Indien 2016 – Taj Mahal, Keoladeo Nationalpark und der Smog

Die Nacht im Zug ist sehr angenehm und wir können gut schlafen. In der Holzklasse geht es am nächsten Morgen weiter nach Agra. Hier besuchen wir mithilfe unseres TukTuk-Fahrers das Agra Fort – eine beeindruckende Festung und schauen uns den Sonnenuntergang am Taj Mahal an – ein schönes Bauwerk mit hübsch geformten Kuppeln. Angeblich das schönste Gebäude der Welt. Toll! Die Sonne versinkt im Smog. Einem alten Baba wechseln wir 1,50€ in 100 Rp und machen ihn damit überglücklich – obwohl der Kurs für uns auch nicht schlecht war 😀
Den nächsten Morgen müssen wir früh raus, um das Taj Mahal im Smog erwachen zu sehen. Wir gehen rein, bestaunen die floralen Muster der Edelsteinintarsien im Marmor und gehen bald darauf wieder. Es ist ein wirklich schönes Bauwerk, nur wirkt es mit den vielen Touristen und der schlechten Luft mäßig bezaubernd. Wir frühstücken und steigen in den Bus nach Bharatpur, wo wir am Mittag ankommen. Unsere letzte Station auf diesem Trip soll nochmal ein Nationalpark sein. Wir checken im Birders Inn ein- zur Abwechslung ein schickes Hotel. Am Eingang leihen wir uns indische Fahrräder und radeln in den Park. Schon auf den ersten Metern werden wir von vielen exotischen Tieren begrüßt: Überall entdecken wir Pfauen und zwitschernde Vögelchen. An einem verwachsenen Teich leben verschiedene Reiher, Enten, riesige orange Käfer und ein Blue Bull (Antilope) läuft langsam ins Gebüsch als er uns bemerkt. Daneben ist ein zugewucherter Tempel in dem zwei Babas und hunderte Affen leben. Die Männer winken uns herein und werfen umringt von dutzenden Affen Teigkugeln auf die Stufen zum Teich. Dabei machen sie lautes Geschrei. Nach wenigen Minuten tauchen zwei Schildkröten mit weichen Panzern auf und holen sich die Leckerbissen. Gemütlich futtern sie. Nach dem Tempel treffen wir eine Wildschweinfamilie am See. Kurz darauf läuft ein großer Hirsch über den Weg. Da wir uns auf unseren “stylischen” Rädern leise fortbewegen, bemerken uns die Tiere erst spät. Nun kommen wir zu einem großen überfluteten Areal. Hier stehen Kühe im Wasser und wir können unterschiedlichste Störche, verschiedene Eisvögel, Reiher, … beobachten. Wir wagen uns noch etwas weiter in die Wildnis. Langsam dämmert es. Wir können Schakale hören und beobachten und eine Menge Hirsche und Blue Bulls sind zu sehen. Wir genießen den Sonnenuntergang auf einem Aussichtspunkt. Am nächsten Morgen machen wir eine kleine Bootsfahrt und sehen noch einige Vögel bei der Jagd nach Frühstück.
Leider müssen wir den Park gegen 10 Uhr schon wieder verlassen, da heute Nacht unser Flieger zurück geht. Am Busbahnhof in Bharatpur beginnt das Chaos von Neuem. Wir hatten vorher Tickets gekauft, nur den Bus dazu gibt es nicht. Wir fragen uns irgendwie durch. Irgendjemand hat Mitleid, irgendwann befindet man sich in irgendeinem Bus – wie immer. Die Fahrt (5 Stunden) ist anstrengend. Wir haben im Local-Bus zwar einen Sitzplatz, aber die Menschen, die stehen, lehnen sich auf uns – wir harren aus. Aus den 5 Stunden werden 7 oder so und wir kommen am Abend im völlig versmogten Delhi an. Man atmet nur Abgase hier. Später erfahren wir in den Nachrichten, dass sich die Luftverschmutzung durch das Diwali-Feuerwerk noch verschlimmert hat und einige Fabriken abgeschaltet wurden.
http://www.tagesschau.de/ausland/indien-smog-101.html
In Delhi gehen wir noch etwas Essen und machen uns dann mit der U-Bahn auf zum Flughafen. Pünktlich 01:50 Uhr nachts endet ein aufregender, anstrengender und inspirierender Trip, auf dem wir unsere Welt wieder von einer neuen Seite kennenlernen durften.
Hier geht’s wieder zu ein paar Fotos:

Agra & Bharatpur / Google Photos

Indien 2016 – Heiliges Varanasi

Am 29.10.16 geht’s Robert zum Glück wieder besser und wir treten die Erste Etappe unseres langen Reisetages Richtung Osten an. Unser Reiseziel ist Varanasi. Es ist Diwali – das wichtigste Fest im indischen Kalender und ganz Indien ist mit uns auf den Beinen in die “heilige Stadt”. Komfortabel (2AC) erreichen wir am Nachmittag die Hauptstadt Neu Delhi. Um den Bushalteplatz zu finden, begeben wir uns wieder einmal auf eine Hetzjagd im TukTuk. Es geht weiter mit dem Sleeper-Bus nach Varanasi. Wir werden in eine Box verfrachtet, die Franzi jetzt schon beengend findet. Eigentlich ganz gemütlich in unserer Schlafmulde. Doch sobald sich der Bus in Bewegung setzt, beginnt Franzi Tüte für Tüte zu füllen. Nach einer anstrengenden Nacht erreichen wir Varanasi. Im Guesthouse schlafen wir uns noch ein wenig aus und erkunden dann die Ghats (Badestellen) der Stadt. Die Menschen hängen rum, waschen sich, ihre Kleidung, huldigen ihrem heiligen Fluss oder verbrennen ihre Toten hier. Wirklich interessant. In der chaotischen, lauten und engen Altstadt ist alles unterwegs. Wir beobachten die Hinduzeremonie am Fluss und drängen uns dann wieder Richtung Hostel. Das Lichterfest Diwali wird mit Feuerwerk und Geböller gefeiert. Ein bisschen Silvester im Oktober.
Der nächste Tag beginnt 05:00 Uhr früh. Wir wollen die morgendlichen Aktivitäten am Ganges mit einer Bootstour beobachten. Mit dem Aufgehen der Sonne strömen gläubige Hindus zu den Ghats, um sich rein zu waschen. Wir genießen den Sonnenaufgang und die spannenden Eindrücke. Später lassen wir uns wieder von der Stadt verschlucken und durch die engen Gassen treiben. Wir jagen Souvenirs, probieren das beste Lassi der Stadt, saugen Impressionen ein. Bei dem Lärm, Gehupe, Geschiebe und Verkehrschaos sind wir aber schon am frühen Nachmittag platt. Wir beobachten eine Totenzeremonie am Ganges und lassen später den Abend entspannt auf der Dachterrasse unserer Unterkunft bei Nudeln und Reis ausklingen.
Am Abend des 01.11. geht unser Nachtzug wieder zurück nach Delhi – wir wollen noch das Taj Mahal sehen!

Varanasi Okt-2016 / Google Photos

Indien 2016 – Amritsar: Goldener Tempel und Grenztheater

Am Morgen des 25.10.16 holen wir uns zum letzten Mal leckere Choco-Crossaints aus dem Himalaya Tea Shop, bevor uns ein Taxi nach Kangra bringt. Hier steigen wir in den Toy Train, eine langsame Schmalspurbahn, nach Pathankot. Die Aussicht ist durch die niedrigen Fenster vor allem für Robert etwas eingeschränkt, aber die vorbeiziehende Landschaft ist sehr hübsch: zuerst noch hügelig und üppig mit Bäumen, Sträuchern und bunten Blumen bewachsen, danach flacher und trockener. Nach 4,5 Stunden erreichen wir Pathankot und satteln dort auf den lokalen Bus nach Amritsar um. Von nun ab ist die Luft staubig, voller Abgase und wird immer dicker… Der Müll und Dreck in den Dörfern am Straßenrand ist schockierend! Die Fahrt scheint endlos und als wir endlich das Stadtgebiet von Amritsar erreichen wird es noch schlimmer. Überall sind die Straßen verstopft mit Auto- und Fahrradrikschas, Busse, Trucks, Pferdekarren, Rädern, Traktoren, Rollern und Fußgängern. Es ist inzwischen dunkel und die Scheinwerfer strahlen nur dicke Rauch- und Staubwolken an. Auch der Gehörsinn wird aufs Äußerste strapaziert, da es im Chaos hilfreich scheint, laut und langanhaltend zu hupen. Unserem Bus wird die Einfahrt durch das Stadttor verwehrt und so geht das Geschiebe und Gedränge in eine andere Richtung weiter, bis wir schließlich am Busbahnhof ankommen. Wir steigen in die nächste Autorikscha, ziehen noch eine Schicht Stoff mehr über unsere Nasen und fahren in die Altstadt. Wir werden irgendwo rausgeworfen und finden mittels MapsMe-Navigation unseren Weg in eine Straße voller Hotels -immer auf der Hut, dass uns niemand über die Füße fährt! Wir nehmen ein einfaches, etwas überteuertes Zimmer ohne weiter zu suchen und sind erstmal heilfroh, angekommen zu sein. Kurz darauf stellen wir fest, dass nur 200 m weiter, eine große, saubere Fußgängerzone zum Goldenen Tempel führt. Das Spazieren zwischen den vielen Läden und Menschen hier, erscheint uns als pure Erholung. Wir sehen eine große Menschenansammlung – alles Sikhs-, die mit Gesang zum goldenen Tempel pilgern. Wir folgen ihnen fasziniert bis zum Eingang, beschließen aber den Tempelbesuch für morgen aufzuheben.
26.10. Nach dem Frühstück (Mix Kulcha) laufen wir das kurze Stück zum berühmten goldenen Tempel, der bedeutendsten Pilgerstätte der Sikhs, die hier in Scharen mit ihren bunten Turbanen, Baumwollgewändern, langen Bärten, geschwungenen Dolchen und silbernen Armreifen umherlaufen. Wir geben die Schuhe ab und betreten den Tempelkomplex: ein großes Wasserbecken umgeben von Marmor und in der Mitte der Goldene Tempel. Eine sehr eigenartige, aber angenehme Musik ertönt überall zusammen mit dem gesungenen Gebet. Die Atmosphäre ist absolut bezaubernd und wie automatisch schließen wir uns den anderen Menschen an, die um das Wasserbecken spazieren. Überall baden Pilger am Rand und trinken das heilige Wasser. Über eine Brücke gelangen wir in den goldenen Tempel, wo ein Sikh-Guru aus dem heiligsten Buch singt und andere diese merkwürdige Musik machen. Noch nie hat eine heilige Stätte so eine Wirkung auf uns gehabt. Wir schauen uns noch die teilweise brutalen Gemälde zur Geschichte der Sikhs im Museum an, bevor wir den Komplex wieder verlassen. Vor dem Eingang spricht uns ein Besucher aus Bihar an (neben den ständigen Selfie-Anfragen :-D). Er verbringt hier einige Tage, schläft und isst im Tempel, wo es für Pilger, Besucher und Bedürftige alles umsonst gibt. Am Nachmittag fahren wir im Sammeltaxi zur pakistanischen Grenze. Hier wird jeden Tag ein großes Spektakel um das Einholen der Fahnen veranstaltet. Auf beiden Seiten stehen Tribünen für die Zuschauer und auf der indischen Seite herrscht Volksfeststimmung mit ausgelassenen Tänzen. Die Musik aus den Boxen, die jeweils auf das andere Land ausgerichtet sind, ist ohrenbetäubend. Dann beginnt die Show. Die herausgeputzten Grenzsoldaten werfen ihre Beine um die Wette in die Höhe und schleudern provozierende Fäuste Richtung Grenztor. Schließlich werden die Fahnen langsam eingeholt und das Tor verschlossen. Dann ist das Spektakel vorbei und alle fahren heim. Am Abend besuchen wir erneut den Tempel und genießen die besondere Stimmung.
Am nächsten Tag wollen wir einen Versuch starten, ein Stück Natur zu sehen. Wir fahren mit dem Taxi ca. 90 Minuten nach Harike – einem Feuchtgebiet am Zusammenfluss des Beas und Seithey. Leider kennt sich unser Fahrer nicht aus und fragt sich durch. Wir holen mit etwas bürokratischen Aufwand eine Genehmigung (für was auch immer). Er fährt uns weiter an einen Sikh-Tempel, von wo aus laut Internet die Pfade ins Vogelschutzgebiet beginnen. Er führt uns in die Tempelanlage, wo wir mal wieder viele neue Bekanntschaften machen. Der bewaffnete Sicherheitsmann führt uns durch den Tempelkomplex, nur den Weg in den Park will uns niemand zeigen. Nach ein paar Selfies können wir uns dann aber doch auf den Weg machen und spazieren einen sandigen Weg entlang des Flusses. Der Park ist noch im Entstehen und so machen wir mit den Bauarbeitern zur Abwechslung ein paar Selfies. Nach ewigen Suchen können wir dann doch noch ein paar Reiher und Kormorane beobachten…und dann passiert es – Robert fällt die schöne neue Kamera ins Wasser. Trotz schneller Reaktion gibt unsere Kamera in diesem Moment unter wildem Flimmern den Geist auf. Ab jetzt muss also das Handy reichen. Zu allem Überfluss verhindert ein gewaltbereiter Affe das weitere Erkunden des Gebietes und so brechen wir unseren “Naturausflug” leicht frustriert ab 😀 Am Nachmittag buchen wir in einem langwierigen Prozess Zug- und Bustickets nach Varanasi für den nächsten Tag. Abends gehen wir erneut in den Tempel und essen diesmal auch dort. In den riesigen Speisesälen werden täglich im Akkord ca. 80.000 Menschen umsonst verköstigt. Das Essen (Dal, Milchreis, Curry, Rettich, Roti) wird in Badezuber-großen Töpfen gekocht und dann aus Eimern verteilt – absoluter Wahnsinn”

Leider hat Robert das Essen im Tempel gar nicht vertragen und alles wieder von sich gegeben. Somit sind wir am nächsten Tag reiseunfähig – unsere Tickets müssen wir verfallen lassen. Für morgen wird neu gebucht – hoffentlich erholt er sich…

Hier könnt ihr den Goldenen Tempel bestaunen:

Amritsar Okt-2016 / Google Photos

Indien 2016 -McLeod Ganj: Zu Gast beim Dalai Lama

Nach einer rasanten, leider schlaflosen, Nacht im Bus kommen wir viel zu zeitig – früh 4 Uhr – in McLeod Ganj an. Wir warten geduldig auf das erste Tageslicht bevor wir den steilen Weg nach Dharamkot hinauf steigen und uns ein passendes Zimmer in dem Dschungel aus Hotels und Pensionen suchen. Nachdem wir etwas Schlaf nachgeholt haben, schauen wir uns in den Dörfern Bhagsu und McLeod mit ihren unzähligen Unterkünften und Souvenirshops aller Arten um. Die nächsten beiden Tage setzen wir unsere Vorhaben für diese Gegend teilweise in die Tat um:

  • wir besuchen den Tsuglagkhang-Tempelkomplex des Dalai Lama
  • beim Tibet-Museum stehen wir leider zweimal vor verschlossenen Türen, ebenso beim Museum für tibetische Medizin
  • der Kochkurs klappt beim zweiten Anlauf und wir lernen in Sangyes Kitchen die Zubereitung von Momos und einiges mehr über Tibet und seine Flüchtlinge
  • eine tibetische oder ayurvedische Massage lässt sich spontan leider nicht vereinbaren, wie Franzi enttäuscht feststellen muss
  • bird watching: wir gehen früh zeitig an den Waldrand und lauschen den erwachenden Vögeln, sehen aber leider keine
  • Souvenirs shoppen, immer wenn etwas anderes mal wieder nicht funktioniert hat, gehen wir bummeln…
  • und natürlich die Wanderung zum Triund…

… Da das Tibetmuseum den zweiten Tag geschlossen hat,  machen wir uns spontan zum Triund auf. Wir sind überrascht wie viele indische Touristen diese Wanderung machen. Es geht zuerst zum Galu-Devi-Tempel und dann ca. 2 Stunden recht steil hinauf. Auf dem Bergrücken unterhalb des Gipfels stehen viele Zelte und einige Dhabas. Wir machen Pause und genießen die Luft 🙂

Nach dem Abstieg vom Triund gehen wir im Ort zum Tibetan Folk Music Concert im Seed Cafe. Dabei werden uns Volkslieder aus verschiedenen Regionen Tibets auf typischen lokalen Instrumenten vorgespielt und gesungen. Ein sehr interessanter Abend!

Anschließend verlassen wir die schöne Bergregion Himachal Pradesh, um weiter Richtung Westen zu ziehen.

Ein paar Eindrücke aus McLeod und Umgebung:

McLeod Ganj Okt-2016 / Google Photos

Indien 2016 – Wolkenlos in Spiti

Am 15.10.16 früh um 5 Uhr traben wir durch die Finsternis hinunter nach Manali zum Jeep-Abfahrtsort. Nach einem Chai und längerem Warten geht’s endlich los – auf nach Spiti, einer abgelegenen, rauen Bergregion an der tibetischen Grenze. Wir sind nur 4 Passagiere in unserem Jeep und können daher die herrliche Aussicht gut genießen. In neun Stunden führt uns eine teils asphaltierte, teils im Flussbett verlaufende Piste über den Rohtang (3979m) und den Kunzum Pass (4550m) von Manali bis nach Kaza (3600m), der Hauptstadt von Spiti. Schon nach wenigen Stunden verwandeln sich die grünen Berge in eine raue, steinige Landschaft fast ohne Vegetation, aber mit schneebedeckten Gipfeln und langen Gletschern. Wir folgen dem Wasserlauf des Spiti und machen Mittag an der “Raststation” in Batal: einem urigen Dhaba (=lokales straßenseitiges Restaurant), in dem ein Ehepaar alle Reisenden mit Tee und Thali versorgt. der Gastraum gleicht einer Höhle in der alle an niedrigen Tischen sitzen und schmatzen – es schmeckt ausgezeichnet! Am Nachmittag erreichen wir Kaza und nehmen uns ein Zimmer im WinterWhite-Gästehaus. Hier oben ist es ganz schön frisch und wir bibbern heftig bei der bucket-shower (eine Duschmethode bei der man sich mit einem kleinen Gefäß das Wasser aus einem großen Eimer überschüttet) 🙂 Am nächsten Morgen versuchen wir vergeblich funktionierende Fahrräder für uns und einen französischen Mitreisenden zu finden. Wir ändern daher den Plan und lassen uns von einem Taxi nach Dankhar weiter flussabwärts bringen. Dort wandern wir vom Dorf aus hinauf zum Dhankar See, der zur Hälfte ausgetrocknet ist, aber trotzdem zusammen mit dem Manirang (6593m) im Hintergrund eine wundervolle Kulisse bildet. Wir genießen die Aussicht auf die Berge und das Dorf, was auf verblüffende Weise in eine geschützte, runde Kuhle zwischen Berg und Fluss gebaut ist. Wir steigen wieder ab und besuchen das 800 Jahre alte buddhistische Kloster, was an einer haarsträubenden Klippe errichtet wurde und leider einsturzgefährdet ist. Die Zimmer sind niedrig und die Decken aus Ästen und Lehm. Ein Mönch winkt uns fröhlich herein, er ist der einzige hier seit die anderen Mönche 2003 in das neue Kloster am Dorfeingang umgezogen sind. Oben ist das Kloster in den Berg hinein gebaut und wir betreten eine ruhige, dunkle Meditationshöhle. Am Nachmittag gehen wir in Kaza erneut auf die Suche nach Fahrrädern und diesmal wird unsere Hartnäckigkeit belohnt. Somit können wir am nächsten Vormittag in einer kleinen Gruppe – der Franzose Thomas und der Inder Anant aus Mumbai haben sich uns angeschlossen- flussaufwärts starten. Die Räder sind gewöhnungsbedürftig: Bremsen schleifen heftigst, Schaltungen funktionieren nur teilweise… Die ersten Meter aus Kaza heraus kommen tierisch anstrengend vor – auf dieser Höhe braucht der Körper immer eine Weile bis er hochfährt 🙂 Wir radeln die leicht auf und ab gehende Straße am Fluss entlang bis nach einigen Kilometern der Abzweig nach Kee kommt und die Straße steiler wird und gelegentliche Serpentinen für uns bereithält. Die Aussicht entschädigt für alle Mühen. Gegen Mittag erreichen wir Kee Gompa (4166m), das älteste und noch genutzte Kloster von Spiti. Einer der 350 hier lebenden Mönche führt uns durch das Gebäude und lädt uns auf dem Dach zum Tee ein. Wie in Dhankar gibt es auch hier ein Zimmer, in dem der Dalai Lama schläft, wenn er auf Besuch kommt. Nach ein paar Nüssen und Bananen zur Stärkung strampeln wir zusammen mit Anant weiter hinauf. Im Schneckentempo erklimmen wir Kurve für Kurve, treffen Straßenarbeiter (Familien, die Teer überm Feuer heiß machen und in die Löcher auf der Straße verteilen) und sehen das alte Seil über einer tiefen Schlucht, an dem sich die Dorfbewohner in einem kleinen Korb angeblich öfter hinüber hangeln. Dann erreichen wir Kibber (4270m), ein kleines, abgelegenes Dorf, dessen Bewohner bald schon hinunter nach Kaza ziehen werden, um dort zu überwintern. Aktuell dauern noch die sonnigen Herbstwochen mit wolkenlosem, blauen Himmel aber bitterkalten Nächten an. Von den Einheimischen wissen wir, dass der Schnee jeden Tag einsetzen kann und das Überqueren des Kunzum Pass’ dann schnell unmöglich wird. Wir hoffen, dass der Sonnenschein noch ein paar Tage anhält 🙂 Nach einem Chai in Kibber düsen wir mit laut quietschenden Bremsen die lange Abfahrt hinunter. Kurz vor 17 Uhr kommen wir k.o. aber überglücklich wieder in Kaza an. Zeit für einen leckeren Samosa-Snack! Diese würzig gefüllten, frittierten Teigtaschen sind wirklich sooo köstlich!  Motiviert durch diese wunderbare Erkundungstour nutzen wir unseren dritten Tag in Spiti, um uns einen Scooter zu leihen und einen weiteren Tag diese Gegend der Superlativen zu entdecken. Diesmal steuern wir das Bergdorf Hikkim mit dem höchsten Postamt der Welt auf 4440 m an. Wir betanken Scooty an der höchstgelegenen Tankstelle der Welt in Kaza und quälen unser Gefährt die steilen Serpentinen nach oben – Scooty pfeift aus dem letzten Loch und springt auch nicht immer gleich an. In Hikkim einem wirklich malerischen Dorf treffen wir einige Kinder, die uns gern den Weg zum Postamt zeigen und sich riesig über eine mitgebrachte Banane freuen. Wenn man hier aufwächst hat man nicht viel außer der dramatischen Landschaft. Wir manövrieren unser Moped noch ein paar Kilometer weiter dem Himmel entgegen nach Komic (4520m), dem höchsten Dorf mit Straßenzugang in Asien. Die Aussichten von hier sind einzigartig. Ein Mönch führt uns durch das Kloster des Dorfes und wir genießen einen guten Masala Chai. Dann fragen wir, ob wir nach weiter die hohe Straße entlang Richtung Demul fahren können. “By Scooty?” – skeptischer Blick – “It’s ok, good road!” Wir fahren also weiter, jetzt auf sehr holpriger Piste, auf über 4600m. Hier lebt jetzt niemand mehr außer die Blauschafe, die wir ab und zu entdecken. In der Hoffnung, dass Scooty jetzt nicht den Geist aufgibt holpern wir langsam weiter im Sonnenschein umringt von diesem wundervollen Gebirge. Nach 2 Stunden kommen wir an eine asphaltierte Straße, der wir auch gleich noch ein Stück bergauf zu einem Pass mit guten Aussichtspunkt folgen. Oben angekommen finden wir uns auf einmal mitten in einer buddhistischen Feier wieder. Es wird gesungen, musiziert und getanzt. Der alte “Head Lama”, eine Art Priester der Region, tanzt mit ca. 50 teils traditionell gekleideten Menschen im Kreis. Sein Outfit und seine Frisur (ein mit Klebeband fixierter Dread) machen die skurrile Situation mitten in der Einöde perfekt – ein überraschender Höhepunkt eines überwältigenden Ausfluges! Etwas abgefroren düsen wir dann die Gebirgsstraße hinunter und zurück nach Kaza, da es allmählich duster wird.

Am 20.10.16 verlassen wir Spiti leider schon wieder. Drei wunderschöne Tage liegen hinter uns und wir sind etwas wehleidig, diese schöne tibetische Ruhe wieder gegen den indischen Trubel zu tauschen. Wir fahren wieder im Sammeljeep zurück, leider ist dieser diesmal voll. Das bedeutet wir sind 10 Passagiere plus Fahrer. Ausgelegt ist der Jeep wahrscheinlich für 7 oder 8. Während wir uns zu viert auf die Mittelbank quetschen und jeder mal abwechselnd eine Schulter anlehnen darf, ist es auf der schmaleren Rückbank noch kritischer – “You’re sitting on me” hören wir es von hinten ächzen. Naja, es sind ja nur 9 Stunden 😉 Da auch auf dem Dach das Gepäck meterhoch gestapelt ist, kommen wir nicht allzu schnell voran. wir harren aus und erholen uns in Manali eine Weile im hübschen Garten des Chandra Guesthouse, bevor wir uns im Dunkeln auf die Suche nach dem Nachtbus Richtung Dharamsala machen…
Hier geht’s zu den Bildern dieser magischen Landschaft:

Spiti Okt-2016 / Google Photos

Indien 2016 – In und um Manali

Am Vormittag des 10.10.16 erreichen wir Manali im Bundesstaat Himachal Pradesh, ein lebhafter Ferienort auf 2000m Höhe umringt von mächtigen Bergen. Wir beziehen ein schönes Zimmer mit Balkon und reichlich Platz. Wir lassen uns unser erstes Indian Breakfast bestehend aus Aloo-Parantha (dünner Eierkuchen gefüllt mit Kartoffel-Zwiebel-Mus und in Butter/Ghee gebraten), Quark und Masala-Tee schmecken. Danach kaufen wir Proviant für unsere geplante Wanderung und spazieren durch die Stadt hinauf zum Manu-Tempel in Old Manali. Hier ist es herrlich ruhig und entspannt, was nach dem Delhi-Stress sehr gut tut. Nach einem reichlichen Abendessen mit Momos (tibetische Teigtaschen), Thali (Nationalgericht mit Reis, Linsen und Curry) und Paneer Butter Masala gehen wir zeitig schlafen, da Robert sich in Delhi ein paar fiese Bakterien eingefangen hat.

Am Tag darauf bringt uns der lokale Bus in langsamem Rüttel-Tempo ins Nachbardorf Naggar. Von hier aus starten wir den Malana-Trek, in dem wir uns zum Weg durchfragen. Er beginnt mit einem steilen Aufstieg ins alte Bergdorf Rumso mit hübschen Holzhäusern und Tempeln. Leider gibt’s hier keinerlei Beschilderung und so fragen wir weiterhin. Es geht steil hinauf in den Wald und uns wird klar, dass die Wegfindung hier sehr viel schwieriger ist als bei unseren Wanderungen in Nepal, da sich die Pfade hier oft verzweigen oder einfach verschwinden. Ab und zu treffen wir Menschen, die mit dem Kopf wackeln und uns eine grobe Richtung zeigen. Mit Glück und Instinkt erreichen wir die Bergwiese Ganachalani (2700m) mit einer Schäferhütte. Die Schäfer lassen ihre Tiere hier grasen und wir schlagen unser Zelt ein paar Meter entfernt auf. Mit viel Geduld errichten wir ein kleines Lagerfeuer, um uns bei den sinkenden Temperaturen warm zu halten. In den Sommerschlafsäcken ist es etwas frisch und wir sind am nächsten Morgen entsprechend müde. Trotzdem sind wir hochmotiviert die 900 Höhenmeter und unzähligen Richtungsentscheidungen hin zum Chandrakani-Pass (3600m) zu überwinden. In der alpinen Landschaft hier oben treffen wir niemanden mehr. Gegen 14 Uhr erreichen wir den Pass und genießen die Aussicht über die Täler und entfernten Gipfel. Der eigentliche Plan war den steilen Abstieg zu nehmen und heute noch Malana zu erreichen, um eine weitere kalte Nacht zu vermeiden. Allerdings verpassen wir die unscheinbare Weggabelung und nehmen den langen Weg durchs Malana-Tal. Nach langer Wanderung über Stock und Stein erreichen wir wieder eine Wiese mit Schäfern. Geschafft platzieren wir unser Zelt etwas abseits und sind froh, dass die Hütehunde auch über unser Zelt wachen. Gut ausgeschlafen machen wir uns am nächsten Morgen auf den Weg durch das sogenannte „magic valley“. Wieso das Tal diesen Namen trägt, wird uns klar, als wir die ersten Hanfplantagen passieren. Auf ca. 3000m wird hier das angeblich beste Haschisch der Welt, „Malana Cream“, in unglaublichen Ausmaß angebaut. Es ist wieder sehr schwierig den Weg auszumachen und so verirren wir uns immer weiter in dem Labyrinth aus Hanffeldern, die in voller Blüte stehen. Vereinzelt sitzen Haschischbauern an ihren Feldern und ernten ihre Pflanzen bei indischer Dudelmusik. Verzweifelt und ein bisschen beängstigt durch das Wissen, dass im Tal schon Touristen „verschollen“ sind, fragen wir zwei Arbeiter, die uns wieder auf den richtigen Weg leiten. Die Situation fühlt sich total surreal an und wir können nicht einschätzen, ob das gefährlich ist oder nicht. Auf den nächsten Kilometern wird uns bewusst, dass das gesamte Tal vom Drogenanbau lebt – jung und alt ist mit der Ernte beschäftigt. Der Abstieg nach Malana dauert ewig und wir schleppen uns nach 10 Stunden wandern in ein einfaches Guesthouse. Die Leute in Malana sind eher gruselig und das Dorf ist trotz seiner Berühmtheit nicht schön.

Am 14.10.16 verlassen wir mit dem Jeep das Tal und ein Bus bringt uns nach Kullu, wo wir das Dussehra Fest besuchen: Jahrmarkt. Wir essen unser erstes richtiges lokales Essen, schauen den mit Menschen überfüllten Markt an und bewundern die Gottheiten, die aus den umliegenden Dörfern hierher getragen und in einem Zeltlager aufgebaut werden. Gegen Abend kommen wir zurück nach Manali, wo wir uns einen Tag Erholung nach dem Trek gönnen 😉

Hier ist der Link zum Album:

Manali-Malana Okt-2016 / Google Photos

Indien 2016 – Auftakt

Tagebucheintrag 07.10.2016
2013 hat der heftige, zerstörerische Monsun Indiens unsere Pläne durchkreuzt und wir konnten nicht von Nepal nach Nordindien reisen. Jetzt, 3 Jahre später, ist es endlich soweit: Wir sitzen im Flieger nach Neu Delhi! Und wir sind mächtig gespannt, was uns am Ende dieses doch etwas wackeligen Fluges erwarten wird. In den letzten Tagen haben wir dann doch mal etwas geplant und Ideen gesammelt, für die die vier Wochen schon wieder viel zu kurz sind: Trekken, Kochkurs, Eisenbahn fahren, Yogakurs, Dschungel, Sikh-Tempel besuchen. Leider ist die Zeit zu knapp, um zur Gangesquelle zu wandern und in die Spiti-Region zu fahren. Die Entscheidung, was von beiden wir machen, schieben wir noch vor uns her…

Bereits in den ersten Tagen erleben wir viele aufregende und verrückte Momente, die uns zeigen, warum wir hierher wollten. Direkt nach unserer Ankunft am Flughafen 23 Uhr nehmen wir ein prepaid-Taxi, um zum bereits gebuchten Hotel zu fahren. Der Typ rast wie ein Irrer (alle anderen fahren weniger schnell). Da er das Hotel nicht genau kennt, drehen wir ein paar Runden durch die dunklen Gassen von Karol Bagh in denen vereinzelt Menschen liegen oder sitzen. Er fragt sich durch und die Situation ist etwas gruselig, da wir nicht wissen, ob das vielleicht ein Trick ist. Schließlich findet er das Hotel in einer Seitengasse und wir werden bereits erwartet.
Am nächsten Morgen spüren wir doch die Zeitverschiebung (3,5 Stunden) und machen unseren ersten kurzen Ausflug in der Stadt: Rund um das Hotel in Karol Bagh herrscht ein buntes, enges Treiben mit vielen Läden, Händlern, Mopeds, Rädern, Rikschas und und und … Wir wühlen uns zur Metro durch und fahren zum Connaught Place. Dort haben zwar Läden und Restaurants gerade geschlossen, aber die Bettler und Schlepper lassen trotzdem nicht von uns ab und wollen uns unbedingt zum nächsten indischen Kaufhaus bringen. Wir wollen nicht abgezockt werden und wehren uns hartnäckig. Nach unserem ersten Samosa verlassen wir den Ort etwas genervt, um am Bahnhof ein Ticket für unsere spätere Reise nach Varanasi zu kaufen. Der Bahnhof ist wie erwartet ein hektischer, unübersichtlicher Ort, den wir schnell (unverrichteter Dinge) wieder verlassen, weil wir nicht wissen an welchem der unzähligen verschiedenen Schalter wir uns anstellen sollen… Auf dem Weg zurück zur Metro begegnen wir vielen Menschen, die hier um den Bahnhof rum ihr Leben bestreiten, keine schönen Anblicke und Gerüche, aber leider keine Seltenheit hier! Mit der Metro fahren wir zu unserem Couchsurfer-Gastgeber Kamal. Das Metrosystem funktioniert sehr gut, an machen Stationen natürlich völlig überfüllt, aber trotzdem schnell und unkompliziert. Kamal bringt uns mit dem Auto zu seinem Haus in einer außerhalb gelegenen, hübschen Gegend, in der die Bewohner offensichtlich Geld haben. Er stellt uns seine Familie vor, teilt sein Haus mit uns und ist überaus bemüht, dass wir uns wohlfühlen – so viel Gastfreundschaft haben wir nicht erwartet. Seine Frau, Dimpel, begrüßt uns mit einem unverschämt leckeren Essen (Reis, Linsen, Okra-Gemüse, Pickle, Joghurt) und wir mampfen gut! Gegen Abend zeigt uns Kamal die Ausgeh-Zentren der indischen Mittelschicht. Ein großer Kontrast zu der Armut, die einem sonst in der Stadt begegnet!
Den nächsten Tag beginnen wir mit einer kleinen Meditationsrunde, bevor Kamal uns hilft, eine indische Sim-Karte zu kaufen und wir uns verabschieden müssen. Die Metro bringt uns zum Chandni Chowk, nahe der roten Festung. Gegen das was hier abgeht, war Karol Bagh praktisch menschenleer. Hier schieben sich durch die Gassen und Einkaufsstraßen Menschen und Fahrzeuge in alle Richtungen, vorbei an Bettlern, herumliegenden Hunden und Obdachlosen mit kleinen Kindern, Händlern und Gläubigen, die in und aus Tempeln strömen. Es ist unmöglich einen klaren Gedanken zu fassen oder beim Laufen einen Moment zu zögern. Überall brüllt der Lärm der Menschen, Motoren, Bauarbeiten und ohrenbetäubende Musik aus den Tempeln. Dabei mischen sich abwechselnd Gerüche von Räucherstäbchen, luftverpestenden Abgasen, Obst, Kloake und Müllbergen. Es ist einfach unglaublich. Die Erfahrungen aus anderen intensiven Städten, die wir bereits bereist haben (vor allem Kathmandu und Manila) helfen uns, hier nicht durchzudrehen, sondern auf Autopilot zu schalten. Wir schieben uns die Straße entlang und erreichen schließlich schweißgebadet die rote Festung mit einer etwa 300m langen Schlange am Eingang – heute also kein Besuch der Festung. Wir spazieren ein Stück die leere Straße um die Festungsmauer herum, um uns zu erholen, bevor wir wieder in das Chaos aus jungen und alten Menschen, aus Leben und Leiden treten. Wir sind bereits 3 Stunden vor Abfahrt unseres Nachtbusses nach Manali am Busbahnhof Kashmere Gate – erstmal genug Stadt! Als wir 25 min vor Abfahrt zum Steig gehen, steht unser Bus nicht an der Tafel und die Info sagt uns beim zweiten Mal nachfragen, dass wir zu einem Abfahrtsort auf der anderen Seite des Terminals müssen. Wir fragen uns zügig dahin durch, nur Bus ist keiner hier. Hilflos fragen wir herum, bekommen aber keine genauen Antworten – Franzi schon verzweifelt. Schließlich rufen wir die Nummer auf dem Ticket an und erhalten die Info, dass der Bus heute nicht hierher kommt, schnell reichen wir das Handy an den nächsten TukTuk-Fahrer, damit er die Adresse hört. Er düst mit uns irgendwohin, quer durch die Stadt – wir lassen viele Nerven bei beinahe-Unfällen bis er an einem Büro hält und weitere Infos zum Abfahrtsort erhält – Weiter geht die wilde Fahrt im Dunkeln zwischen tausenden Taxis, TukTuks und sonstigen Vehikeln – Er bremst mehrere Reisebusse durch waghalsige Manöver aus, um nach unserem Bus zu fragen – jeder bekommt Roberts Handy mit dem Ticket unter die Nase gehalten – Das letzte Stück fährt er uns gegen die Einbahnstraße hin zu einer Tankstelle, wo schon andere Reisende warten. Tatsächlich kommt nach wenigen Minuten ein Bus, der unsere Tickets akzeptiert und wir sinken erleichtert auf unsere Plätze. Als der Busfahrer uns sein Telefon hinhält, sind wir überrascht, dass Kamal dran ist. Er hat die SMS über den geänderten Abfahrtsort erhalten und sich bis hierher durchtelefoniert, um zu hören, dass wir den Bus gefunden haben. Jetzt ist alles wieder gut und wir sind beeindruckt, wie Dinge hier funktionieren.

Neu Delhi Okt-2016 / Google Photos

Geschichten von der Insel (24.05.-03.06.2014)

Little Corn – die kleine Schwester von Big Corn Island – liegt ca. 80 km vor Nicaraguas Karibikküste und hat bis jetzt ihr typisch karibisches Flair bewahren können. Auf diesem winzigen Eiland verläuft das Leben in einem entspannten Reggae-Rhythmus, nicht zuletzt weil es keine motorisierten Fahrzeuge gibt, aber dafür eine eigene Radiostation gibt. Wir verbrachten 10 Tage in diesem kleinen Paradies, was bis jetzt nur für individuell Reisende erreichbar und von Kreuzfahrtschiffen verschont ist. Im Folgenden haben wir ein paar Geschichten aus unserem Inseltagebuch für euch J

Little Corn Water Taxi (alias Corn-Island-Jetboat) – 24.05.2014

Nach unserer Landung auf Big Corn steigen wir in ein Wassertaxi um. Wir sitzen in einem nicht allzu großem, offenen Boot, was reichlich mit Lebensmitteln, Gepäck und Menschen gefüllt ist. Unsere Vorfreude auf ein paar friedliche, entspannte Strandtage am ruhigen Karibikstrand ist groß. Umso überraschter sind wir als sich mit verlassen des Hafens große Wellen vor uns aufbauen. Jede von ihnen lässt das Boot mit einem lauten Knall auf die harte Wasseroberfläche klatschen und die vornsitzenden, einheimischen Mädels aufschreien. An der Spitze des Boots steht ein besonders cooler Typ, der anscheinend dem Fahrer anzeigt, aus welcher Richtung die Wellen kommen. Jetzt wissen wir auch, warum wir unbedingt die Schwimmwesten anlegen mussten ;)Mit solch einer adrenalin-geladenen Überfahrt hatten wir wirklich nicht gerechnet, aber nach ein paar Minuten haben wir uns an das ständige Krachen gewöhnt und glauben, dass das Boot das wohl aushält… Bis zu dem Moment, in dem sich auf einmal eine blaue Wasserwand vor dem Boot aufbaut – diese Welle ist sicher doppelt so hoch wie die bisherigen und überragt das Boot um 2 Meter. Der Fahrer schaltet instintiv den Motor ab. Jetzt quiekt nicht nur der vordere Teil des Boots – ein lauter Aufschrei aller Passagiere. Wie durch ein Wunder gleitet das Boot über die Welle und landet nach einem kurzen Flug mit einem erschreckenden Knall wieder auf dem Wasser – nix passiert. Bald darauf beruhigt sich das Meer und wir erreichen Little Corn. Etwas bleich steigen wir aus und sind froh, festen Boden unter den Füßen zu haben.

Inseleindrücke – 29.05.2014

Wir sind seit 5 Tagen auf Little Corn Island und es kommt uns jeden Tag paradiesischer vor. Nach zwei schlaflosen Nächten in einer winzigen Bambushütte mit Flöhen im Bett auf der stürmischen Seite der Insel, wechseln wir auf die andere, bewohnte Seite in ein schönes Zimmer mit einem hübschen, bunten Garten und freundlichen Vermietern!
Gleich an unserem ersten Tag auf der Insel laufen wir zur Nordspitze der Insel, wo es herrliche, typisch karibische, fast menschenleere Strände gibt. Das Wasser ist in dieser Jahreszeit etwas unruhig, aber schön türkis und die einzige Abkühlung nach dem Spaziergang über die Insel. Auf dem Rückweg halten wir beim Baseballspiel, was von den Insulanern jeden Sonntag mit Spannung verfolgt wird.
Am 26.05.2014 machen wir den ersten klassischen Strandtag unserer Reise: Wir finden einen leeren Strand und faulenzen im Schatten einer Palme, sicherheitshalber außerhalb der Reichweite fallender Kokosnüsse J
Am nächsten Tag starten wir den Advanced Open Water Diver Kurs. Der erste Tauchgang dient dazu unsere Ausgeglichenheit unter Wasser zu perfektionieren. Nach einigen Rollen und schwebenden Kopfständen geht es im zweiten Tauchgang weiter mit Navigationsübungen. Uns macht der Tauchkurs durch seine vielen abwechslungsreichen Übungen und natürlich der schönen Riffe und Fische großen Spaß!

Geburtstag auf der Insel – 28.05.2014

Nachdem Roberts Geburtstag im Vorjahr, den wir krankheitsbedingt in einem Hostelbett in Peking verbringen mussten, wohl der unangenehmste Jahrestag war, ist der diesjährige schwer an Abenteuer und Inselfeeling zu übertreffen.

Wir stehen pünktlich 6:45 Uhr auf, um für ein vorzügliches Frühstück in unser Lieblingsrestaurant zu gehen. Hier werden wir von der freundlichen Familie mit Tee, Kaffee, frischen kalten Saft einer uns unbekannten Frucht, einer großen Schüssel Obst (Melone, Orange, Ananas, Mango, Kokosnuss), Gallo Pinto (Reis mit roten Bohnen), Eiern und Kokosbrot verwöhnt. Gut gestärkt gehen wir zum Tauchladen, um den ersten der 3 Tauchgänge heute anzutreten. Ein „Deep dive“, der hier bis auf 25m und nicht ganz wie vorgesehen auf 30m unter die Oberfläche geht. Diesmal sehen wir richtig viele Fische. Beim zweite Tauchgang am Vormittag nehmen wir eine Fischkarte mit, um Fische, Korallen und Schwämme direkt unter Wasser zu bestimmen. Wir staunen nicht schlecht, als wir beim Abtauchen von 6 Ammenhaien begrüßt werden. Diese schwimmen neugierig um die Menschen und einer begleitet uns sogar den gesamten Tauchgang. Nach dem plötzlichen Auftreten und der ungehinderten Ausbreitung von Feuerfischen in der Karibik, haben einige Taucher damit begonnen, diese zu jagen und an Haie zu verfüttern, damit die Haie lernen, dass sie die gefährlich aussehenden Feuerfische fressen können. Leider hat das dazu geführt, dass die Haie ihr natürliches Verhalten geändert haben und jetzt mit den Tauchern schwimmen.
Am Nachmittag gehen wir zum Geburtstagskaffeetrinken in ein Cafe und verdrücken jeder eine große Portion Tiramisu J Nach einer Siesta sind wir 17:00Uhr wieder startklar – für unseren ersten nächtlichen Tauchgang. Der Gedanke im Dunkeln vom Boot ins Meer abzutauchen, macht uns etwas nervös, aber die Neugier überwiegt natürlich. Nach dem Sonnenuntergang werden wir auf dem Boot jeder mit zwei Lampen ausgestattet und dann geht es los. Zuerst fühlt es sich etwas komisch an, in der Finsternis durch’s Wasser zu fliegen, weil man mehr darauf achten muss, wie weit man von Boden und Korallen entfernt ist. Nach ein paar Minuten haben wir uns aber daran gewöhnt und sind erstaunt wie anders die Meereswelt bei Nacht aussieht: Seesterne laufen über den Boden, Krabben und Krebse mit riesigen Muschelhäusern sind unterwegs, Stachelrochen schweben umher oder warten im Sand auf Beute, ein riesiger Oktopus bewegt sich unwirklich elegant zwischen dem Riff, 2 Schildkröten ruhen unter einem Fels und gleiten langsam, wie schlaftrunken ca. 20 cm an uns vorbei, beim Aufsteigen treibt ein großer Baracuda fast bewegungslos an uns vorbei.
Glücklich über diese schöne, neue Erfahrung gehen wir ins Lieblingsrestaurant essen – wie immer lecker Hausmannskost mit Salat und Dessert J Und wie es der Zufall will ist genau heute eine Party am Strand mit Trommeln, Tänzerinnen und DJ. Die Musik ist etwas eigenartig, aber wir lassen uns von den ausgelassen feiernden Urlaubern anstecken. Am späteren Abend zieht die Party dann um in die Happy Hut, eine Inseldisko zwischen Palmen und Mangobäumen… J

Um mich herum – 29.05.2014

Unter mir ist weicher, heller, etwas grob körniger Sand mit ein paar Löchern, wo die Krebse wohnen.
Über mir scheint die Sonne vom blauen Himmel, ab und zu kommen ein paar dicke Wolken, die der Wind aber schnell weg von der Insel bläst. Über meinem Kopf rascheln die schattenspendenden Palmblätter in der Meeresbrise.
Hinter mir steigt der braune, poröse Boden steil an. Er ist bedeckt mit runden, löchrigen Steinen und vertrockneten Blättern der dicht stehenden Palmen.
Rechts von mit ist das breiteste Stück des Strandes, teilweise überzogen mit Seetang und gesprenkelt mit braunen Kokosnüssen und deren Schalen. Dahinter an einer besonders malerischen Palme, die bis über’s Meer reicht entspannen zwei Pärchen. Am Rand des Strandes sind überall Lobster-Fallen (Holzkäfige mit nur einem Eingang) aufgestapelt, die in der „Lobster-Saison“ auf den Meeresgrund gesetzt werden, um die berühmte Delikatesse einzufangen.
Links neben mit sitzt Robert im Sand und liest Dan Brown – das Buch, was ich eigentlich lesen wollte und was wir jetzt aber aller paar Kapitel hin und her wechseln. Neben Robert steht die Flasche mit dem selbst gemischten Cuba Libre – jetzt leider schon etwas warm -, den wir aus zwei Maracuja-Hälften schlürfen, um Roberts Geburtstag nachzufeiern.
Vor uns liegt ein trockener Palmwedel und etwas Holz auf dem hellen Sand und dahinter erstreckt sich das herrlich blaue Meer, mit kleinen, vom Wind aufgeschobenen Wellen und einem alten schaukelnden Fischerboot, was vor der Küste geankert hat. Das helle Türkis verwandelt sich in immer dunkleres Blau je näher es dem Horizont kommt.

Bilder aus dem Paradies:

Corn Islands / Google Photos

In den Wellen Mittelamerikas (3.05 – 22.05.2014)

Am 3. Mai fliegen wir von Bolivien nach El Salvador. Auf dem ersten, eher unruhigen Flug bewundern wir den Titicacasee von oben, bevor uns der zweite Flug von Lima (Peru) nach San Salvador bringt. Von der Hauptstadt aus sind es nur 50 Minuten bis in den Surfort El Tunco. Auf der Fahrt vorbei an vielen Zuckerrohrfeldern fällt uns auf, dass die Menschen hier wirklich sehr ärmlich leben, manche hausen in Verschlägen aus Stroh und Wellblech… El Tunco ist dagegen eine abgeschlossene Touristenblase mit eigenen Sicherheitsleuten und Schranke. Wir gehen in ein günstiges Hostel mit großem Garten. Das Zimmer ist sehr einfach, aber dafür gibt es viele Hängematten. Der Strand hier erscheint auf den ersten Blick sehr dreckig, was aber vorallem an dem schwarzen Sand liegt. Die nächsten Tage gehen wir früh und abends zum Surfen an den Pointbreak El Sunzal. Die Wellen hier sind recht groß, aber immer konstant und auch schön anzuschauen.
Nach einigem Hin und Her verlassen wir El Salvador schließlich am 9. Mai mit dem Bus. Der bringt uns durch Honduras nach Nicaragua – das Land, in dem wir Surfen und Tauchen können J Unser erstes Ziel ist Jiquilillo im Nordwesten, wo wir auf der Wiese der entspannten Rancho zelten und zweimal am Tag surfen. Die meiste Zeit verbringen wir auch hier lesend in den Hängematten am Strand. Leider kann man hier zur Zeit nur Schaumwalzen und keine grünen Wellen reiten. Deswegen fahren wir nach 5 Tagen mit den Chickenbussen weiter nach San Juan del Sur. Der Ort ist nett. Hier muss man mit einem Shuttle zu den Surfstränden fahren. Am besten gefällt uns der Playa Remanso in einer malerischen Bucht mit immer perfekten Wellen. Der Wind vom Land, der durch den Nicaraguasee erzeugt wird, hält die Wellen ganztägig lang aufrecht, anders als an den meisten Orten, an denen der Wind ab Mittag vom Meer weht.

Die 3 Wochen am Pazifik vergehen wie im Flug. Unsere Tage bestehen ausschließlich aus Surfen, Essen, Abhängen und Schlafen. Schließlich reisen wir weiter an die Karibikküste Nicaraguas und freuen uns schon auf die Corn Islands!

Ein paar Bilder:

Surfen Mittelamerika / Google Photos

Die grüne Seite Boliviens (19.04 – 30.04.2014)

Wir sind auf dem Weg vom Hochland in die Tropen: Von Uyuni geht’s im nostalgischen Nachtbus mit nur einer Reifenpanne nach La Paz und von dort weiter runter nach Coroico. Das ist ein kleiner Ort im Nebelwald. Mit jedem Meter, den wir tiefer kommen, wird es grüner und exotischer. In Coroico finden wir eine sehr schöne Unterkunft mitten im Nebelwald mit vielen versteckten Wegen durch die üppige Vegetation. Überall flattern Schmetterlinge, Kolibris und andere farbenprächtige Vögel. Hier gefällt es uns so gut, dass wir fünf Tage bleiben, uns entspannen und die nächsten Reiseziele aussuchen.
Nachdem uns die grüne Umgebung hier schon sehr gefallen hat, freuen wir uns am 19.04 nach Rurrenabaque in das bolivianische Amazonasbecken zu fliegen. Das Flugzeug ist leider deutlich kleiner als gedacht – eine Propellermaschine mit 16 Plätzen. Wir haben ein komisches Gefühl beim Einsteigen zumal sich hinter uns ein dunkles Gewitter auftürmt… Aber die kleine Maschine bringt uns sicher auf die Lande-/Startbahn zwischen dichtem Wald, wo schon ein kleiner Bus mit den nächsten Passagieren wartet. Anstatt auf einen Flughafen werden wir direkt in den Ort gefahren und finden ein schönes Zimmer. Die tropische Wärme lähmt uns erstmal einen Tag, an dem wir langsam durch den Ort schlürfen und uns mit Nicole und Kai, die wir in Coroico kennengelernt haben, treffen.

Fünf Tage Tarzan…
Am folgenden Tag beginnt dann unser Dschungelabenteuer mit einer Bootsfahrt auf dem Fluss Beni. Bei einem Zwischenstopp bekommen wir frische Grapefruits vom Baum (aus denen nur der köstliche Saft getrunken wird) und dann drehen wir mit vereinten Kräften an einer historischen Presse, um Zuckerrohrsaft auszuquetschen. Voll lecker mit ein paar Tropfen Limettensaft *schlürf* Anschließend geht es den Tuichi-Fluss hinauf zur Dschungellodge. Nach einem leckeren Mittagessen machen wir einen ersten Spaziergang durch den Urwald und unser Dschungelführer Luis, der aus einer der lokalen Gemeinden stammt, zeigt uns viele verschiedene Ameisenvölker (Blattschneider, Wanderameisen, Giftameisen) und exotische „laufende“ Bäume. Wir sammeln Blätter, die durch Reibung rote Farbe abgeben, bemalen unsere Wangen und Robert bekommt von Luis einen praktischen Flaschenhalter aus Lianen gebaut – jetzt fühlen wir uns wie Dschungelkinder 😉 Auf dem Rückweg zur Lodge holt uns Luis noch eine frische Kakaofrucht vom Baum und wir lutschen die leckeren, süßen Kerne. An unserem ersten Abend hier lauschen wir gespannt dem Grillenkonzert, entdecken die leuchtenden Augen von 2 Nachtaffen und eine riesige, 15-cm große Tarantel an einem Baumstamm. Ein etwas kleineres Exemplar sitzt direkt über der Tür unserer Hütte. Durch das halboffene Dach haben wir auch drinnen eine große Spinne, die sehr an eine Bananenspinne erinnert, und zwei große Frösche… Wir freuen uns über das Moskitonetz!
Am nächsten Morgen gehen wir schon um 5 Uhr raus, um das Erwachen des Waldes zu erleben. Durch die dichte Bewölkung ist leider nicht so viel los. Nach einem üppigen Frühstück machen wir unseren nächsten Rundgang, auf dem wir uns an eine Gruppe Pekaris (Nabelschweine) pirschen. Als sie uns aber hören, werden sie unruhig und laufen weg. Wir rennen wie wild durchs Gebüsch und erhaschen ein paar Blicke auf die Hinterteile der Tiere 😉 Am Nachmittag beginnt dann der nächste Teil unseres Tarzanabenteuers: Wir packen unsere Rucksäcke mit Matten, Moskitonetzen und Essen und gehen los. Auf dem Weg zum nächsten Camp spürt Luis ein paar Kapuzineräffchen und eine Gruppe Klammeraffen, die sich akrobatisch durch die Bäume hangeln, auf. Etwa 15 Minuten bevor wir das Camp erreichen, hören wir ein leises Rascheln. Erst denken wir an Pekaris, aber dann klingt es eher wie Schnurren. Wir starren gespannt auf das hohe Gras ca. 10 m vor uns. Und dann sehen wir die Silhouette der riesigen Katze – ein Jaguar!! Aufgeregt folgen wir Luis, der mit zitternden Händen sein Messer hält und weiter an den vor uns liegenden Tümpel rennt, wo er die Raubkatze vermutet. Wir hören es platschen, sehen aber keinen Jaguar sondern ein Tapir, das von ihm verletzt wurde und jetzt verwirrt auf uns zu schwimmt bevor es im Dickicht verschwindet. In dieser angespannten Situation flüstert Nicole auf einmal „Franzi, da ist noch ein Mann hinter uns, mit einem noch größeren Messer!“… Langsam wird es gruselig – vielleicht ein kannibalistischer Ureinwohner? Nein, es stellt sich heraus, dass es unser Koch ist, der etwas später losgelaufen ist. Wir sind alle total beeindruckt und grinsen uns den Rest des Tages nur noch an 😉 Unser Camp besteht aus zwei überdachten Stellen zum Essen und Schlafen und einer Dschungelküche. Etwas komisch ist es schon so mitten im Dschungel unter dem Moskitonetz, wo doch der Jaguar so nah sein könnte…
Am nächsten Vormittag suchen wir uns einen geeigneten Schlafplatz, denn wir möchten die nächste Nacht gern außerhalb des Camps – direkt unter den großen Bäumen – verbringen. Nach dem Mittag fertigen wir mit Luis’ Hilfe Ringe und Ketten aus den gesammelten Palmsamen an und bringen anschließend unsere Zeltsachen an den ausgesuchten Zeltplatz. Dort bauen wir unser Lager (Plastikplane, Matten, Moskitonetze) auf und essen das mitgebrachte Abendbrot. Nach einem Weilchen am gemütlichen Lagerfeuer machen wir eine Nachtwanderung. Dabei sehen wir zwar keine Tiere, aber es ist trotzdem eine tolle Erfahrung in vollkommener Finsternis auf dem weichen Waldboden zu sitzen und nicht einmal die Hand vor Augen zu sehen. Als wir zum Lager zurückkommen müssen wir feststellen, dass unsere Schlafstelle von Ameisen überrannt wurde, die Löcher in Luis’ Moskitonetz geschnitten haben. Luis und unser Koch versuchen wie wild die Ameisen mit dem Feuer auszuräuchern. Leider kommen die fleißigen Tierchen immer wieder, sodass wir aufgeben und zum Camp zurückwandern, wo wir totmüde auf unsere Matten fallen. In der Nacht erschrecken wir heftig, als ein Gürteltier neben unseren Köpfen lautstark nach Ameisen sucht 🙂
Am Morgen ziehen wir weiter zum nächsten Camp und kommen auf unserer Wanderung an einer steilen Klippe vorbei, von der aus wir ein Pärchen hellroter Aras beobachten können. Diese großen, bunten Vögel, die ein lebenlang zusammen bleiben, sind wirklich beeindruckend! Das Camp, was wir bald darauf erreichen ist sehr idyllisch mit vielen hübschen Schmetterlingen. Den Nachmittag verbringen wir am nahegelegenen Fluss, um uns einen Fisch für den Abend zu angeln. Auf dem Weg entdecken wir eine große Gruppe Totenkopf- und Kapuzineraffen, die wie Seiltänzer durch die Baumkronen turnen. Am Flussufer stapfen wir durch tiefen Schlamm und über Treibholz, um zu einer guten Angelstelle zu gelangen. Leider sind wir trotzdem nicht erfolgreich. Luis hat einen Stachelrochen am Haken, schneidet ihm aus Sicherheitsgründen den Stachel ab und legt ihn in den Sand. Essen können wir den leider nicht…
An unserem letzten Tag im Madidi-Nationalpark steigen wir noch einmal die Klippen hinauf und haben das Glück diesmal sehr viele Aras zu sehen. Diese leben hier, weil sie ihre Nester in die Lehmklippen bauen. Dann gehen wir wieder zum Fluss, um übers Wasser zurück zur Lodge zu fahren. Wieder haben wir Glück und begegnen auf dem Weg zum Fluss einer großen Gruppe Pekaris. Wir bleiben still stehen und dann kommen zwei der Schweine auf uns zu und wandern ganz nah an uns vorbei. Am Fluss baut uns Luis ein traditionelles Floß (Mashaquipe) – wir dürfen nur assistieren. Wir treiben bei einiger Strömung flussabwärts, steuern mit langen Bambusstäben, ein Strudel spült das braune Wasser über das Floß – eine lustige Fahrt! Zurück in der Lodge bekommen wir nochmal ein hervorragendes Mittagessen bevor wir mit dem Boot weiter flussabwärts wieder in den Ort Rurrenabaque fahren. Die Zeit im Madidi-Dschungel war ein unvergleichlich, intensives Erlebnis, was wir vorallem unseren kundigen Guide Luis zu verdanken haben.

Mitten in der Pampa
Nach einem Tag Ausruhen im Ort geht’s auch schon wieder in die Natur. Diesmal machen wir eine Tour in die Pampas des Rio Yacuma, ein sehr populärer dreitägiger Ausflug von hier aus. Wieder sind wir mit Nicole und Kai und noch zwei weiteren Backpackern unterwegs. Ein Jeep bringt uns an den Rand des Sumpfgebietes, wo es mit dem Boot weitergeht. Nach einer dreistündigen Fahrt durch das Labyrinth aus Kanälen kommen wir an der Lodge an. Die Holzhütten hier stehen auf Stelzen und sind mit Holzstegen verbunden. Auch wenn der Schlamm trocken genug wäre, um über den Erdboden zu laufen, würde man es wegen der an der Lodge lebenden Alligatoren nicht wagen…Am zweiten Tag des Ausflugs fahren wir auf eine kleine Insel in den Sümpfen und machen uns – leider mit sehr, sehr vielen Touris – auf die Suche nach Riesenschlangen. Anaconda und Boa Constrictor sollen hier leben, aber alles was wir entdecken ist eine große Eule, die in den Palmen lebt. Mehr Erfolg haben wir dafür bei Piranha-Fischen. Es macht große Spaß, diese bissigen Fische, die sich gegenseitig auffressen während sie am Haken zappeln, vom Boot aus zu angeln. Die die noch ganz sind, schmeißen wir natürlich zurück ins Wasser, denn eigentlich werden die nicht gegessen – nur von den Touristen. Nachdem wir uns nun ausgiebig davon überzeugt haben, dass es hier fleischfressende Fische und Krokodile gibt, ist die nächste Aktion das Schwimmen mit den Flussdelfinen… Franzi ist leider zu ängstlich und bleibt nur kurz im Wasser, Robert hingegen schafft es mit den Delfinen zu schwimmen 🙂 Nach längerer Suche gelingt es unserem Fahrer sogar ein unsichtbares Faultier zu finden. Dieses entspannte Tier hängt mitten in einem großen Blätterbüschel und lässt sich nur erahnen. Am schönsten ist die Rundfahrt durch die engen Kanäle in der Abendsonne, auf der wir unzählige, verschiedene Vogelarten beobachten können.
Am dritten Tag geht es für uns zurück nach Rurre und am 30.04 mit dem Flugzeug (diesmal etwas größer mit 40 Passagieren) wieder ins kühle La Paz, wo wir nach 10 Tagen im Flachland einige Probleme mit der Höhe haben. Da wir aber eh nur 2 Tage hier sind, bevor es weiter nach Mittelamerika geht, ist das kein Problem 🙂

Hier sind die Fotos dieser unglaublichen Natur:

Grünes Bolivien / Google Photos