zeltsachen zusammen und verstauen unseren ganzen Kram in den Radtaschen bevor wir uns auf den Sattel schwingen. Erstaunlicherweise hatten wir während der ganzen Zeit keine Hinternbeschwerden! Meist kommen wir am späten Nachmittag an unserer nächsten Station an und suchen uns einen hübschen Zeltplatz. Dort wird dann alles wieder abgeladen und aufgebaut. Mit Einbruch der Dunkelheit sind wir im Zelt verschwunden 🙂
Im Gegensatz zum Busreisen in Südostasien müssen wir jetzt oft unsere Verpflegung selbst mitbringen. Es gibt zwar in den meisten Orten Einkaufsmöglichkeiten, aber eben nicht überall und Essen im Restaurant ist bei den Preisen hier wohl auch erstmal vorbei. Außerdem kann man ja nie wissen, ob man unterwegs vielleicht einen netten, verlassenen Zeltplatz im Nirgendwo findet 😉 Zu unseren Grundnahrungsmitteln gehören: Müsliriegel, Müsli, Bananen, Müsliriegel, Äpfel, Schokolade, Müsliriegel, Bohnen und Mais aus der Dose, Müsliriegel, Instantnudeln, Eier und noch mehr Müsliriegel… Schon nach 2 Wochen merken wir, wie unsere Beine immer straffer und stärker werden und unser Energiebedarf unaufhörlich steigt. Gegen Ende unserer Radtour essen wir ungefähr doppelt so viel wie zuvor (600g Müsli reichen nur noch für zweimal frühstücken…)

Neben der Verpflegung ist Routenplanung das zweite wichtige Thema für uns. Natürlich wollen wir zu den großen Sehenswürdigkeiten Neuseelands, aber bitte nicht gemeinsam mit den Trucks auf den Highways. Deswegen sind wir meist auf wenig befahrenen Nebenstraßen unterwegs, auf denen wir das Radeln genießen können. Außerdem gibt es in Neuseeland die s.g. “Great Rides“. Das sind besonders schöne Radwege durch landschaftlich interessante Regionen. Seit einigen Jahren läuft zusätzlich noch das Projekt diese Wege zu verbinden und zu ergänzen, sodass es bald einen durchgängigen Radweg von der Nordspitze bis zum südlichsten Zipfel des Landes geben wird. Wir folgenden zwar nicht dieser Nord-Süd-Route, versuchen aber trotzdem so viele “Great Rides” wie möglich in unsere Tour einzubauen. Zur Orientierung haben wir immer den “Pedallers‘ Paradise” dabei, dieses kleine, geniale Heft enthält für alle Orte entlang der Highways und Nebenstraße Informationen über günstige Zelt- und Rastplätze, Lebenmittel- und Fahrradläden sowie Höhenprofile und Routenbeschreibungen – unsere Bibel.

Bevor wir euch in den nächsten Beiträgen etwas über die einzelnen Streckenabschnitte erzählen, hier noch ein paar Statistiken zu unserer Tour:

Gefahrene Kilometer insgesamt lt. Radcomputer: 2880 km
Gefahrene Kilometer auf der Südinsel lt. Radcomputer: 2271 km
Fahrtage auf der Südinsel: 43 Tage
Gesamtzeit auf der Südinsel: 54 Tage
Gefahrene Kilometer auf der Nordinsel lt. Radcomputer: 609 km
Fahrtage auf der Nordinsel: 11 Tage
Gesamtzeit auf der Nordinsel: 17 Tage
Weiteste an einem Tag gefahrene Distanz: 117,8 km
Durchschnittliche Distanz an den Fahrtagen: 53,3km
Höchster Punkt der Tour: 1076 m
Längster Anstieg: 12 km
Längste Abfahrt: 45 km
Verbrauchte Ersatzschläuche: 3 (alle bei Robert)
Verbrauchte Bremsbacken: 2 Sätze pro Fahrrad
Verbraucht Hinterreifen: 2 pro Fahrrad
Verbrauchte Trinkflaschenhalter: 3

Demnächst mehr zu den einzelnen Stationen unserer Radrunde.

Bis dahin nur ein paar wenige Fotos von den Vorbereitungen:

Christchurch / Google Photos

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