Drachen, Rochen, Seefahrerabenteuer

Hallo liebe Freunde.

Nach unseren Erkundungsfahrten auf Java und Bali wollten wir den für seine Riesenechsen bekannten Komodo Nationalpark besuchen. Der Komodo Nationalpark beinhaltet die Inseln Komodo, Rinca und Padar sowie weitere kleine Inseln und den Ozean zwischen den Inseln. Unser Hauptziel waren die Komodowarane, die auf den besagten Inseln leben. Nach einiger Recherche wird uns klar, dass es gar nicht so einfach werden wird, zu diesen niedlichen Tierchen zu kommen. Um auf die Inseln zu gelangen, muss man von der noch weiter östlich gelegenen Insel Flores aus Bootstouren unternehmen. Hinzu kommt, dass wir von Bali aus noch Lombok und Sumbawa mit dem Bus durchqueren müssen. Zuverlässige Fähr- und Buspläne sind nicht vorhanden. Ganz klar ist uns nicht, wie wir unser Ziel erreichen, aber wir machen uns auf mit der Fähre zur Insel Lombok. In der Stadt Mataram suchen wir den Busbahnhof auf und versuchen Abfahrtszeiten und Preise herauszufinden. Es wird uns aufgrund unserer Hautfarbe mal wieder nicht leicht gemacht, den richtigen Preis zu erfragen und so gehen wir von einem windigen Ticketverkäufer zum nächsten und am Ende mit einem gefälschten Ticket (welches wir zum Glück noch nicht bezahlt haben) in unsere Unterkunft. Hier wird uns eine 4-tägige Bootstour angeboten, die unsere Ziele inklusive Verpflegung, Eintrittspreise und Schnorchelstopps beinhaltet. Wir sind uns anfangs nicht ganz sicher, da von diesen “Luxus-Booten” hier und da mal eins absäuft, entscheiden uns aber nach gründlichem Durchrechnen für die abenteuerliche Variante Komodo mit dem Boot anzusteuern.

Am nächsten Tag geht es mit dem Bus nach Labuhan Lombok im Osten Lomboks, von wo aus wir unsere Seefahrt Richtung Flores starten. Wir sind 22 Touristen + 4 Crew-Leute, die jetzt alle irgendwie auf diesem Kutter Platz finden müssen. Das Boot sieht aus wie ein aufgemotztes Schifferboot, c.a. 18m lang. Im oberen Teil des Bootes liegen Matratzen auf denen wir die nächsten 3 Nächte verbringen werden. Der Schlafbereich ist einen Meter hoch. Viel Abstand zum Nächsten hat man zwar nicht, dafür ist es kuschelig. Wir laden unsere Sachen ein und stechen in See… Auszug aus dem Seefahrertagebuch: Heute ist unser 2. Tag auf dem Boot nach Flores. Wir haben über Nacht in Gili Bora geankert. Leider war das Wetter nicht allzu gut und es hat immer wieder geregnet. Die erste Nacht war ruhig und wir haben gut geschlafen. Früh um 3 ging es weiter und wir erwachen mit der Ankunft in Palau Moyo. Nach einem kurzen Frühstück schwimmen wir an Land und spazieren durch den Dschungel zu einem Wasserfall, in dem wir baden und herumklettern können. Der Sage nach, sind wir jetzt 10 Jahre jünger. Vielleicht ist das der Grund, warum Lady Diana diese Insel für ihr Privathotel gekauft hat und William und Kate ihre Flitterwochen hier verbrachten. Frisch verjüngt fahren wir zur nächsten Insel, Satonda. Dort gehen wir von Bord, um zu schnorcheln. Die Korallen hier sind wunderbar farbenfroh. Wieder schwimmen wir an Land und laufen ein paar Minuten, diesmal finden wir einen Salzsee, der in einem Vulkankrater liegt. Auch hier nehmen wir ein Bad, bevor wir zurück an Board gehen, um 17 Stunden bis nach Gili Laba zu fahren. Nach dem Verlassen der Insel sehen wir einen großen Schwarm Delfine, die sich im Wasser vergnügen 🙂 Wir verbringen den Rest des Tages mit Lesen, Essen und Faulenzen. Nach dem Sonnenuntergang erscheinen viele Sterne am dunklen Himmel und im Wasser sieht man die Planktonteilchen flouriszieren. Ein schöner, friedlicher Anblick… Leider trübt sich der Himmel bald darauf und kurz nachdem wir uns schlafen legen, zieht ein Gewitter auf. Bei Franzi ist nicht mehr an Schlafen zu denken. Es ist spannend die Blitze zu beobachten. Überall am Horizont sind Lichter vom Festland und Fischerbooten. Unser Schiff schwankt im Sturm durch die Wellen. Dies sollte nicht das letzte Gewitter für diese Nacht gewesen sein. Schon eine Stunde später beginnt es wieder kräftig zu schaukeln und Blitze zucken am dunklen Himmel. Die Wellen sind noch stärker jetzt. Diesmal ist der Himmel schwarz, keine Insel, keine anderen Boote – ein beunruhigendes Gefühl. Der Kapitän fährt offenbar genau nach Kompass. Nach jeder Welle, die uns zur Seite schubst, korrigiert er wieder. Nach einer endlos scheinenden Fahrt durchs offene Meer erscheint endlich eine Insel am Horizont und die See beruhigt sich etwas – es bleiben ca. 2 Stunden zum Schlafen. Am Morgen erwachen wir in einer Bucht, geschützt von umliegenden Inseln. Das Wasser ist strahlend blau und glatt, als wäre nichts gewesen. Nach dem Frühstück und kurzen Schwimmen gehen wir an Land und erklimmen den Gipfel der Insel. Die Landschaft und der Blick über den Komodo Nationalpark ist atemberaubend. Viele kleine vulkanisch geformte Inseln mit weißen versteckten Sandstränden, die sich durch das türkise Meer winden. Die Verlassenheit der Inseln macht den Anblick noch magischer. Nach einer Stunde Schnorcheln geht es weiter zum “Red Beach” auf der Insel Komodo. Der Strand hier sieht nur bei genauer Betrachtung rot aus, weil im Sand kleine Teilchen der vielen roten und pinken Korallen sind. Wir schnorcheln lange umher, da die Unterwasserwelt hier auch im flachen Wasser unfassbar vielfältig ist: riesige, buschige Korallen in allen vorstellbaren Rottönen, unser erster Krokodilfisch liegt auf einer großen Tischkoralle und ein Oktopus gleitet geschmeidig über den Meeresboden. Danach fahren wir weiter zur Hauptattraktion von Komodo – den Komodo-Waranen. Wir wandern eine Stunde in Begleitung der Ranger durch den Nationalpark. Am Eingang sehen wir gleich 2 dieser urzeitlich aussehenden Riesenechsen. Mit einer Länge um die 3-4 Meter und ihrem kräftigen Körperbau erinnern sie schon sehr an Krokodile. Und obwohl träge und behäbig wirkend, können sie bis zu 25 km/h schnell rennen und blitzschnell attackieren. Sogar vor den großen Wasserbüffeln, die hier leben, machen sie nicht halt. Während unseres Rundgangs werden wir von den Rangern begleitet, die lange Stöcke mit einer geteilten Spitze haben, um die Drachen notfalls abzuwehren. Im Gebüsch entdecken wir noch einen weiteren Waran und am Ende ein etwas aktives Weibchen direkt neben den Toiletten am Parkeingang. Zum Sonnenuntergang ankern wir an einer kleinen nahe gelegenen Insel, wo Flughunde leben. Leider sollten wir die heute aber nicht sehen. Nach einer ruhigen Nacht fahren wir im Morgengrauen weiter nach Rinca, der zweitgrößten Insel im Komodo Nationalpark. Hier machen wir eine 2-stündige Wanderung und sehen schon am Eingang 5 Warane neben dem Küchenhaus der Ranger liegen. Einige bewegen sich, züngeln mit ihrer Zunge und reißen ihr großes Maul auf. Die Warane fressen ihre Opfer, ähnlich wie Schlangen, inklusive Fell und Knochen. Auf unserer Wanderung sehen wir auch ein Nest der Tiere mit einem wachsamen Weibchen daneben. Auch ein kleines Waranbaby können wir erspähen. Die Insellandschaft ist wunderschön aber sehr trocken. Leider ist es auch in den Morgenstunden schon unerträglich heiß. Auf unserer Weiterfahrt nach Flores machen wir Halt an einem der vielen perfekt schimmernden, weißen Sandstrände für ein letztes Schnorcheln – wir entdecken 2 giftigen Feuerfische. Am Nachmittag erreichen wir schließlich im strömenden Regen Labuan Bajo – die Hauptstadt der Insel Flores. Die meisten verlassen das Schiff, um ein Zimmer zu suchen. Wir entscheiden uns die kostenlose Übernachtung auf dem Boot zu nutzen, da wir morgen früh schon mit der Fähre zurückfahren wollen. Aber alles kommt immer anders… Auf unserem Spaziergang durch Labuan Bajo, was eigentlich auch nur ein großes Dorf ist, sehen wir viele Angebote, für Tauch- und Schnorchelexkursionen zu den Mantarochen. Uns ist klar, dass Komodo eines der besten Tauchreviere der Welt ist, allerdings ist das Tauchen hier aufgrund von starken Auf und Ab-Strömungen nicht ungefährlich und wird für Anfänger wie uns nicht empfohlen. Wir fragen in einer Tauchschule nach, ob man die Mantas auch schnorchelnd beobachten kann. Der Besitzer von Divers Paradise Komodo ist ein netter Wiener, mit dem wir uns eine reichliche Stunde unterhalten, er erklärt uns alles über die Strömungen, die hier an den verschiedenen Tauchplätzen vorherrschen und macht uns Mut. Wir buchen mit ihm 3 Tauchgänge für den nächsten Tag. Nach einer Nacht auf dem Boot im Hafen starten wir früh 06:30 etwas aufgeregt unser Abenteuer: Tauchen in einem der weltbesten, aber auch tückischsten Tauchgebiete, dem Komodo Marine Park. Außer uns sind noch ein weiterer Tauchgast, 2 Tauchlehrer, 2 Tauchmaster, 2 Schnorchler, die Crew und der Kapitän, der auch taucht, an Bord. Nach einer Stunde Fahrt machen wir den ersten Halt am Mantapoint. Das Wasser ist hier nur 10 Meter tief, da die Mantarochen gern im flachen Wasser sind. Es gibt hier eine starke Strömung, gegen die die Mantas schwimmen um ihr Futter aus dem Wasser zu filtern. Kaum sind wir unten entdecken die Tauchlehrer einen Riffhai, den wir aber leider so schnell nicht sehen können. Kurz darauf kommt der erste Manta angeschwebt, eine große (3-4m) elegante Kreatur, die geschmeidig durchs Wasser fliegt. Ihm folgen 11 weitere Mantas in genau die gleiche Richtung – eine Mantaautobahn. Wir müssen uns auf den Meeresboden knien, uns an den toten Korallenteilen festhalten, oder hinter Felsen aufhalten, da uns die Strömung sonst mitnimmt. Wir sind glücklich, die majestätischen Tiere aus der Nähe betrachten zu dürfen. In den nächsten 45 min sehen wir noch ca 13 weitere Rochen, darunter 2 Adlerrochen und einen komplett schwarzen Manta. Glücklich tauchen wir wieder auf und das Boot holt uns ab. 25 Mantas sind selbst für die Tauchlehrer neuer Rekord! Eigentlich war das schon Überwältigung genug für einen Tag, aber uns stehen 2 weitere Tauchgänge bevor. Der nächste Tauchort ist Batu Bolong. Schon beim Abtauchen sehen wir 2 unglaublich große Grouper und Feuerfische vorbei schwimmen. Wir tauchen an einer großen Felswand immer im Zigzag im Strömungsschatten des Felsens entlang. Wir sehen 2 Schildkröten, riesige Pufferfische, einen monströsen Sweetlip und viele, viele schöne Korallen. Traumhaft! Der dritte Tauchgang des Tages führt uns nach Sura keal. Was uns dort erwartet, hätten wir uns vorher wirklich nicht vorstellen können: Drift-Tauchen der ganz rapiden Sorte. Wir springen ins Wasser und werden sofort weggespült. Es ist fast unmöglich zusammen zu bleiben, da wir sicher eine Geschwindigkeit von 15km/h drauf haben. Wir sind jetzt Teil eines riesigen Wasseraustauschprozesses zwischen dem Pazifischen und dem Indischen Ozean. Jetzt heißt es aufpassen, um nicht an die nächstbeste Korallenformation zu prallen. Leider ist es, aufgrund unserer hohen Geschwindigkeit, unmöglich sich etwas länger umzusehen. Aber nach ein paar Minuten haben wir uns an das schwerelose Fliegegefühl ala Superman gewöhnt und genießen den Flug sehr. Ein sehr angenehmer Adrenalinrausch 🙂 Wir sehen eine große Schildkröte direkt vor uns und beobachten sie mit Mühe ein paar Sekunden, bevor wir weiter treiben. Mit einem breiten Grinsen tauchen wir kilometerweit entfernt von unserer Einstiegsstelle wieder auf. Eine einmalige Erfahrung. Alle drei Tauchgänge waren komplett verschieden und einzigartig – ein genialer Tag. Unsere Rückfahrt von Flores nach Bali ist eine Kombination von Bus und Fährfahrten über die gebirgige Insel Sumbawa und Lombok. Da Sumbawa mit sehr kurvigen Straßen ausgestattet ist, werden wir oft von Brechgeräuschen und -gerüchen geweckt. Die ganze Prozedur kostet uns 40 Stunden non stop und wie Zombies steigen wir in Kuta aus dem Bus. Wir passen dadurch jetzt sehr gut zum hiesigen Urlauberklientel. Ein paar Tage bleiben uns noch in Kuta, bis unser Flug nach Neuseeland geht. Wir nutzen die Zeit zum Surfen und Sonnenbaden. Indonesien ist ein Land mit so vielen Gesichtern und wir haben in 2 Monaten nur einen kleinen Teil dieser überwältigenden Vielfalt sehen können. So viel zu machen, soviel zu sehen. Ein wirklich exotisches Land mit freundlichen Menschen. Dieses Land ist ein weiteres Highlight unserer Reise und wir tun uns schwer in den Flieger zu steigen. Nach 8 Wochen in Flipflops mit immer warmen Wetter und badewannenwarmen Ozean können wir uns normale Temperaturen kaum noch vorstellen … Hier zu den Fotos:

Komodo, Rinca, Flores / Google Photos