Geschichten von der Insel (24.05.-03.06.2014)

Little Corn – die kleine Schwester von Big Corn Island – liegt ca. 80 km vor Nicaraguas Karibikküste und hat bis jetzt ihr typisch karibisches Flair bewahren können. Auf diesem winzigen Eiland verläuft das Leben in einem entspannten Reggae-Rhythmus, nicht zuletzt weil es keine motorisierten Fahrzeuge gibt, aber dafür eine eigene Radiostation gibt. Wir verbrachten 10 Tage in diesem kleinen Paradies, was bis jetzt nur für individuell Reisende erreichbar und von Kreuzfahrtschiffen verschont ist. Im Folgenden haben wir ein paar Geschichten aus unserem Inseltagebuch für euch J

Little Corn Water Taxi (alias Corn-Island-Jetboat) – 24.05.2014

Nach unserer Landung auf Big Corn steigen wir in ein Wassertaxi um. Wir sitzen in einem nicht allzu großem, offenen Boot, was reichlich mit Lebensmitteln, Gepäck und Menschen gefüllt ist. Unsere Vorfreude auf ein paar friedliche, entspannte Strandtage am ruhigen Karibikstrand ist groß. Umso überraschter sind wir als sich mit verlassen des Hafens große Wellen vor uns aufbauen. Jede von ihnen lässt das Boot mit einem lauten Knall auf die harte Wasseroberfläche klatschen und die vornsitzenden, einheimischen Mädels aufschreien. An der Spitze des Boots steht ein besonders cooler Typ, der anscheinend dem Fahrer anzeigt, aus welcher Richtung die Wellen kommen. Jetzt wissen wir auch, warum wir unbedingt die Schwimmwesten anlegen mussten ;)Mit solch einer adrenalin-geladenen Überfahrt hatten wir wirklich nicht gerechnet, aber nach ein paar Minuten haben wir uns an das ständige Krachen gewöhnt und glauben, dass das Boot das wohl aushält… Bis zu dem Moment, in dem sich auf einmal eine blaue Wasserwand vor dem Boot aufbaut – diese Welle ist sicher doppelt so hoch wie die bisherigen und überragt das Boot um 2 Meter. Der Fahrer schaltet instintiv den Motor ab. Jetzt quiekt nicht nur der vordere Teil des Boots – ein lauter Aufschrei aller Passagiere. Wie durch ein Wunder gleitet das Boot über die Welle und landet nach einem kurzen Flug mit einem erschreckenden Knall wieder auf dem Wasser – nix passiert. Bald darauf beruhigt sich das Meer und wir erreichen Little Corn. Etwas bleich steigen wir aus und sind froh, festen Boden unter den Füßen zu haben.

Inseleindrücke – 29.05.2014

Wir sind seit 5 Tagen auf Little Corn Island und es kommt uns jeden Tag paradiesischer vor. Nach zwei schlaflosen Nächten in einer winzigen Bambushütte mit Flöhen im Bett auf der stürmischen Seite der Insel, wechseln wir auf die andere, bewohnte Seite in ein schönes Zimmer mit einem hübschen, bunten Garten und freundlichen Vermietern!
Gleich an unserem ersten Tag auf der Insel laufen wir zur Nordspitze der Insel, wo es herrliche, typisch karibische, fast menschenleere Strände gibt. Das Wasser ist in dieser Jahreszeit etwas unruhig, aber schön türkis und die einzige Abkühlung nach dem Spaziergang über die Insel. Auf dem Rückweg halten wir beim Baseballspiel, was von den Insulanern jeden Sonntag mit Spannung verfolgt wird.
Am 26.05.2014 machen wir den ersten klassischen Strandtag unserer Reise: Wir finden einen leeren Strand und faulenzen im Schatten einer Palme, sicherheitshalber außerhalb der Reichweite fallender Kokosnüsse J
Am nächsten Tag starten wir den Advanced Open Water Diver Kurs. Der erste Tauchgang dient dazu unsere Ausgeglichenheit unter Wasser zu perfektionieren. Nach einigen Rollen und schwebenden Kopfständen geht es im zweiten Tauchgang weiter mit Navigationsübungen. Uns macht der Tauchkurs durch seine vielen abwechslungsreichen Übungen und natürlich der schönen Riffe und Fische großen Spaß!

Geburtstag auf der Insel – 28.05.2014

Nachdem Roberts Geburtstag im Vorjahr, den wir krankheitsbedingt in einem Hostelbett in Peking verbringen mussten, wohl der unangenehmste Jahrestag war, ist der diesjährige schwer an Abenteuer und Inselfeeling zu übertreffen.

Wir stehen pünktlich 6:45 Uhr auf, um für ein vorzügliches Frühstück in unser Lieblingsrestaurant zu gehen. Hier werden wir von der freundlichen Familie mit Tee, Kaffee, frischen kalten Saft einer uns unbekannten Frucht, einer großen Schüssel Obst (Melone, Orange, Ananas, Mango, Kokosnuss), Gallo Pinto (Reis mit roten Bohnen), Eiern und Kokosbrot verwöhnt. Gut gestärkt gehen wir zum Tauchladen, um den ersten der 3 Tauchgänge heute anzutreten. Ein „Deep dive“, der hier bis auf 25m und nicht ganz wie vorgesehen auf 30m unter die Oberfläche geht. Diesmal sehen wir richtig viele Fische. Beim zweite Tauchgang am Vormittag nehmen wir eine Fischkarte mit, um Fische, Korallen und Schwämme direkt unter Wasser zu bestimmen. Wir staunen nicht schlecht, als wir beim Abtauchen von 6 Ammenhaien begrüßt werden. Diese schwimmen neugierig um die Menschen und einer begleitet uns sogar den gesamten Tauchgang. Nach dem plötzlichen Auftreten und der ungehinderten Ausbreitung von Feuerfischen in der Karibik, haben einige Taucher damit begonnen, diese zu jagen und an Haie zu verfüttern, damit die Haie lernen, dass sie die gefährlich aussehenden Feuerfische fressen können. Leider hat das dazu geführt, dass die Haie ihr natürliches Verhalten geändert haben und jetzt mit den Tauchern schwimmen.
Am Nachmittag gehen wir zum Geburtstagskaffeetrinken in ein Cafe und verdrücken jeder eine große Portion Tiramisu J Nach einer Siesta sind wir 17:00Uhr wieder startklar – für unseren ersten nächtlichen Tauchgang. Der Gedanke im Dunkeln vom Boot ins Meer abzutauchen, macht uns etwas nervös, aber die Neugier überwiegt natürlich. Nach dem Sonnenuntergang werden wir auf dem Boot jeder mit zwei Lampen ausgestattet und dann geht es los. Zuerst fühlt es sich etwas komisch an, in der Finsternis durch’s Wasser zu fliegen, weil man mehr darauf achten muss, wie weit man von Boden und Korallen entfernt ist. Nach ein paar Minuten haben wir uns aber daran gewöhnt und sind erstaunt wie anders die Meereswelt bei Nacht aussieht: Seesterne laufen über den Boden, Krabben und Krebse mit riesigen Muschelhäusern sind unterwegs, Stachelrochen schweben umher oder warten im Sand auf Beute, ein riesiger Oktopus bewegt sich unwirklich elegant zwischen dem Riff, 2 Schildkröten ruhen unter einem Fels und gleiten langsam, wie schlaftrunken ca. 20 cm an uns vorbei, beim Aufsteigen treibt ein großer Baracuda fast bewegungslos an uns vorbei.
Glücklich über diese schöne, neue Erfahrung gehen wir ins Lieblingsrestaurant essen – wie immer lecker Hausmannskost mit Salat und Dessert J Und wie es der Zufall will ist genau heute eine Party am Strand mit Trommeln, Tänzerinnen und DJ. Die Musik ist etwas eigenartig, aber wir lassen uns von den ausgelassen feiernden Urlaubern anstecken. Am späteren Abend zieht die Party dann um in die Happy Hut, eine Inseldisko zwischen Palmen und Mangobäumen… J

Um mich herum – 29.05.2014

Unter mir ist weicher, heller, etwas grob körniger Sand mit ein paar Löchern, wo die Krebse wohnen.
Über mir scheint die Sonne vom blauen Himmel, ab und zu kommen ein paar dicke Wolken, die der Wind aber schnell weg von der Insel bläst. Über meinem Kopf rascheln die schattenspendenden Palmblätter in der Meeresbrise.
Hinter mir steigt der braune, poröse Boden steil an. Er ist bedeckt mit runden, löchrigen Steinen und vertrockneten Blättern der dicht stehenden Palmen.
Rechts von mit ist das breiteste Stück des Strandes, teilweise überzogen mit Seetang und gesprenkelt mit braunen Kokosnüssen und deren Schalen. Dahinter an einer besonders malerischen Palme, die bis über’s Meer reicht entspannen zwei Pärchen. Am Rand des Strandes sind überall Lobster-Fallen (Holzkäfige mit nur einem Eingang) aufgestapelt, die in der „Lobster-Saison“ auf den Meeresgrund gesetzt werden, um die berühmte Delikatesse einzufangen.
Links neben mit sitzt Robert im Sand und liest Dan Brown – das Buch, was ich eigentlich lesen wollte und was wir jetzt aber aller paar Kapitel hin und her wechseln. Neben Robert steht die Flasche mit dem selbst gemischten Cuba Libre – jetzt leider schon etwas warm -, den wir aus zwei Maracuja-Hälften schlürfen, um Roberts Geburtstag nachzufeiern.
Vor uns liegt ein trockener Palmwedel und etwas Holz auf dem hellen Sand und dahinter erstreckt sich das herrlich blaue Meer, mit kleinen, vom Wind aufgeschobenen Wellen und einem alten schaukelnden Fischerboot, was vor der Küste geankert hat. Das helle Türkis verwandelt sich in immer dunkleres Blau je näher es dem Horizont kommt.

Bilder aus dem Paradies:

Corn Islands / Google Photos