Es wird wärmer… auf der Nordinsel (04.01.14-21.01.14)

Liebe Mitreisenden,
endlich haben wir es geschafft, den letzten Teil unserer Radreise zu dokumentieren. Viel Spaß beim Lesen!

Nach unserer stürmischen Ankunft auf der neuseeländischen Nordinsel fahren wir am 04.01 mit dem Bus nach Turangi. Wie immer herrscht strahlender Sonnenschein während der Fahrt und verwandelt sich in Regen nachdem wir aussteigen… Auf dem Zeltplatz warten wir einen Regentag ab, bevor wir uns zur berühmtesten Tageswanderung Neuseelands, Tongariro Crossing, aufmachen. Mit dem ersten Bus fahren wir früh um 6 Uhr zum Ausgangspunkt des 20 km langen Treks. Die vulkanische Landschaft sieht sagenhaft aus in den ersten Sonnenstrahlen dieses kalten Morgens. Wir laufen in einer Touristenschlange an die Berge heran und dann über eine Treppe den ersten Anstieg hinauf. Da es noch früh ist, können wir auch einen Abstecher auf den ngau… Vulkan (Mount Doom in Herr der Ringe) machen. Das ist im Gegensatz zur eigentlichen Wanderung eine echte Herausforderung: 1 Stunde und 45 min kraxeln wir über die losen grauen und roten Steine steil nach oben, wo uns der Wind fast wieder runterbläst. Dank des guten Wetters haben wir eine super Aussicht über den Nationalpark. Anschließend geht’s weiter auf der Hauptroute zum roten Krater, der uns mit seinem farbenprächtigen Gestein beeindruckt. Von dort aus führt uns der Weg vorbei an den türkisen Emerald Lakes zum blauen See. Eine einmalige Landschaft! Der Abstieg zieht sich etwas über viele Serpentinen durch Wiesen bis hinunter in den üppigen Wald. Am Abend grillen wir mit den anderen Wanderen und Radfahrern auf dem Zeltplatz – Lecker!!
Am nächsten Vormittag verlassen wir Turangi und fahren am Tauposee entlang nach Taupo, wo wir ein kurzes Bad im See nehmen. Der Radweg zum kostenlosen Zeltplatz ein paar Kilometer nördlich entpuppt sich als halsbrecherische Mountainbike-Strecke, die Franzi den letzten Nerv raubt…Von Taupo aus fahren wir auf dem Highway 5 bis wir auf eine ruhigere Straße abbiegen können, die uns vom Zentralplateau bergab führt – das rollt gut! Auf einer unasphaltierten Straße kommen wir dann nach einigem Auf und Ab auf den Te-Ari-Ahi-Radweg. Ebenfalls ein neuer Weg, der Radfahrer vorbei an Thermalquellen nach Rotorua führt. Gegen Abend erreichen wir die Waikite Springs, ein Thermalbad mit Zeltplatz. Herrlich! Wir testen alle heißen Pools und laufen zu den brodelnden Quellen. Der nächste Tag führt uns zu einem großen, blubbernden Schlammloch und wieder über einen Mountainbike-Teil, bei dem wir immer wieder absteigen müssen, um mit unseren beladenen Rädern um die Kurven zu kommen. 18 km vor Rotorua holt uns eine dunkle Wolke ein und regnet sich kräftig über uns ab – zum Glück nur kurz. In der Stadt machen wir einen Rundgang entlang viele dampfender Teiche und Quellen. Am Abend genießen wir wieder die heißen Becken, die hier offensichtlich jeder Zeltplatz hat. Beim Verlassen der Stadt am nächsten Morgen entschließen wir uns spontan doch lieber nach Hobbiton als an die Küste nach Tauranga zu fahren. Eine ruhige Straße entlang des Kamms einer hübschen Hügelkette führt uns nach Manaku. Die Landschaft in dieser Gegend ist echt ulkig: überall sind kleine spitze Hügel auf den Wiesen, ob das schon was mit den Hobbits zu tun hat? Anschließend kommen wir leider nur auf dem Highway weiter :-/ Nach 80km erreichen wir am Nachmittag den Ort Matamata. Dort parken wir die Räder und werden direkt mit einem Bus nach Hobbiton, dem Drehort der Herr der Ringe und Hobbit Filme, gefahren. Wir sind nur 4 Touristen in unserer Gruppe und haben dadurch viel Zeit für Fotos bei dem Rundgang durch das knuffige Dorf mit 44 Hobbitlöchern. Überall sind liebevolle Details zu entdecken, es blühen bunte Blumen und Obst und Gemüse wächst in den Gärten. Nach einem Bier im “Green Dragon”, geht’s zurück in den Ort und für uns 7 km bis zum nächsten Zeltplatz – natürlich mit Thermalbecken 😉
Von Matamata aus fahren wir weiter nördlich nach Te Aroha, dem Startpunkt des Hauraki Railtrails. Dieser führt uns schnurgerade, 21 km nach Paeroa, wo wir unser erstes L&P trinken. Eine sehr leckere, lokale Zitronenlimonade. Von dort folgen wir der alten Eisenbahnstrecke in die Karangahake Schlucht und durch einen über 1000m langen Tunnel. Auf dem Weg zum Zeltplatz hat Robert den zweiten Platten :-/ Am nächsten Morgen fahren wir ein Stück zurück zum “Windows Walk”, wo wir mit der Taschenlampe durch die Höhlensysteme, die während des Goldrausches entstanden sind, geistern. Es gibt hier neben vielen dunklen, tiefen Gängen (vor denen sich Franzi ein wenig fürchtet) Überreste der Maschinen zu sehen, die große Felsbrocken zermalmt haben, um das darin eingeschlossene Gold und Silber zu gewinnen. Den Abend verbringen wir in Thames, von wo aus wir am nächsten Tag das Coromandelgebirge überqueren, um an die Ostküste zukommen. Die Straße windet sich durch dichten Wald bergauf bis wir schließlich oben sind und einen guten Ausblick über die spitzen Hügel haben. Dann geht es mit reichlich 60km/h hinab und durch ein paar Bienenschwärme, die uns wie Hagel treffen – damit haben auch wir zum Bienensterben beigetragen. Bald darauf müssen wir schon wieder einen Reparaturstopp einlegen – der dritte platte Hinterreifen bei Robert (mittlerweile sind uns die Ersatzschläuche ausgegangen und es wird geflickt). Auf der Suche nach einem Campingplatz geraten wir durch Zufall an eine Farm, auf der Hunde und Katzen versorgt werden, während ihre Herrchen Urlaub machen. Der freundliche Bauer bietet uns seine Wiese zum Zelten an. Wir wählen den Platz mit den wenigsten Kuhfladen, graben ein Loch als Toilette und schlagen uns durch’s Gebüsch, um uns im Bach zu waschen – eine nette Abwechslung zu den gefüllten Campingplätzen. Unser nächstes Ziel auf der Coromandel-Halbinsel ist der “Hot Water Beach”, ein Strand mit heißen Quellen unter dem Sand. Während der Ebbe kommen viele Touristen, die sich mit geliehenen Schaufeln kleine Pools graben. Wir legen uns in eine Kuhle zwischen den buddelnden Leuten und genießen das heiße Bad am Strand 🙂 Von hier aus geht’s weiter nach Hahei, einem bekannten Touristenort, wo wir am Abend über Steilklippen zur Cathedral Cove, einem vom Wasser geformten, höhlenartigen Durchgang in den Felsen, wandern. Auf dem Weg zur Fähre Richtung Auckland, überqueren wir das Coromandelgebirge erneut. Diesmal erklimmen wir die Berge über die Schotterstraße 309, eine anstrengende, aber äußerst schöne Route, die wir mit einem Spaziergang zu den riesigen Kauribäumen verbinden. Diese majestätischen Bäume sind vom Aussterben bedroht, da sie früher abgeholzt wurden. Auch ein bzw. zwei siamesische Kauris sind dabei. Am Nachmittag erreichen wir die hübsche Stadt Coromandel und am folgenden Tag setzen wir über auf die Insel Waiheke. Die Fähre bringt uns nach Orapiu, einem Ort aus fünf Häusern an einem steilen Berg auf der einsamen Seite der Insel, die nur aus Hügel besteht. Wir finden einen schönen Campingplatz im Wald, der von einem französischen Paar liebevoll gepflegt wird. Der nächste Tag ist leider der letzte unserer Radtour und das neuseeländische Wetter zeigt sich nocheinmal typisch wechselhaft. Wir überwinden einen Hügel nach dem anderen, genießen die Aussichten auf die Küste. Je weiter wir in den Westen der Insel kommen, um so belebter werden die Straßen und Dörfer bis wir die Fähre in Matiata erreichen. An dieser Stelle endet unsere schöne Radtour leider schon und das Boot bringt uns in rasantem Tempo nach Auckland, wo wir uns mal wieder in eine andere Welt gebeamt fühlen. Wir bleiben auf einem ruhigen Zeltplatz 10km außerhalb des Zentrums und die Besitzerin kauft spontan Franzis Rad ab… Das ging schnell, aber wir sind sehr traurig, dass das Radeln jetzt vorbei ist 🙁 In den folgenden Tagen verkaufen wir auch Roberts Fahrrad und geben die Taschen und sonstiges Zubehör an eine Rad-Community, wo sich ein älterer Mann sehr darüber freut. Wir bummeln ein bisschen durch die Stadt, erledigen einigen organisatorischen KrimsKrams und gehen zu einem kostenlosen Reggaekonzert. Bei dem vielen Gelaufe in der Stadt vermissen wir Gonzo und Monstermeyer (unsere Räder) schon sehr, aber je näher unser Abflug rückt, umso neugieriger werden wir auf Südamerika!!

Hier ist wie immer der Link zum Fotoalbum:

Nordinsel / Google Photos

Weihnachten an der We(s)tcoast und Neujahr in den Marlborough Sounds (21.12.13 – 03.01.14)

Liebe Leser und Leserinnen,
ein weiteres Stück unserer unvergesslichen Reise durch Neuseeland:

Da die Westküste der neuseeländischen Südinsel für ihren starken Niederschlag bekannt ist, beschließen wir nicht die gesamte Küste entlang zu radeln und buchen nach unserer Ankunft in Haast einen Bus nach Franz Josef. Am nächsten Tag dürfen wir auch gleich eines dieser Unwetter erleben. Der sinnflutartige Regen führt zu Sperrung des Haastpasses und damit zum Ausfall unseres Bus – das fängt ja toll an hier! Am nächsten Tag haben wir mehr Glück und kommen am späten Nachmittag in Franz Josef an, von wo aus wir nach McDonalds, dem nächsten DOC-Zeltplatz an einem schönen See radeln. Am 23.12 düsen wir entlang der Küste 118 km Richtung Norden. Wir werden von einer dunklen Wolkenfront verfolgt, die uns aber zum Glück nicht einholt. Wir schlagen unser Zelt am Mahinapuasee auf und lauschen im dichten Wald um den Zeltplatz dem Gesang des Bellbirds. Der darauffolgende Heiligabend beginnt nass. Während wir im Zelt bei Lebkuchen auf eine Regenpause warten, um die 12 km nach Hokitika zu fahren, wird es immer schlimmer. Am Nachmittag müssen wir dann los, weil wir nicht genügend Proviant für eine weitere Nacht hier haben. Als wir starten setzt das Unwetter noch eins drauf: in strömenden Regen und Gegensturm fahren wir die endlos erscheinenden 12 km in die Stadt. Dort leisten wir uns ein Zimmer mit Küche und Bad, kaufen ein und trocknen alles. Als Weihnachtsgeschenk gibt’s für jeden von uns einen neuen Hinterreifen 🙂 und zum Weihnachtsschmaus Kartoffelspalten, Gemüse und Hähnchenschnitzel!
Am nächsten Tag verschont uns der Regen und wir fahren mit neuem Reifen zum Lake Kaniere und von dort aus auf den erst vor einigen Wochen eröffneten “Westcoast Wilderness Trail”. Der Radwanderweg führt uns durch dichten, tropfenden Regenwald – ein richtig herrliches Erlebnis! Am Abend fahren wir auf den Campingplatz in Goldsborough, wo wir am Morgen unser Glück mit einer alten Goldgräberpfanne am Fluss versuchen. Leider ist vom einstigen Goldrausch nicht mehr viel übrig, aber Robert findet trotzdem ein glitzekleines Stück Gold. Dann folgen wir dem Radweg nach Kumara und an der Küste entlang zwischen Flachs, roten “Christmastrees” und riesigen Hortentienbüschen hindurch nach Greymouth. Die Stadt ist bei Sonnenschein überhaupt nicht grau und wir lassen uns einen Weihnachtsbraten (Broiler=Grillhendl) schmecken. Am Abend geht’s zum “Hobbit 2“ – schön endlich mal wieder ins Kino zu gehen! Um rechtzeitig zum Jahreswechel beim “Twisted Frequency“-Festival in den Marlborough Sounds zu sein, nehmen wir am 27.12 einen Bus nach Nelson. Die 6-stündige Fahrt ist bis auf den Halt bei den “Pancake-Rocks”, einer beeindruckenden Steilküste mit geriffelten Felsen und “Blowhole” ziemlich langweilig.
Von den sieben Tagen, die wir an der Westküste verbrachten, waren glücklicherweise nur zwei wirklich verregnet. Deshalb wird uns die Region mit ihren üppigen Wäldern, Bellbirds, Neuseelandtaupen (echt große Vögel!) und wilden Stränden als eine der schönsten in Erinnerung bleiben!
Der Norden der Südinsel ist aufgrund seines meist schönen, warmen Wetters und der Strände die Haupturlauberregion für die Neuseeländer, die es lieben mit ihren Wohnmobilen, Booten und allem, was einen Motor besitzt, herum zufahren. In Nelson machen wir einen Rekordeinkauf für die nächsten sieben Tage und fahren vollbeladen aus der Stadt. Ein paar Mirabellen vom Wegesrand müssen auch noch mit… Bald geht die flache Straße in Berge über und gelegentliche Regenschauer begleiten uns (soviel zum besten Wetter der Insel…). Die Strecke ist kurvig und die Leute fahren und überholen wie die Irren mit ihren übergoßen Bootsanhängern. Nach 80 km schlagen wir unser Lager neben vielen Kiwis mit ihren hausgroßen Zelten und Schiffen hinter der Marina in Havelock auf. Am nächsten Tag biegen wir auf dem Weg zum Festival, das 80 km entfernt von der Hauptstraße in den Fjorden stattfindet, in den Kenpuru Sound ab. Leider geht der Nieselregen in andauerndes Schütten über, sodass wir nass über die unzähligen kleinen und größeren Hügel strampeln ohne etwas zu sehen. Die Küste ist steil, aber die Straße geht hinab in jede kleine Bucht… Wir kommen an einigen überfüllten und schlammigen Zeltplätze vorbei und sind froh am Abend eine große Wiese am Kenpuru Head zu finden. Endlich hört es auch auf zu regnen. Am 30.12 fahren wir die letzten 30 km zum Festival und sehen diesmal auch etwas von der schönen Landschaft. Bevor wir unser Ziel erreichen müssen wir noch einen langen, steilen Berg erklimmen, von dem wir einen schönen Ausblick über den Pelorus Sound haben. Das Festival ist mit 700 Besuchern sehr überschaubar. Leider bestätigt sich die Befürchtung, dass auf beiden Bühnen nur elektronisches BUMBUM läuft – nicht so ganz unser Ding. Dafür ist es erfrischend mal wieder ein paar freakige Leute zu sehen. Der letzte Tag des Jahres ist mit Abstand der wärmste, den wir bisher in diesem Land erlebt haben. Wir spazieren die Bucht entlang und können endlich mal wieder im Meer baden! Nachdem wir uns am Nachmittag ein paar lokale HipHop-Bands angeschaut haben, beobachten wir am Abend die Jongleure mit ihren abgefahrenen Spielzeugen bei der Feuershow. Mitternacht verläuft leider sehr unspektakulär ohne Countdown oder so (die Leute sind wahrscheinlich schon zu zugedrogt…). Am Neujahrstag trauen wir uns bis zum späten Nachmittag nicht aus dem Zelt, weil es wiedermal regnet… Danach hören wir uns einige ganz gute Garagenbands an. Am folgenden Tag radeln wir im Trockenen über die unzähligen Berge und Buchten zurück und genießen die schöne Aussicht. Wir stoppen 15 km vor Picton auf einem DOC-Zeltplatz. Das letzte freie Plätzchen ist direkt am Ufer in einer Kuhle… Am Abend zieht ein heftiger Sturm auf und unser Zelt biegt sich in Regen und Wind. Am Morgen fließt ein Bach unter unserem Zelt, aber innen ist es trocken. Wir trotzen dem Wetter und fahren nach Picton, wo wir mit viel Glück direkt auf die Fähre nach Wellington auf der Nordinsel kommen. Dort fahren wir bei 140km/h Wind zu einem Hostel, wo wir unser Zelt mit extra Schnüren auf der Wiese festnageln und es im Nu trocknet. Die 54 Tage und 2271 Kilometer auf der Südinsel waren trotz einiger Regentage eine unvergessliche, lehrreiche und wunderschöne Erfahrung.

Und so sportlich sahen wir dabei aus:)

Westcoast-Marlborough / Google Photos

Von den Alpen an die Küste und zurück in Otago (25.11-20.12.13)

Liebe Radfreunde,
hier ist die Fortsetzung unseres zweirädrigen Berichtes…

Nach einem Regentag in Twizel sieht der folgende Morgen etwas freundlicher aus und wir sind zuversichtlich. Von hier ab fahren wir auf dem Alps2Ocean Radweg, der uns als erstes an einem Kanal entlang zum Ohausee führt. Ein schöner Radweg durch dicht bewachsene Uferlandschaft. Nachdem wir eine ausgeschilderte, aber halsbrecherische Abkürzung über zerfurchte, hügelige Wiesen und Bäche überwunden haben, geht es an einem Bergzug entlang. Der Weg gleicht jetzt mehr einem Waldwanderweg. Die nächsten Regenwolken schieben sich näher und im Wald ist es neblig, keine Menschenseele weit und breit…schön, aber etwas gruselig. Wir hören zum ersten Mal den Gesang des Bellbirds (Glockenvogel), der uns an die ersten polyphonen Klingeltöne von Handys erinnert. Eine märchenhafte Atmosphäre! Während der Weg zu seinem höchsten Punkt (900m) klettert, fängt es wieder an zu regnen. Beim anschließenden Hinabfahren wird es immer immer kälter und wir biegen bald in ein Seitental zu einem markierten Picknickplatz ab, um zu zelten, da es bis zur nächsten Stadt zu weit ist. Leider handelt es sich bei diesem Ort nur um eine abgelegene Wiese mit einer historischen Scheune, in der früher hunderte Schafe geschoren wurden. Für uns ist die Scheune ein willkommener Unterstand, in dem wir Abendessen kochen können. Schlafen, wollen wir in diesem gruseligen, einsturzgefährdeten Verschlag lieber nicht. Also bauen wir unser Zelt im kalten Regen auf…brrr… Der nächste Morgen ist neblig und kalt, die Regenwolken hängen bedrohlich tief. Zum Glück wird es schnell wärmer und freundlicher als wir aus dem Tal raus zur Hauptstraße kommen. Nach einem wohltuenden Kaffee und Mittagspause in Omarama radeln wir nach Otemata, wo wir unsere Zeltausrüstung auf dem Zeltplatz trocknen 🙂 Den nächsten Morgen starten wir bei bewölkertem Himmel mit einem happigen Aufstieg auf den Benmore-Damm. Oben haben wir rote Köpfe, aber einen schönen Ausblick ins Tal. Anschließend geht’s zwischen vielen bunten Blumen an den Aviemore und Waitaki-Seen entlang und es zeigt sich sogar die Sonne 🙂 Am Nachmittag weitet sich das Flusstal und wir erreichen bei starkem Gegenwind Duntroon, wo wir auf dem Gemeindesportplatz zelten. Von dort aus folgen wir dem Alps2Ocean-Radweg durch eine bizarre Kalksteinlandschaft mit Maori-Zeichnungen zu den Elefantenfelsen. Wir spazieren über eine Schafweide mit großen, runden Felsen, die von weiten wirklich wie eine Elefantenherde aussehen. Von dort aus ist der Weg ein ständiges Auf und Ab über Hügel, die immer runder werden bis wir schließlich das Meer sehen und bald darauf in Oamaru ankommen. Den Abend hier nutzen wir, um zu einem Aussichtspunkt an der Steilküste zu laufen, von dem aus wir 4 gelbäugige Pinguine und eine Robbe beobachten! In Oamaru sehen wir zufällig die erste Weihnachtsparade -etwas eigenartig mitten im Frühsommer- und eine Zeltausstellung. Wir entscheiden uns für ein neues Zelt, weil unser kleines, heißgeliebtes Zelt leider kein Wasser mehr abhält und die Abdeckung mit der Baumarktplane auch keine allzu elegante und angenehme Lösung ist. Unser neues Zuhause ist etwas geräumiger, da man sich darin aufsetzen kann und es auf beiden Seiten ein kleines Vorzelt für die Rucksäcke hat. Wir sind gespannt, ob es sich im nächsten Regen bewährt! Wir verlassen Oamaru Richtung Süden und fahren in den nächsten beiden Tagen nach Dunedin. Dabei haben wir immer wieder mit starkem “Gegensturm” zu kämpfen, aber es ist meist sonnig. Die Küstenlandschaft hält schöne Ausblicke für uns bereit, besonders die Bucht um Karitane begeistert uns. Bevor wir in Dunedin ankommen, müssen wir noch die 8,5km auf den Mt.Cargill radeln, um dann rasant in die Stadt zu düsen. Dabei komplettieren wir unsere ersten 1000 Radkilometer 🙂 Dunedin gefällt uns gut und ist die erste Stadt, die wirklich lebendig wirkt. Es ist außerdem unsere erste Station, an der wir länger als eine Nacht bleiben. Von hier aus machen wir einen Ausflug auf die Otago Halbinsel, allerdings nicht um die Albatrose und Robben zu besuchen (die Touren sind uns mit über 100€ doch etwas zu teuer), sondern um einige Geocaches aufzuspüren 🙂 Der eigentliche Grund, warum wir uns in der Stadt aufhalten, ist die Cadbury-Schokoladenfabrik. Während unserer Fahrradtour sind die Cadbury und Whittaker Schokis ein wesentlicher Bestandteil unserer Energiezufuhr (neben Müsliriegeln…). Umso mehr freuen wir uns, dass wir die heiligen Hallen von Cadbury besuchen dürfen und reichlich Kostproben bekommen *schleck* Außerdem schauen wir uns das neue, sehr schön gestaltete Otago-Siedler-Museum an und bestaunen die steilste Straße der Welt, die Baldwin Street. Robert leert kurzerhand seine Gepäcktaschen und radelt entschlossen auf die Straße mit den hinauf schnaufenden Touristen zu. Im Zickzack schafft er es bis hoch – Juhu!! Runterzu schiebt er lieber – so steil ist die Straße… Anschließend verlassen wir Dunedin mit der nostalgischen Tairie-Gorge-Eisenbahn. Wir genießen die herrliche Fahrt durch die Schlucht mit vielen Tunneln und Viadukten. In Pukerangi, einem nicht existierenden Ort im Nirgendwo steigen wir wieder um auf unsere Räder und fahren nach Middlemarch. Hier im Landesinneren ist es spürbar wärmer, als an der Küste.

Am Nikolaustag starten wir mit unserem 1111. Kilometer den bekannten Central Otago Railtrail. Ein schöner, flacher Kieselweg entlang der alten Bahnlinie, über Brücken, Viadukte und durch Tunnel. Hier haben wir unsere erste Panne: ein Platten in Roberts Hinterrad. Nach dem Schlauchwechsel in der heißen Mittagssonne geht es weiter auf dem “Nail Trail”. Wir genießen die Fahrt bei perfektem Wetter, während die Schlucht Richtung Hyde wieder enger wird. Hier finden wir einen der besten wilden Zeltplätze auf unserer Reise und nehmen ein Bad im Taieri Fluss. An den nächsten Tagen werden wir von heftigen Gegenwind geplagt und eine dicke Regenfront ist uns auf den Fersen. Wir fahren durch eine herrliche Schlucht mit großen Viadukten und 2 langen Tunneln – der schönste Teil des Radweges. Wir erreichen die Stadt Alexandra und einen Tag später das Ende der Bahnlinie in Clyde, einem spießigen Dörfchen mit ein paar Häusern aus der Goldgräberzeit. Ab hier geht es wieder auf asphaltierten Untergrund am Lake Dunstan entlang nach Cromwell, einem Ort bekannt für seine Kirschplantagen. Unser nächstes großes Ziel ist Queenstown, ca. 77 nervenaufreibende Kilometer westlich von hier. Der enge, kurvige Highway durch die Kawarau-Schlucht ist wahrlich kein Genuss, da wir die Straße mit vielen überbreiten und schnellen Vehikeln, wie LKW’s und Wohnmobilen teilen. Bald erreichen wir aber den Queenstown Trail, unseren nächsten “Great Ride”. Der Weg führt über einige steile Hügel zu einer schönen Flusslandschaft und letztendlich in die Stadt. Berühmt als der Ski- und Partyort in Neuseeland wirkt das supertouristische Queenstown etwas fehl an einem so schönen Platz am Wakatipusee. Die Stadt ist allerdings auch sehr bekannt für die guten Trekkingmöglichkeiten und so machen wir uns auf den Weg nach Glenorchy am anderen Ende des Wakatipusees, dem Ausgangsort des Routeburn Treks.
Wir starten den 3-tägigen Great Walk, der uns durch verregneten aber traumhaft grün leuchtenden Regenwald und Mittelerde-Berglandschaften führt. Viel Regen und einige Wanderer, aber eine entzückende Landschaft. Der Trek führt durch den Fjordlandnationalpark direkt zur Straße Richtung Milford Sound. Der Milford Sound ist der bekannteste Fjord Neuseelands und gehört mit 6700mm Jahresniederschlag zu den regenreichsten Orten der Welt. Wir trampen 80 km zum Fjord, um letztendlich in Nebel und noch mehr Regen zu stehen. Wir sehen ein paar Wasserfälle an den steilen Fjordwänden und die Autofahrt durch die tiefen Schluchten ist sehr beeindruckend, aber der Mitre Peak bleibt uns nur als Siluette in Erinnerung. Den Weg zurück nach Glenorchy gehen wir 2 Tage über den Greenstone Track.

Nachdem wir uns von unseren Wanderstrapazen erholt haben, schwingen wir uns wieder auf die Sättel und radeln zurück nach Queenstown, wo wir das zweite Mal den Eissalon Patagonia aufsuchen, um uns zu belohnen. Unser Ziel für heute ist der Hayes See an dem eine Radfahrerfamilie lebt, die wir über warmshowers.org gefunden haben. Neben einem kanadischen Pärchen schlagen wir unser Zelt im Garten auf und werden zu einem überwältigenden Kiwi-Burger eingeladen. Ein Kiwi-Burger besteht aus Mayo, Ketchup, Salat, Fleisch, Käse, gebratener Zwiebel, Ei, Ananas und roter Beete. Das Ganze zu essen, ist ein mundakrobatischer Akt.
Tag 30 unserer Radtour sollte der härteste aber auch einer der schönsten werden. Über die Crown Range führt der höchste Highway Neuseelands auf 1076m. Der Anstieg von 700 Höhenmetern auf 12 km sind für uns nur mit einigen Pausen zu überwinden. Selbst PKWs quälen sich die letzen Kilometer auf der steilen Passstraße hinauf. Mit Puddingbeinen kommen wir oben an. Die Belohnung ist ein traumhafter Ausblick auf den Wakatipusee und Queenstown sowie die umliegenden Gebirgszüge und eine 40 km Abfahrt nach Wanaka. Von hier aus wollen wir die Alpen über den Haastpass überqueeren. Von Albert Town aus fahren wir über den Hawea River Track in der Morgensonne zum Hawea See und weiter zu dem herrlichen Campingplatz Boundery Creek direkt am Wanaka See, in dem wir trotz eisiger Wassertemperaturen ein Bad nehmen. Am nächsten Tag geht es weiter in Richtung Haast-Pass. Wir füllen unser Proviant auf und radeln entschlossen auf den berüchtigten Pass zu. Auf den letzten Kilometern Richtung Pass haben wir starken Gegenwind, aber das Wetter scheint sich zu ändern und so fahren wir weiter um Haast noch heute zu erreichen. Der Pass ist erstaunlich einfach erklommen und es folgen ein paar rasante, steile und kurvige Kilometer. Die Vegetation wechselt beeindurckend von alpin zu Regenwald und wir erreichen nach 98 aufregenden Kilometern den schönen Campingplatz in Haast.
Ciao Otago – Willkommen an der Westküste!

Ein paar Eindrücke der schönen Landschaft bekommt ihr hier:

Otago / Google Photos

Vielseitiges Canterbury (14.11.-24.11.)

Am 14.11.2013 starten wir voller Vorfreude in Christchurch. Ohne es zu wissen haben wir uns den perfekten Startpunkt ausgesucht. Denn die Canterbury Plains, die sich südlich von Christchurch erstrecken sind flach wie ein Bügelbrett – ideal um unsere Beine ans Radeln zu gewöhnen. Wir fahren aus der Stadt und kommen auf den “Little River Railtrail”, einen der Great Rides. Dieser Weg war früher einmal die Bahnstrecke zwischen Christchurch und der Banks Halbinsel. Als wir uns dem Meer nähern passieren wir eine große, teilweise ausgetrocknete Lacke mit vielen verschiedenen Vogelschwärmen. Da wir im Frühling hier sind sehen wir viele Enten- und Gänseküken 🙂 Wir übernachten an einen schönen, aber stürmischen Kieselstrand – endlich wieder Zelten! Von dort fahren wir am Fluss entlang nach Little River mit seinem schönen alten Bahnhof. Unterwegs halten wir immer wieder, um ein paar Geocaches zu suchen und zu finden – Neuseeland scheint übersät zu sein mit diesen Dosen… In den nächsten beiden Tagen fahren wir über Nebenstraßen Richtung Süden. Wir zelten an einem romantischen Plätzchen am Raikaia-Fluss und fahren auf fast leeren Straßen vorbei an saftig grünen Feldern und großen Anwesen bis nach Methven. Über die landschaftlich schöne Straße 72 kommen wir zum Peel Forest, einem kleinen Naturschutzgebiet mit riesigen, uralten Bäumen. Ein Spazierweg führt uns zu den großen Totara Bäumen. Der älteste von ihnen ist über 1000 Jahre alt und wir umarmen ihn ehrfürchtig. Am nächsten Tag starten wir von Geraldine aus unsere erste “Bergetappe”. Der Highway 79 führt uns vom Flachland ins Alpenvorland, was spürbar hügeliger ist. Immer wieder geht’s steil auf und rasant bergab. Mit unserer Ladung hinten drauf erreichen wir locker über 50 km/h! Nachdem wir Mount Micheal als ersten Vorboten der Alpen bezwungen haben, entscheiden wir uns für einen kleinen Abstecher zum Opuhasee. Hier finden wir eine große Wiese zum Zelten direkt am Ufer – ein wunderschöner Platz mit erstem Alpenpanorama. Wir nehmen ein Bad im eisig kalten See und genießen den Abend. Am darauffolgenden Tag haben wir unseren ersten Pass vor uns, den Burkespass mit 709 m. Nach Fairlie wird die Straße almählich steiler, bis wir schließlich zum Mittag an den Pass kommen und hören sich die LKWs lautstark die Kurven nach oben quälen… wir tun es ihnen gleich und kommen abgekämpft, aber doch recht gut oben an. Nach einem leckeren Mittag über unserem minimalistischen Gaskocher geht’s weiter. Die folgende Strecke bis ins McKenzie Becken ist zwar recht flach, aber heftiger Gegenwind lässt uns erneut hecheln. Nach ein paar weiteren Hügeln rollen wir schließlich hinab zum türkisblauen Tekaposee. Geschafft – jetzt sind wir in den Bergen! Am nächsten Tag wollen wir unseren Beinen eine Auszeit vom Radeln gönnen und wandern auf den benachbarten Mount John, der vor allem bei Sterneguckern aufgrund des dunklen Nachthimmels hier sehr beliebt ist. Tagsüber bietet er eine schöne Aussicht über den See und die Berglandschaft…leider nicht für uns, denn bei unserer Ankunft am Gipfel setzt unangenehmer Nieselregen ein 🙁 Nach einem Kaffee im Astro-Cafe steigen wir wieder ab und unten angekommen, klart der Himmel wieder auf…ganz toll… Wir radeln zum 12km entfernten Alexandrinasee, an dem es im Gegensatz zum Tekapo keine Touristen gibt, sondern nur ein paar verlassene Lauben und Wohnwagen – ein friedlicher Ort.

Ein perfekter Radtag (viel Sonne, wenig Wind) bringt uns zum Pukakisee. Ein weiterer noch leuchtenderer Gletschersee mit klarer Sicht auf den Mount Cook. Wir überwinden uns zu einem eisigen Bad und lassen uns von der Sonne wärmen, bevor wir einen kostenloses Zeltplatz am Südende des Sees finden. Mit uns genießen viele andere Touristen hier den herrlichen Sonnenuntergang. Am nächsten Tag wollen wir dem Mount Cook noch etwas näher kommen und fahren am See hinauf ins Touri-Bergdorf. Die letzten Kilometer müssen wir uns anstrengen, nicht rückwärts zu fahren, so stark ist der Sturm zwischen den Gletschertälern. Von hier wollen wir den viel angepriesenen “Alps2Ocean” Radweg starten. Leider sagt man uns hier, dass wir mit einem Helikopter auf die andere Seite des Flusses (der vom Gletscher kommt) fliegen müssen, weil der Weg dort beginnt… Wir sind sehr verärgert. Aber ein teurer Helikopterflug passt nicht in unser Bild einer nachhaltigen Radreise… Nach einer Nacht zwischen den Bergen und einem kurzen Spaziergang zum Keapoint, einen Gletscher-Aussichtspunkt, radeln wir die Straße am See zurück. Diesmal ist der Wind mit uns und wir schaffen die hügeligen 60km in 3 Stunden 🙂

In der kommenden Nacht zieht eine dicke Regenfront heran und wir fahren am nächsten Tag nur bis Twizel, wo wir uns in der Küche des Zeltplatzes vorm Regen verstecken.

In den folgenden Tagen folgen wir dem Alps2Ocean Radweg nach Otago, aber dazu mehr im nächsten Abschnitt!

Fotos hier:

Canterburry / Google Photos

R(o)adtrip durch Neuseeland

Hallo liebe LeserInnen.

Unsere Flüge von Bali über Sydney (5h) über Auckland (3h) nach Christchurch (1h) verlaufen alle gut und wir kommen 23 Uhr Ortszeit in Christchurch an. Bis zu unserem letzten Flug wussten wir noch nicht ob wir um diese Zeit noch ein Hostel oder einen Campingplatz finden, aber dieses Problem sollte sich auf dem Flug nach Christchurch lösen. Im Flugzeug kommen wir mit einer Neuseeländerin ins Gespräch, die beruflich für die “tschäääärtsch” (church) in Auckland war und jetzt nach Hause fliegt. Wir werden das erste mal mit dem lustigen neuseeländischen Dialekt konfrontiert. Nicola reagiert etwas verstört über unseren Plan um diese Zeit eine Unterkunft zu finden, da die Stadt nach den Erdbeben noch immer akute Probleme hat und Unterkünfte entweder eingestürzt oder hoffnungslos überfüllt sind. Mit den Worten “Bids bitter“ (a bed is better) bietet sie uns ihr Gästezimmer an und verschont uns vor einer kalten Nacht im Zelt. Wir nehmen ihr Angebot dankend an und gehen mit ihr. Nicolas Mann holt uns vom Flughafen ab und wir verbringen eine ruhige Nacht im Gästezimmer des Hauses. Am Morgen schauen wir gemeinsam Rugby im Fernsehen an und nach dem Frühstück fahren uns unsere netten Gastgeber noch zu einem Outdoorgeschäft, wo wir einen Gaskocher kaufen.

Den brauchen wir jetzt auch, denn in Neuseeland wollen wir ausgiebig Campen und Radfahren. Am Nachmittag besuchen wir unsere Gastgeber für die nächsten Tage. Karla und Mark leben in einem kleinen gemütlichen Haus. Wir haben sie über warmshowers.org gefunden, eine Host-Community speziell für Radfahrer. In den nächsten 3 Tagen verbringen wir viel Zeit damit Preise für Fahrräder, Zubehör und Campingequipment zu vergleichen und jede Menge einzukaufen. Wir durchsuchen Fahrradläden, Second Hand Shops, das “Weeehouse“ (Warehouse) und Internetplattformen nach den passenden Rädern und werden schließlich in einem Laden fündig. Für ca. 900 $NZ bekommen wir zwei neue 28“ Trekkingräder und sind sehr glücklich darüber. Jetzt gilt es Radtaschen, Gepäckträger, Luftpumpe, Flickzeug, Ersatzschlauch, Werkzeug und Beleuchtung zu kaufen und alles zusammen zu bauen.

Christchurch macht einen etwas endzeitlichen und leeren Eindruck, da hier im Februar 2011 viele Gebäude eingestürzt sind. Die vielen leeren Flecken in der Stadt dienen jetzt als Parkplätze. Wahrscheinlich ist es eine der wenigen Städte die mehr Parkplätze als Autos hat, aber vielleicht kommt uns das nach dem Verkehrschaos in Indonesien auch nur so vor. Auch die Temperaturen fühlen sich nach 2 Monaten equatorialer Hitze arktisch an. Zwischen 10 und 15°C, ein bisschen windig und immer grauer Himmel. Aber der Frühsommer versucht sich durchzukämpfen.

Am 13.11. haben wir alles zusammen, was man für eine mehrwöchige Radtour braucht. Unsere Radtaschen sind gut gefüllt und auf dem Gepäckträger haben wir jeweils unseren Rucksack mit Spanngurten befestigt. Wir zweifeln noch ein wenig, ob das alles hält und sind überwältigt vom Gewicht. Wir haben jeweils ca. 20-25kg Gepäck geladen. Aber gleich vorweg: Alles hat gehalten und an das Gewicht gewöhnen sich die Beine nach ein paar Tagen oder Wochen.

In den kommenden zehn Wochen verlaufen fast alle Tage nach der gleichen, aber nie langweilig werdenden Routine: Nach dem Aufstehen gegen 7 Uhr und einem leckeren Müsli packen wir die Zeltsachen zusammen und verstauen unseren ganzen Kram in den Radtaschen bevor wir uns auf den Sattel schwingen. Erstaunlicherweise hatten wir während der ganzen Zeit keine Hinternbeschwerden! Meist kommen wir am späten Nachmittag an unserer nächsten Station an und suchen uns einen hübschen Zeltplatz. Dort wird dann alles wieder abgeladen und aufgebaut. Mit Einbruch der Dunkelheit sind wir im Zelt verschwunden 🙂
Im Gegensatz zum Busreisen in Südostasien müssen wir jetzt oft unsere Verpflegung selbst mitbringen. Es gibt zwar in den meisten Orten Einkaufsmöglichkeiten, aber eben nicht überall und Essen im Restaurant ist bei den Preisen hier wohl auch erstmal vorbei. Außerdem kann man ja nie wissen, ob man unterwegs vielleicht einen netten, verlassenen Zeltplatz im Nirgendwo findet 😉 Zu unseren Grundnahrungsmitteln gehören: Müsliriegel, Müsli, Bananen, Müsliriegel, Äpfel, Schokolade, Müsliriegel, Bohnen und Mais aus der Dose, Müsliriegel, Instantnudeln, Eier und noch mehr Müsliriegel… Schon nach 2 Wochen merken wir, wie unsere Beine immer straffer und stärker werden und unser Energiebedarf unaufhörlich steigt. Gegen Ende unserer Radtour essen wir ungefähr doppelt so viel wie zuvor (600g Müsli reichen nur noch für zweimal frühstücken…)

Neben der Verpflegung ist Routenplanung das zweite wichtige Thema für uns. Natürlich wollen wir zu den großen Sehenswürdigkeiten Neuseelands, aber bitte nicht gemeinsam mit den Trucks auf den Highways. Deswegen sind wir meist auf wenig befahrenen Nebenstraßen unterwegs, auf denen wir das Radeln genießen können. Außerdem gibt es in Neuseeland die s.g. “Great Rides“. Das sind besonders schöne Radwege durch landschaftlich interessante Regionen. Seit einigen Jahren läuft zusätzlich noch das Projekt diese Wege zu verbinden und zu ergänzen, sodass es bald einen durchgängigen Radweg von der Nordspitze bis zum südlichsten Zipfel des Landes geben wird. Wir folgenden zwar nicht dieser Nord-Süd-Route, versuchen aber trotzdem so viele “Great Rides” wie möglich in unsere Tour einzubauen. Zur Orientierung haben wir immer den “Pedallers‘ Paradise” dabei, dieses kleine, geniale Heft enthält für alle Orte entlang der Highways und Nebenstraße Informationen über günstige Zelt- und Rastplätze, Lebenmittel- und Fahrradläden sowie Höhenprofile und Routenbeschreibungen – unsere Bibel.

Bevor wir euch in den nächsten Beiträgen etwas über die einzelnen Streckenabschnitte erzählen, hier noch ein paar Statistiken zu unserer Tour:

Gefahrene Kilometer insgesamt lt. Radcomputer: 2880 km
Gefahrene Kilometer auf der Südinsel lt. Radcomputer: 2271 km
Fahrtage auf der Südinsel: 43 Tage
Gesamtzeit auf der Südinsel: 54 Tage
Gefahrene Kilometer auf der Nordinsel lt. Radcomputer: 609 km
Fahrtage auf der Nordinsel: 11 Tage
Gesamtzeit auf der Nordinsel: 17 Tage
Weiteste an einem Tag gefahrene Distanz: 117,8 km
Durchschnittliche Distanz an den Fahrtagen: 53,3km
Höchster Punkt der Tour: 1076 m
Längster Anstieg: 12 km
Längste Abfahrt: 45 km
Verbrauchte Ersatzschläuche: 3 (alle bei Robert)
Verbrauchte Bremsbacken: 2 Sätze pro Fahrrad
Verbraucht Hinterreifen: 2 pro Fahrrad
Verbrauchte Trinkflaschenhalter: 3

Demnächst mehr zu den einzelnen Stationen unserer Radrunde.

Bis dahin nur ein paar wenige Fotos von den Vorbereitungen:

Christchurch / Google Photos