Weihnachten an der We(s)tcoast und Neujahr in den Marlborough Sounds (21.12.13 – 03.01.14)

Liebe Leser und Leserinnen,
ein weiteres Stück unserer unvergesslichen Reise durch Neuseeland:

Da die Westküste der neuseeländischen Südinsel für ihren starken Niederschlag bekannt ist, beschließen wir nicht die gesamte Küste entlang zu radeln und buchen nach unserer Ankunft in Haast einen Bus nach Franz Josef. Am nächsten Tag dürfen wir auch gleich eines dieser Unwetter erleben. Der sinnflutartige Regen führt zu Sperrung des Haastpasses und damit zum Ausfall unseres Bus – das fängt ja toll an hier! Am nächsten Tag haben wir mehr Glück und kommen am späten Nachmittag in Franz Josef an, von wo aus wir nach McDonalds, dem nächsten DOC-Zeltplatz an einem schönen See radeln. Am 23.12 düsen wir entlang der Küste 118 km Richtung Norden. Wir werden von einer dunklen Wolkenfront verfolgt, die uns aber zum Glück nicht einholt. Wir schlagen unser Zelt am Mahinapuasee auf und lauschen im dichten Wald um den Zeltplatz dem Gesang des Bellbirds. Der darauffolgende Heiligabend beginnt nass. Während wir im Zelt bei Lebkuchen auf eine Regenpause warten, um die 12 km nach Hokitika zu fahren, wird es immer schlimmer. Am Nachmittag müssen wir dann los, weil wir nicht genügend Proviant für eine weitere Nacht hier haben. Als wir starten setzt das Unwetter noch eins drauf: in strömenden Regen und Gegensturm fahren wir die endlos erscheinenden 12 km in die Stadt. Dort leisten wir uns ein Zimmer mit Küche und Bad, kaufen ein und trocknen alles. Als Weihnachtsgeschenk gibt’s für jeden von uns einen neuen Hinterreifen 🙂 und zum Weihnachtsschmaus Kartoffelspalten, Gemüse und Hähnchenschnitzel!
Am nächsten Tag verschont uns der Regen und wir fahren mit neuem Reifen zum Lake Kaniere und von dort aus auf den erst vor einigen Wochen eröffneten “Westcoast Wilderness Trail”. Der Radwanderweg führt uns durch dichten, tropfenden Regenwald – ein richtig herrliches Erlebnis! Am Abend fahren wir auf den Campingplatz in Goldsborough, wo wir am Morgen unser Glück mit einer alten Goldgräberpfanne am Fluss versuchen. Leider ist vom einstigen Goldrausch nicht mehr viel übrig, aber Robert findet trotzdem ein glitzekleines Stück Gold. Dann folgen wir dem Radweg nach Kumara und an der Küste entlang zwischen Flachs, roten “Christmastrees” und riesigen Hortentienbüschen hindurch nach Greymouth. Die Stadt ist bei Sonnenschein überhaupt nicht grau und wir lassen uns einen Weihnachtsbraten (Broiler=Grillhendl) schmecken. Am Abend geht’s zum “Hobbit 2“ – schön endlich mal wieder ins Kino zu gehen! Um rechtzeitig zum Jahreswechel beim “Twisted Frequency“-Festival in den Marlborough Sounds zu sein, nehmen wir am 27.12 einen Bus nach Nelson. Die 6-stündige Fahrt ist bis auf den Halt bei den “Pancake-Rocks”, einer beeindruckenden Steilküste mit geriffelten Felsen und “Blowhole” ziemlich langweilig.
Von den sieben Tagen, die wir an der Westküste verbrachten, waren glücklicherweise nur zwei wirklich verregnet. Deshalb wird uns die Region mit ihren üppigen Wäldern, Bellbirds, Neuseelandtaupen (echt große Vögel!) und wilden Stränden als eine der schönsten in Erinnerung bleiben!
Der Norden der Südinsel ist aufgrund seines meist schönen, warmen Wetters und der Strände die Haupturlauberregion für die Neuseeländer, die es lieben mit ihren Wohnmobilen, Booten und allem, was einen Motor besitzt, herum zufahren. In Nelson machen wir einen Rekordeinkauf für die nächsten sieben Tage und fahren vollbeladen aus der Stadt. Ein paar Mirabellen vom Wegesrand müssen auch noch mit… Bald geht die flache Straße in Berge über und gelegentliche Regenschauer begleiten uns (soviel zum besten Wetter der Insel…). Die Strecke ist kurvig und die Leute fahren und überholen wie die Irren mit ihren übergoßen Bootsanhängern. Nach 80 km schlagen wir unser Lager neben vielen Kiwis mit ihren hausgroßen Zelten und Schiffen hinter der Marina in Havelock auf. Am nächsten Tag biegen wir auf dem Weg zum Festival, das 80 km entfernt von der Hauptstraße in den Fjorden stattfindet, in den Kenpuru Sound ab. Leider geht der Nieselregen in andauerndes Schütten über, sodass wir nass über die unzähligen kleinen und größeren Hügel strampeln ohne etwas zu sehen. Die Küste ist steil, aber die Straße geht hinab in jede kleine Bucht… Wir kommen an einigen überfüllten und schlammigen Zeltplätze vorbei und sind froh am Abend eine große Wiese am Kenpuru Head zu finden. Endlich hört es auch auf zu regnen. Am 30.12 fahren wir die letzten 30 km zum Festival und sehen diesmal auch etwas von der schönen Landschaft. Bevor wir unser Ziel erreichen müssen wir noch einen langen, steilen Berg erklimmen, von dem wir einen schönen Ausblick über den Pelorus Sound haben. Das Festival ist mit 700 Besuchern sehr überschaubar. Leider bestätigt sich die Befürchtung, dass auf beiden Bühnen nur elektronisches BUMBUM läuft – nicht so ganz unser Ding. Dafür ist es erfrischend mal wieder ein paar freakige Leute zu sehen. Der letzte Tag des Jahres ist mit Abstand der wärmste, den wir bisher in diesem Land erlebt haben. Wir spazieren die Bucht entlang und können endlich mal wieder im Meer baden! Nachdem wir uns am Nachmittag ein paar lokale HipHop-Bands angeschaut haben, beobachten wir am Abend die Jongleure mit ihren abgefahrenen Spielzeugen bei der Feuershow. Mitternacht verläuft leider sehr unspektakulär ohne Countdown oder so (die Leute sind wahrscheinlich schon zu zugedrogt…). Am Neujahrstag trauen wir uns bis zum späten Nachmittag nicht aus dem Zelt, weil es wiedermal regnet… Danach hören wir uns einige ganz gute Garagenbands an. Am folgenden Tag radeln wir im Trockenen über die unzähligen Berge und Buchten zurück und genießen die schöne Aussicht. Wir stoppen 15 km vor Picton auf einem DOC-Zeltplatz. Das letzte freie Plätzchen ist direkt am Ufer in einer Kuhle… Am Abend zieht ein heftiger Sturm auf und unser Zelt biegt sich in Regen und Wind. Am Morgen fließt ein Bach unter unserem Zelt, aber innen ist es trocken. Wir trotzen dem Wetter und fahren nach Picton, wo wir mit viel Glück direkt auf die Fähre nach Wellington auf der Nordinsel kommen. Dort fahren wir bei 140km/h Wind zu einem Hostel, wo wir unser Zelt mit extra Schnüren auf der Wiese festnageln und es im Nu trocknet. Die 54 Tage und 2271 Kilometer auf der Südinsel waren trotz einiger Regentage eine unvergessliche, lehrreiche und wunderschöne Erfahrung.

Und so sportlich sahen wir dabei aus:)

Westcoast-Marlborough / Google Photos