Die grüne Seite Boliviens (19.04 – 30.04.2014)

Wir sind auf dem Weg vom Hochland in die Tropen: Von Uyuni geht’s im nostalgischen Nachtbus mit nur einer Reifenpanne nach La Paz und von dort weiter runter nach Coroico. Das ist ein kleiner Ort im Nebelwald. Mit jedem Meter, den wir tiefer kommen, wird es grüner und exotischer. In Coroico finden wir eine sehr schöne Unterkunft mitten im Nebelwald mit vielen versteckten Wegen durch die üppige Vegetation. Überall flattern Schmetterlinge, Kolibris und andere farbenprächtige Vögel. Hier gefällt es uns so gut, dass wir fünf Tage bleiben, uns entspannen und die nächsten Reiseziele aussuchen.
Nachdem uns die grüne Umgebung hier schon sehr gefallen hat, freuen wir uns am 19.04 nach Rurrenabaque in das bolivianische Amazonasbecken zu fliegen. Das Flugzeug ist leider deutlich kleiner als gedacht – eine Propellermaschine mit 16 Plätzen. Wir haben ein komisches Gefühl beim Einsteigen zumal sich hinter uns ein dunkles Gewitter auftürmt… Aber die kleine Maschine bringt uns sicher auf die Lande-/Startbahn zwischen dichtem Wald, wo schon ein kleiner Bus mit den nächsten Passagieren wartet. Anstatt auf einen Flughafen werden wir direkt in den Ort gefahren und finden ein schönes Zimmer. Die tropische Wärme lähmt uns erstmal einen Tag, an dem wir langsam durch den Ort schlürfen und uns mit Nicole und Kai, die wir in Coroico kennengelernt haben, treffen.

Fünf Tage Tarzan…
Am folgenden Tag beginnt dann unser Dschungelabenteuer mit einer Bootsfahrt auf dem Fluss Beni. Bei einem Zwischenstopp bekommen wir frische Grapefruits vom Baum (aus denen nur der köstliche Saft getrunken wird) und dann drehen wir mit vereinten Kräften an einer historischen Presse, um Zuckerrohrsaft auszuquetschen. Voll lecker mit ein paar Tropfen Limettensaft *schlürf* Anschließend geht es den Tuichi-Fluss hinauf zur Dschungellodge. Nach einem leckeren Mittagessen machen wir einen ersten Spaziergang durch den Urwald und unser Dschungelführer Luis, der aus einer der lokalen Gemeinden stammt, zeigt uns viele verschiedene Ameisenvölker (Blattschneider, Wanderameisen, Giftameisen) und exotische „laufende“ Bäume. Wir sammeln Blätter, die durch Reibung rote Farbe abgeben, bemalen unsere Wangen und Robert bekommt von Luis einen praktischen Flaschenhalter aus Lianen gebaut – jetzt fühlen wir uns wie Dschungelkinder 😉 Auf dem Rückweg zur Lodge holt uns Luis noch eine frische Kakaofrucht vom Baum und wir lutschen die leckeren, süßen Kerne. An unserem ersten Abend hier lauschen wir gespannt dem Grillenkonzert, entdecken die leuchtenden Augen von 2 Nachtaffen und eine riesige, 15-cm große Tarantel an einem Baumstamm. Ein etwas kleineres Exemplar sitzt direkt über der Tür unserer Hütte. Durch das halboffene Dach haben wir auch drinnen eine große Spinne, die sehr an eine Bananenspinne erinnert, und zwei große Frösche… Wir freuen uns über das Moskitonetz!
Am nächsten Morgen gehen wir schon um 5 Uhr raus, um das Erwachen des Waldes zu erleben. Durch die dichte Bewölkung ist leider nicht so viel los. Nach einem üppigen Frühstück machen wir unseren nächsten Rundgang, auf dem wir uns an eine Gruppe Pekaris (Nabelschweine) pirschen. Als sie uns aber hören, werden sie unruhig und laufen weg. Wir rennen wie wild durchs Gebüsch und erhaschen ein paar Blicke auf die Hinterteile der Tiere 😉 Am Nachmittag beginnt dann der nächste Teil unseres Tarzanabenteuers: Wir packen unsere Rucksäcke mit Matten, Moskitonetzen und Essen und gehen los. Auf dem Weg zum nächsten Camp spürt Luis ein paar Kapuzineräffchen und eine Gruppe Klammeraffen, die sich akrobatisch durch die Bäume hangeln, auf. Etwa 15 Minuten bevor wir das Camp erreichen, hören wir ein leises Rascheln. Erst denken wir an Pekaris, aber dann klingt es eher wie Schnurren. Wir starren gespannt auf das hohe Gras ca. 10 m vor uns. Und dann sehen wir die Silhouette der riesigen Katze – ein Jaguar!! Aufgeregt folgen wir Luis, der mit zitternden Händen sein Messer hält und weiter an den vor uns liegenden Tümpel rennt, wo er die Raubkatze vermutet. Wir hören es platschen, sehen aber keinen Jaguar sondern ein Tapir, das von ihm verletzt wurde und jetzt verwirrt auf uns zu schwimmt bevor es im Dickicht verschwindet. In dieser angespannten Situation flüstert Nicole auf einmal „Franzi, da ist noch ein Mann hinter uns, mit einem noch größeren Messer!“… Langsam wird es gruselig – vielleicht ein kannibalistischer Ureinwohner? Nein, es stellt sich heraus, dass es unser Koch ist, der etwas später losgelaufen ist. Wir sind alle total beeindruckt und grinsen uns den Rest des Tages nur noch an 😉 Unser Camp besteht aus zwei überdachten Stellen zum Essen und Schlafen und einer Dschungelküche. Etwas komisch ist es schon so mitten im Dschungel unter dem Moskitonetz, wo doch der Jaguar so nah sein könnte…
Am nächsten Vormittag suchen wir uns einen geeigneten Schlafplatz, denn wir möchten die nächste Nacht gern außerhalb des Camps – direkt unter den großen Bäumen – verbringen. Nach dem Mittag fertigen wir mit Luis’ Hilfe Ringe und Ketten aus den gesammelten Palmsamen an und bringen anschließend unsere Zeltsachen an den ausgesuchten Zeltplatz. Dort bauen wir unser Lager (Plastikplane, Matten, Moskitonetze) auf und essen das mitgebrachte Abendbrot. Nach einem Weilchen am gemütlichen Lagerfeuer machen wir eine Nachtwanderung. Dabei sehen wir zwar keine Tiere, aber es ist trotzdem eine tolle Erfahrung in vollkommener Finsternis auf dem weichen Waldboden zu sitzen und nicht einmal die Hand vor Augen zu sehen. Als wir zum Lager zurückkommen müssen wir feststellen, dass unsere Schlafstelle von Ameisen überrannt wurde, die Löcher in Luis’ Moskitonetz geschnitten haben. Luis und unser Koch versuchen wie wild die Ameisen mit dem Feuer auszuräuchern. Leider kommen die fleißigen Tierchen immer wieder, sodass wir aufgeben und zum Camp zurückwandern, wo wir totmüde auf unsere Matten fallen. In der Nacht erschrecken wir heftig, als ein Gürteltier neben unseren Köpfen lautstark nach Ameisen sucht 🙂
Am Morgen ziehen wir weiter zum nächsten Camp und kommen auf unserer Wanderung an einer steilen Klippe vorbei, von der aus wir ein Pärchen hellroter Aras beobachten können. Diese großen, bunten Vögel, die ein lebenlang zusammen bleiben, sind wirklich beeindruckend! Das Camp, was wir bald darauf erreichen ist sehr idyllisch mit vielen hübschen Schmetterlingen. Den Nachmittag verbringen wir am nahegelegenen Fluss, um uns einen Fisch für den Abend zu angeln. Auf dem Weg entdecken wir eine große Gruppe Totenkopf- und Kapuzineraffen, die wie Seiltänzer durch die Baumkronen turnen. Am Flussufer stapfen wir durch tiefen Schlamm und über Treibholz, um zu einer guten Angelstelle zu gelangen. Leider sind wir trotzdem nicht erfolgreich. Luis hat einen Stachelrochen am Haken, schneidet ihm aus Sicherheitsgründen den Stachel ab und legt ihn in den Sand. Essen können wir den leider nicht…
An unserem letzten Tag im Madidi-Nationalpark steigen wir noch einmal die Klippen hinauf und haben das Glück diesmal sehr viele Aras zu sehen. Diese leben hier, weil sie ihre Nester in die Lehmklippen bauen. Dann gehen wir wieder zum Fluss, um übers Wasser zurück zur Lodge zu fahren. Wieder haben wir Glück und begegnen auf dem Weg zum Fluss einer großen Gruppe Pekaris. Wir bleiben still stehen und dann kommen zwei der Schweine auf uns zu und wandern ganz nah an uns vorbei. Am Fluss baut uns Luis ein traditionelles Floß (Mashaquipe) – wir dürfen nur assistieren. Wir treiben bei einiger Strömung flussabwärts, steuern mit langen Bambusstäben, ein Strudel spült das braune Wasser über das Floß – eine lustige Fahrt! Zurück in der Lodge bekommen wir nochmal ein hervorragendes Mittagessen bevor wir mit dem Boot weiter flussabwärts wieder in den Ort Rurrenabaque fahren. Die Zeit im Madidi-Dschungel war ein unvergleichlich, intensives Erlebnis, was wir vorallem unseren kundigen Guide Luis zu verdanken haben.

Mitten in der Pampa
Nach einem Tag Ausruhen im Ort geht’s auch schon wieder in die Natur. Diesmal machen wir eine Tour in die Pampas des Rio Yacuma, ein sehr populärer dreitägiger Ausflug von hier aus. Wieder sind wir mit Nicole und Kai und noch zwei weiteren Backpackern unterwegs. Ein Jeep bringt uns an den Rand des Sumpfgebietes, wo es mit dem Boot weitergeht. Nach einer dreistündigen Fahrt durch das Labyrinth aus Kanälen kommen wir an der Lodge an. Die Holzhütten hier stehen auf Stelzen und sind mit Holzstegen verbunden. Auch wenn der Schlamm trocken genug wäre, um über den Erdboden zu laufen, würde man es wegen der an der Lodge lebenden Alligatoren nicht wagen…Am zweiten Tag des Ausflugs fahren wir auf eine kleine Insel in den Sümpfen und machen uns – leider mit sehr, sehr vielen Touris – auf die Suche nach Riesenschlangen. Anaconda und Boa Constrictor sollen hier leben, aber alles was wir entdecken ist eine große Eule, die in den Palmen lebt. Mehr Erfolg haben wir dafür bei Piranha-Fischen. Es macht große Spaß, diese bissigen Fische, die sich gegenseitig auffressen während sie am Haken zappeln, vom Boot aus zu angeln. Die die noch ganz sind, schmeißen wir natürlich zurück ins Wasser, denn eigentlich werden die nicht gegessen – nur von den Touristen. Nachdem wir uns nun ausgiebig davon überzeugt haben, dass es hier fleischfressende Fische und Krokodile gibt, ist die nächste Aktion das Schwimmen mit den Flussdelfinen… Franzi ist leider zu ängstlich und bleibt nur kurz im Wasser, Robert hingegen schafft es mit den Delfinen zu schwimmen 🙂 Nach längerer Suche gelingt es unserem Fahrer sogar ein unsichtbares Faultier zu finden. Dieses entspannte Tier hängt mitten in einem großen Blätterbüschel und lässt sich nur erahnen. Am schönsten ist die Rundfahrt durch die engen Kanäle in der Abendsonne, auf der wir unzählige, verschiedene Vogelarten beobachten können.
Am dritten Tag geht es für uns zurück nach Rurre und am 30.04 mit dem Flugzeug (diesmal etwas größer mit 40 Passagieren) wieder ins kühle La Paz, wo wir nach 10 Tagen im Flachland einige Probleme mit der Höhe haben. Da wir aber eh nur 2 Tage hier sind, bevor es weiter nach Mittelamerika geht, ist das kein Problem 🙂

Hier sind die Fotos dieser unglaublichen Natur:

Grünes Bolivien / Google Photos

Salar de Uyuni

Liebe Leser und Leserinnen,
da die Tastatur unseres kleinen Laptops die tropisch feuchte Luft nicht vertragen hat, gibt es ab jetzt keine überlangen Beiträge mehr 😉 Hier ist eine kurze Zusammenfassung unserer Tour zum Salar de Uyuni.

Von San Pedro aus starten wir am 8.04 die Jeep-Tour nach Uyuni, die hier an jeder Ecke günstig angeboten wird. Im Kleinbus geht es steil hinauf zur bolivianischen Grenze auf über 4000m. Dort werden die knapp 100 Touristen auf 15 Jeeps aufgeteilt, bevor es allmählich weiter hoch geht. Wir halten an zwei Lagunen, Geysiren und angenehmen Thermalquellen auf über 5000m. Da alle Touranbieter genau dem gleichen Programmablauf folgen, sind wir überall mit einer Horde Fotowütiger… Nahe der Laguna Colorado auf 4300m erreichen wir unsere Herberge. Hier leben ein paar Familien, die einfache Unterkünfte für die täglichen Touristen anbieten. Wir essen Mittag, schlafen etwas und trinken Coca-Tee, um der Höhenkrankheit entgegen zu wirken. Zum Sonnenuntergang fahren wir zur Laguna Colorado – einer großen, rot schimmernden Lagune mit vielen, vielen Flamingos 🙂 Wir gehen zeitig ins Bett, können in der Höhe aber nicht schlafen. Am nächsten Vormittag geht’s zum Arbol de Piedra, einer skurrilen Steinformation aus nach oben gedrückter Lava, vorbei an der Desierto de Dali, die wirklich an die berühmten Bilder erinnert, und zu den 4 Lagunen des Altiplanicas. Wir haben mittlerweile schon wirklich viele Lagunen gesehen und trotzdem können wir nie widerstehen noch ein paar mehr Fotos von den Flamingos und der schönen Landschaft zu machen 😉 Nach dem Mittagessen am Jeep geht’s zwischen rauchenden Vulkanen hindurch zum Salar de Chiguana und in das Dörfchen San Juan. Gegen Abend kommen wir im Salzhotel in Chuviza an. Hier besteht wirklich alles aus Salz: Wände, Böden, Tische, Stühle, Betten…
Am letzten Tag der Tour starten wir schon 6:15 Uhr, damit wir den Sonnenaufgang auf Salar de Uyuni beobachten können – leider ist es bewölkt. Wir fahren zur Isla Inca Hauci, einer Insel mit vielen Kakteen mitten im trockenen Salzsee. Ein Kaktus braucht 100 Jahre, um einen Meter zu wachsen – viele der Kakteen hier sind über zehn Meter hoch! Wir spazieren zwischen diesen alten Riesen hindurch und gehen mit der ganzen Gruppe inklusive unserem Fahrer auf Geocache-Suche 🙂 Alle haben Spaß daran. Jetzt ist der Himmel strahlend blau und wir machen eine weitere Fotopause auf der weiten, weißen Fläche. Nach einem Besuch des Marktes in Colchani fahren wir zum Eisenbahnfriedhof nahe Uyuni. Ein komischer Ort mit vielen rostigen Loks und Müll rundherum. Am Nachmittag erreichen wir die Stadt Uyuni, wo heute Markt ist und wir ein Fernglas für unseren baldigen Ausflug in den Dschungel kaufen 😉
Die Tour durch diese einmalige Natur war sehr schön, aber wir freuen uns trotzdem bald wieder in grünere, wärmere Gegenden zu kommen 😉

Die Fotos dieser unwirklichen Landschaft gibt’s hier:

Uyunitour / Google Photos