Strand, Flamingos und jede Menge Mücken

Auf unserem Weg die spanische Mittelmeerküste entlang darf ein Besuch des Ebro-Deltas auf keinen Fall fehlen! So machen wir uns auf von Barcelona nach Süden. Wir machen unsere erste Mittagspause am Strand und schnuppern das erste Mal Sommerluft, da es endlich wärmer wird. Am Abend kommen wir auf dem Campingplatz im Delta an und schlagen unser Lager unter den vielen Eucaliptusbäumen auf. Die Bäume verbreiten einen ganz eigenen Duft!

Am nächsten Tag erkunden wir die Strände und Lagunen des Deltas. Wir entdecken viele Flamingos, die im seichten Wasser Minikrebse fischen, Reiher und eine Menge andere Vögelchen. Ein mehrere Kilometer langer, schmaler Sandstreifen trennt das Meer von einem flachen Bodden, wo unzählige Kitesurfer die idealen Bedingungen nutzen und übers Wasser düsen. Hier können wir auch endlich mal richtig mit Matilda an den Strand und sie ist total aus dem Häuschen, als sie so viel Sand und das Meerwasser kennenlernt. Als Robert dann auch noch ins Wasser geht, kriegt sie sich vor Quietschen gar nicht mehr ein 🙂

Die folgenden zwei Tage sind für Robert Arbeitstage. Matilda und Franzi verbringen die Zeit am Strand, in der Hängematte und am Spielplatz.

Da es mittlerweile trocken und sandig geworden ist, gibt es kaum noch Wiesen und wir müssen uns daran gewöhnen, dass Matilda einfach immer dreckig ist, sobald sie auf dem Boden sitzt. Dafür gibt es in dieser neuen Umgebung wieder viel für sie zu untersuchen!

Nach 4 Nächten an diesem schönen Ort packen wir wieder unsere Sachen 🙂

Kurzausflug nach Barcelona

Der touristische Campingplatz hat doch einige Vorteile und wir nutzen am 18.5.19 den kostenlosen Shuttlebus in die Stadt. Wir werden direkt an den Ramblas, der lebhaften Fußgängermeile Barcelonas, ausgeschüttet. Matilda hat in ihrer Kraxe den besten Überblick über das lebhafte Treiben aus Souvenirständen, Straßenkünstlern, Kunstverkäufern und jeder Menge Touris. Wir spazieren durch die Straßen, vorbei an der gothischen Kathedrale hin zur Sagrada Familia, dem Wahrzeichen der Stadt. Wir sind überrascht wie herrlich dieses imposante, aber nicht fertiggestellte Bauwerk aussieht. Die bunten Blüten auf den Türmen heben es, auch für uns Kunstbanausen, von anderen Kirche ab und sind einfach schön anzuschauen. Wir machen Mittag in einem quirligen Café nebenan und gehen dann mit Matilda auf den Spielplatz am Fuß der Kathedrale. Reingehen können wir ohne Online-Ticket leider nicht (es sei denn wir würden uns kilometerweit anstellen..). Am Nachmittag schlendern wir noch zum Hafen, wo es hervorragendes Eis gibt.. schmatz.. Dann müssen wir uns auch schon auf den Rückweg über die Ramblas zum Bus machen. Wir haben in der kurzen Zeit, in der wir mit Matilda auch viele Pausen machen mussten, zwar nur einen kleinen Teil der Stadt gesehen, aber es hat uns gut gefallen. Die Stadt hat tatsächlich eigenes Flair und wir verstehen Touristen, die nur für ein paar Tage in die Stadt fliegen. Wir machen uns trotzdem lieber auf den Weg weiter die Küste entlang 🙂

Meer (nicht) in Sicht

Zum ersten Mal lernen wir nun, dass das Einpacken unserer ganzen Sachen (Heckzelt, Campingstühle, Wasserkanister, Spielsachen, Essen, Decken und 1.000 Kleinigkeiten) ins Auto eine ganze Weile dauert und wir sind den Vormittag über beschäftigt sind.

Dann fahren wir weiter südlich, picknicken in einem schönen Park bei Lyon und übernachten auf einem freien Zeltplatz nördlich von Avignon mit toller Aussicht! Diesmal in der Minimal-Variante ohne Zelt, alles im Auto, aber dafür können wir schon früh um 5 Uhr weiterfahren und noch etwas von Matildas Nachtschlaf für die Fahrt nutzen. Tagsüber können wir meist nur fahren, wenn sie schläft, da sie wach zu viel Bewegungsdrang hat und es nicht lang im Autositz aushält.

Wir kommen zwar gut voran, aber leider beginnt es schon am Morgen zu regnen und hört auch bis zum Nachmittag nicht auf. So hatten wir uns die französische Mittelmeerküste nicht vorgestellt! Es bietet sich keine Gelegenheit zum Aussteigen, nicht mal das Meer sehen wir, obwohl wir an der Küste entlang fahren. Das erstmal frühstücken wir im Auto und testen die Sitzfunktion unserer Campingbox Campal.. Zu dritt und mit allen Sachen im Auto ist das eine kuschelige Angelegenheit 😉

Wir beschließen aufgrund des anhaltenden Regens einfach weiter auf die andere Seite der Pyrenäen zufahren (in den meisten Orten auf der Stecken waren wir ja zum Glück schon mal bei schönem Wetter..). Die Idee nach Andorra zufahren verwerfen wir ebenfalls, weil es da wohl noch kälter ist.. Tatsächlich bessert sich das Wetter auf der spanischen Seite und wir machen am Nachmittag einen Halt in Girona, wo wir einen kleinen Rundgang durch die hübsche Altstadt machen. Gegen Abend kommen wir auf einem trockenen, aber mega touristischem Campingplatz bei Barcelona an. Wir sind gespannt auf die Stadt von der wir schon sooo viel Gutes gehört haben!

Auf geht’s Richtung Süden

In der Nacht zum 12.5.2019 starten wir. Die Anstrengungen der ganzen Vorbereitung und Packerei stecken uns zwar noch in den Gliedern, aber die Freude endlich unterwegs zu sein überwiegt. Wir kommen pünktlich am Vormittag bei Ria und Igor in Kehl am Rhein an. Es erwartet uns ein sonniger Tag mit leckerem Essen beim Veganer gefolgt von einem prima Rundgang durch Kehl und den Park am Rhein. Ein wirklich gelungener Auftakt zu einer aufregenden Reise! Am nächsten Tag verlassen wir Deutschland Richtung Frankreich. Unterwegs besorgen wir uns noch wärmere Schlafsäcke, da wir die Wärmeleistung unserer alten deutlich überschätzt haben. Auch das erste Mittagessen on the Road verläuft gut. Matilda isst zufrieden in ihrem Reisesitz 🙂 In Ounans schlagen wir das erste Mal unser Campinglager auf. Wir sind fast allein auf dem Zeltplatz… Irgendwie verständlich bei der Kälte und dem Sturm – aber immerhin Sonne! Der erste Abend mit Aufbauen, Bettchen machen, Matilda ins Bett bringen und kochen verläuft chaotisch aber am Ende ist doch alles da, was wir brauchen. Wir erkennen, dass wir noch deutlich mehr Struktur in unseren Taschen und Kisten benötigen, um die richtigen Dinge zur richtigen Zeit griffbereit zu haben. Aber dafür haben wir ja noch ein paar Wochen Zeit, um uns einzuspielen! Wir schlafen alle dick eingemummelt, da nachts kaum 5 Grad sind. Wir verbringen 2 Tage hier, in denen Robert auch das Arbeiten von unterwegs aus erfolgreich testet. In der Gegend gibt es malerische Bauernhöfe und Gärten aber ansonsten eigentlich nichts. Wir freuen uns weiter nach Süden zu fahren!

Roadtrip nach Portugal – Zu dritt erst Recht!

3 Monate gemeinsame Elternzeit – die muss natürlich genutzt werden!

Nach einigen Überlegungen zwischen europäischer Atlantikküste, Balkan und einer Reise nach Fernost fiel die Entscheidung auf den Campertrip nach Portugal.

Um ein paar Erinnerungen für euch und uns festzuhalten, werden wir ab jetzt versuchen regelmäßig ein paar Zeilen zu schreiben!

Indien 2016 – Taj Mahal, Keoladeo Nationalpark und der Smog

Die Nacht im Zug ist sehr angenehm und wir können gut schlafen. In der Holzklasse geht es am nächsten Morgen weiter nach Agra. Hier besuchen wir mithilfe unseres TukTuk-Fahrers das Agra Fort – eine beeindruckende Festung und schauen uns den Sonnenuntergang am Taj Mahal an – ein schönes Bauwerk mit hübsch geformten Kuppeln. Angeblich das schönste Gebäude der Welt. Toll! Die Sonne versinkt im Smog. Einem alten Baba wechseln wir 1,50€ in 100 Rp und machen ihn damit überglücklich – obwohl der Kurs für uns auch nicht schlecht war 😀
Den nächsten Morgen müssen wir früh raus, um das Taj Mahal im Smog erwachen zu sehen. Wir gehen rein, bestaunen die floralen Muster der Edelsteinintarsien im Marmor und gehen bald darauf wieder. Es ist ein wirklich schönes Bauwerk, nur wirkt es mit den vielen Touristen und der schlechten Luft mäßig bezaubernd. Wir frühstücken und steigen in den Bus nach Bharatpur, wo wir am Mittag ankommen. Unsere letzte Station auf diesem Trip soll nochmal ein Nationalpark sein. Wir checken im Birders Inn ein- zur Abwechslung ein schickes Hotel. Am Eingang leihen wir uns indische Fahrräder und radeln in den Park. Schon auf den ersten Metern werden wir von vielen exotischen Tieren begrüßt: Überall entdecken wir Pfauen und zwitschernde Vögelchen. An einem verwachsenen Teich leben verschiedene Reiher, Enten, riesige orange Käfer und ein Blue Bull (Antilope) läuft langsam ins Gebüsch als er uns bemerkt. Daneben ist ein zugewucherter Tempel in dem zwei Babas und hunderte Affen leben. Die Männer winken uns herein und werfen umringt von dutzenden Affen Teigkugeln auf die Stufen zum Teich. Dabei machen sie lautes Geschrei. Nach wenigen Minuten tauchen zwei Schildkröten mit weichen Panzern auf und holen sich die Leckerbissen. Gemütlich futtern sie. Nach dem Tempel treffen wir eine Wildschweinfamilie am See. Kurz darauf läuft ein großer Hirsch über den Weg. Da wir uns auf unseren “stylischen” Rädern leise fortbewegen, bemerken uns die Tiere erst spät. Nun kommen wir zu einem großen überfluteten Areal. Hier stehen Kühe im Wasser und wir können unterschiedlichste Störche, verschiedene Eisvögel, Reiher, … beobachten. Wir wagen uns noch etwas weiter in die Wildnis. Langsam dämmert es. Wir können Schakale hören und beobachten und eine Menge Hirsche und Blue Bulls sind zu sehen. Wir genießen den Sonnenuntergang auf einem Aussichtspunkt. Am nächsten Morgen machen wir eine kleine Bootsfahrt und sehen noch einige Vögel bei der Jagd nach Frühstück.
Leider müssen wir den Park gegen 10 Uhr schon wieder verlassen, da heute Nacht unser Flieger zurück geht. Am Busbahnhof in Bharatpur beginnt das Chaos von Neuem. Wir hatten vorher Tickets gekauft, nur den Bus dazu gibt es nicht. Wir fragen uns irgendwie durch. Irgendjemand hat Mitleid, irgendwann befindet man sich in irgendeinem Bus – wie immer. Die Fahrt (5 Stunden) ist anstrengend. Wir haben im Local-Bus zwar einen Sitzplatz, aber die Menschen, die stehen, lehnen sich auf uns – wir harren aus. Aus den 5 Stunden werden 7 oder so und wir kommen am Abend im völlig versmogten Delhi an. Man atmet nur Abgase hier. Später erfahren wir in den Nachrichten, dass sich die Luftverschmutzung durch das Diwali-Feuerwerk noch verschlimmert hat und einige Fabriken abgeschaltet wurden.
http://www.tagesschau.de/ausland/indien-smog-101.html
In Delhi gehen wir noch etwas Essen und machen uns dann mit der U-Bahn auf zum Flughafen. Pünktlich 01:50 Uhr nachts endet ein aufregender, anstrengender und inspirierender Trip, auf dem wir unsere Welt wieder von einer neuen Seite kennenlernen durften.
Hier geht’s wieder zu ein paar Fotos:

Agra & Bharatpur / Google Photos

Indien 2016 – Heiliges Varanasi

Am 29.10.16 geht’s Robert zum Glück wieder besser und wir treten die Erste Etappe unseres langen Reisetages Richtung Osten an. Unser Reiseziel ist Varanasi. Es ist Diwali – das wichtigste Fest im indischen Kalender und ganz Indien ist mit uns auf den Beinen in die “heilige Stadt”. Komfortabel (2AC) erreichen wir am Nachmittag die Hauptstadt Neu Delhi. Um den Bushalteplatz zu finden, begeben wir uns wieder einmal auf eine Hetzjagd im TukTuk. Es geht weiter mit dem Sleeper-Bus nach Varanasi. Wir werden in eine Box verfrachtet, die Franzi jetzt schon beengend findet. Eigentlich ganz gemütlich in unserer Schlafmulde. Doch sobald sich der Bus in Bewegung setzt, beginnt Franzi Tüte für Tüte zu füllen. Nach einer anstrengenden Nacht erreichen wir Varanasi. Im Guesthouse schlafen wir uns noch ein wenig aus und erkunden dann die Ghats (Badestellen) der Stadt. Die Menschen hängen rum, waschen sich, ihre Kleidung, huldigen ihrem heiligen Fluss oder verbrennen ihre Toten hier. Wirklich interessant. In der chaotischen, lauten und engen Altstadt ist alles unterwegs. Wir beobachten die Hinduzeremonie am Fluss und drängen uns dann wieder Richtung Hostel. Das Lichterfest Diwali wird mit Feuerwerk und Geböller gefeiert. Ein bisschen Silvester im Oktober.
Der nächste Tag beginnt 05:00 Uhr früh. Wir wollen die morgendlichen Aktivitäten am Ganges mit einer Bootstour beobachten. Mit dem Aufgehen der Sonne strömen gläubige Hindus zu den Ghats, um sich rein zu waschen. Wir genießen den Sonnenaufgang und die spannenden Eindrücke. Später lassen wir uns wieder von der Stadt verschlucken und durch die engen Gassen treiben. Wir jagen Souvenirs, probieren das beste Lassi der Stadt, saugen Impressionen ein. Bei dem Lärm, Gehupe, Geschiebe und Verkehrschaos sind wir aber schon am frühen Nachmittag platt. Wir beobachten eine Totenzeremonie am Ganges und lassen später den Abend entspannt auf der Dachterrasse unserer Unterkunft bei Nudeln und Reis ausklingen.
Am Abend des 01.11. geht unser Nachtzug wieder zurück nach Delhi – wir wollen noch das Taj Mahal sehen!

Varanasi Okt-2016 / Google Photos

Indien 2016 – Amritsar: Goldener Tempel und Grenztheater

Am Morgen des 25.10.16 holen wir uns zum letzten Mal leckere Choco-Crossaints aus dem Himalaya Tea Shop, bevor uns ein Taxi nach Kangra bringt. Hier steigen wir in den Toy Train, eine langsame Schmalspurbahn, nach Pathankot. Die Aussicht ist durch die niedrigen Fenster vor allem für Robert etwas eingeschränkt, aber die vorbeiziehende Landschaft ist sehr hübsch: zuerst noch hügelig und üppig mit Bäumen, Sträuchern und bunten Blumen bewachsen, danach flacher und trockener. Nach 4,5 Stunden erreichen wir Pathankot und satteln dort auf den lokalen Bus nach Amritsar um. Von nun ab ist die Luft staubig, voller Abgase und wird immer dicker… Der Müll und Dreck in den Dörfern am Straßenrand ist schockierend! Die Fahrt scheint endlos und als wir endlich das Stadtgebiet von Amritsar erreichen wird es noch schlimmer. Überall sind die Straßen verstopft mit Auto- und Fahrradrikschas, Busse, Trucks, Pferdekarren, Rädern, Traktoren, Rollern und Fußgängern. Es ist inzwischen dunkel und die Scheinwerfer strahlen nur dicke Rauch- und Staubwolken an. Auch der Gehörsinn wird aufs Äußerste strapaziert, da es im Chaos hilfreich scheint, laut und langanhaltend zu hupen. Unserem Bus wird die Einfahrt durch das Stadttor verwehrt und so geht das Geschiebe und Gedränge in eine andere Richtung weiter, bis wir schließlich am Busbahnhof ankommen. Wir steigen in die nächste Autorikscha, ziehen noch eine Schicht Stoff mehr über unsere Nasen und fahren in die Altstadt. Wir werden irgendwo rausgeworfen und finden mittels MapsMe-Navigation unseren Weg in eine Straße voller Hotels -immer auf der Hut, dass uns niemand über die Füße fährt! Wir nehmen ein einfaches, etwas überteuertes Zimmer ohne weiter zu suchen und sind erstmal heilfroh, angekommen zu sein. Kurz darauf stellen wir fest, dass nur 200 m weiter, eine große, saubere Fußgängerzone zum Goldenen Tempel führt. Das Spazieren zwischen den vielen Läden und Menschen hier, erscheint uns als pure Erholung. Wir sehen eine große Menschenansammlung – alles Sikhs-, die mit Gesang zum goldenen Tempel pilgern. Wir folgen ihnen fasziniert bis zum Eingang, beschließen aber den Tempelbesuch für morgen aufzuheben.
26.10. Nach dem Frühstück (Mix Kulcha) laufen wir das kurze Stück zum berühmten goldenen Tempel, der bedeutendsten Pilgerstätte der Sikhs, die hier in Scharen mit ihren bunten Turbanen, Baumwollgewändern, langen Bärten, geschwungenen Dolchen und silbernen Armreifen umherlaufen. Wir geben die Schuhe ab und betreten den Tempelkomplex: ein großes Wasserbecken umgeben von Marmor und in der Mitte der Goldene Tempel. Eine sehr eigenartige, aber angenehme Musik ertönt überall zusammen mit dem gesungenen Gebet. Die Atmosphäre ist absolut bezaubernd und wie automatisch schließen wir uns den anderen Menschen an, die um das Wasserbecken spazieren. Überall baden Pilger am Rand und trinken das heilige Wasser. Über eine Brücke gelangen wir in den goldenen Tempel, wo ein Sikh-Guru aus dem heiligsten Buch singt und andere diese merkwürdige Musik machen. Noch nie hat eine heilige Stätte so eine Wirkung auf uns gehabt. Wir schauen uns noch die teilweise brutalen Gemälde zur Geschichte der Sikhs im Museum an, bevor wir den Komplex wieder verlassen. Vor dem Eingang spricht uns ein Besucher aus Bihar an (neben den ständigen Selfie-Anfragen :-D). Er verbringt hier einige Tage, schläft und isst im Tempel, wo es für Pilger, Besucher und Bedürftige alles umsonst gibt. Am Nachmittag fahren wir im Sammeltaxi zur pakistanischen Grenze. Hier wird jeden Tag ein großes Spektakel um das Einholen der Fahnen veranstaltet. Auf beiden Seiten stehen Tribünen für die Zuschauer und auf der indischen Seite herrscht Volksfeststimmung mit ausgelassenen Tänzen. Die Musik aus den Boxen, die jeweils auf das andere Land ausgerichtet sind, ist ohrenbetäubend. Dann beginnt die Show. Die herausgeputzten Grenzsoldaten werfen ihre Beine um die Wette in die Höhe und schleudern provozierende Fäuste Richtung Grenztor. Schließlich werden die Fahnen langsam eingeholt und das Tor verschlossen. Dann ist das Spektakel vorbei und alle fahren heim. Am Abend besuchen wir erneut den Tempel und genießen die besondere Stimmung.
Am nächsten Tag wollen wir einen Versuch starten, ein Stück Natur zu sehen. Wir fahren mit dem Taxi ca. 90 Minuten nach Harike – einem Feuchtgebiet am Zusammenfluss des Beas und Seithey. Leider kennt sich unser Fahrer nicht aus und fragt sich durch. Wir holen mit etwas bürokratischen Aufwand eine Genehmigung (für was auch immer). Er fährt uns weiter an einen Sikh-Tempel, von wo aus laut Internet die Pfade ins Vogelschutzgebiet beginnen. Er führt uns in die Tempelanlage, wo wir mal wieder viele neue Bekanntschaften machen. Der bewaffnete Sicherheitsmann führt uns durch den Tempelkomplex, nur den Weg in den Park will uns niemand zeigen. Nach ein paar Selfies können wir uns dann aber doch auf den Weg machen und spazieren einen sandigen Weg entlang des Flusses. Der Park ist noch im Entstehen und so machen wir mit den Bauarbeitern zur Abwechslung ein paar Selfies. Nach ewigen Suchen können wir dann doch noch ein paar Reiher und Kormorane beobachten…und dann passiert es – Robert fällt die schöne neue Kamera ins Wasser. Trotz schneller Reaktion gibt unsere Kamera in diesem Moment unter wildem Flimmern den Geist auf. Ab jetzt muss also das Handy reichen. Zu allem Überfluss verhindert ein gewaltbereiter Affe das weitere Erkunden des Gebietes und so brechen wir unseren “Naturausflug” leicht frustriert ab 😀 Am Nachmittag buchen wir in einem langwierigen Prozess Zug- und Bustickets nach Varanasi für den nächsten Tag. Abends gehen wir erneut in den Tempel und essen diesmal auch dort. In den riesigen Speisesälen werden täglich im Akkord ca. 80.000 Menschen umsonst verköstigt. Das Essen (Dal, Milchreis, Curry, Rettich, Roti) wird in Badezuber-großen Töpfen gekocht und dann aus Eimern verteilt – absoluter Wahnsinn”

Leider hat Robert das Essen im Tempel gar nicht vertragen und alles wieder von sich gegeben. Somit sind wir am nächsten Tag reiseunfähig – unsere Tickets müssen wir verfallen lassen. Für morgen wird neu gebucht – hoffentlich erholt er sich…

Hier könnt ihr den Goldenen Tempel bestaunen:

Amritsar Okt-2016 / Google Photos

Indien 2016 -McLeod Ganj: Zu Gast beim Dalai Lama

Nach einer rasanten, leider schlaflosen, Nacht im Bus kommen wir viel zu zeitig – früh 4 Uhr – in McLeod Ganj an. Wir warten geduldig auf das erste Tageslicht bevor wir den steilen Weg nach Dharamkot hinauf steigen und uns ein passendes Zimmer in dem Dschungel aus Hotels und Pensionen suchen. Nachdem wir etwas Schlaf nachgeholt haben, schauen wir uns in den Dörfern Bhagsu und McLeod mit ihren unzähligen Unterkünften und Souvenirshops aller Arten um. Die nächsten beiden Tage setzen wir unsere Vorhaben für diese Gegend teilweise in die Tat um:

  • wir besuchen den Tsuglagkhang-Tempelkomplex des Dalai Lama
  • beim Tibet-Museum stehen wir leider zweimal vor verschlossenen Türen, ebenso beim Museum für tibetische Medizin
  • der Kochkurs klappt beim zweiten Anlauf und wir lernen in Sangyes Kitchen die Zubereitung von Momos und einiges mehr über Tibet und seine Flüchtlinge
  • eine tibetische oder ayurvedische Massage lässt sich spontan leider nicht vereinbaren, wie Franzi enttäuscht feststellen muss
  • bird watching: wir gehen früh zeitig an den Waldrand und lauschen den erwachenden Vögeln, sehen aber leider keine
  • Souvenirs shoppen, immer wenn etwas anderes mal wieder nicht funktioniert hat, gehen wir bummeln…
  • und natürlich die Wanderung zum Triund…

… Da das Tibetmuseum den zweiten Tag geschlossen hat,  machen wir uns spontan zum Triund auf. Wir sind überrascht wie viele indische Touristen diese Wanderung machen. Es geht zuerst zum Galu-Devi-Tempel und dann ca. 2 Stunden recht steil hinauf. Auf dem Bergrücken unterhalb des Gipfels stehen viele Zelte und einige Dhabas. Wir machen Pause und genießen die Luft 🙂

Nach dem Abstieg vom Triund gehen wir im Ort zum Tibetan Folk Music Concert im Seed Cafe. Dabei werden uns Volkslieder aus verschiedenen Regionen Tibets auf typischen lokalen Instrumenten vorgespielt und gesungen. Ein sehr interessanter Abend!

Anschließend verlassen wir die schöne Bergregion Himachal Pradesh, um weiter Richtung Westen zu ziehen.

Ein paar Eindrücke aus McLeod und Umgebung:

McLeod Ganj Okt-2016 / Google Photos

Indien 2016 – Wolkenlos in Spiti

Am 15.10.16 früh um 5 Uhr traben wir durch die Finsternis hinunter nach Manali zum Jeep-Abfahrtsort. Nach einem Chai und längerem Warten geht’s endlich los – auf nach Spiti, einer abgelegenen, rauen Bergregion an der tibetischen Grenze. Wir sind nur 4 Passagiere in unserem Jeep und können daher die herrliche Aussicht gut genießen. In neun Stunden führt uns eine teils asphaltierte, teils im Flussbett verlaufende Piste über den Rohtang (3979m) und den Kunzum Pass (4550m) von Manali bis nach Kaza (3600m), der Hauptstadt von Spiti. Schon nach wenigen Stunden verwandeln sich die grünen Berge in eine raue, steinige Landschaft fast ohne Vegetation, aber mit schneebedeckten Gipfeln und langen Gletschern. Wir folgen dem Wasserlauf des Spiti und machen Mittag an der “Raststation” in Batal: einem urigen Dhaba (=lokales straßenseitiges Restaurant), in dem ein Ehepaar alle Reisenden mit Tee und Thali versorgt. der Gastraum gleicht einer Höhle in der alle an niedrigen Tischen sitzen und schmatzen – es schmeckt ausgezeichnet! Am Nachmittag erreichen wir Kaza und nehmen uns ein Zimmer im WinterWhite-Gästehaus. Hier oben ist es ganz schön frisch und wir bibbern heftig bei der bucket-shower (eine Duschmethode bei der man sich mit einem kleinen Gefäß das Wasser aus einem großen Eimer überschüttet) 🙂 Am nächsten Morgen versuchen wir vergeblich funktionierende Fahrräder für uns und einen französischen Mitreisenden zu finden. Wir ändern daher den Plan und lassen uns von einem Taxi nach Dankhar weiter flussabwärts bringen. Dort wandern wir vom Dorf aus hinauf zum Dhankar See, der zur Hälfte ausgetrocknet ist, aber trotzdem zusammen mit dem Manirang (6593m) im Hintergrund eine wundervolle Kulisse bildet. Wir genießen die Aussicht auf die Berge und das Dorf, was auf verblüffende Weise in eine geschützte, runde Kuhle zwischen Berg und Fluss gebaut ist. Wir steigen wieder ab und besuchen das 800 Jahre alte buddhistische Kloster, was an einer haarsträubenden Klippe errichtet wurde und leider einsturzgefährdet ist. Die Zimmer sind niedrig und die Decken aus Ästen und Lehm. Ein Mönch winkt uns fröhlich herein, er ist der einzige hier seit die anderen Mönche 2003 in das neue Kloster am Dorfeingang umgezogen sind. Oben ist das Kloster in den Berg hinein gebaut und wir betreten eine ruhige, dunkle Meditationshöhle. Am Nachmittag gehen wir in Kaza erneut auf die Suche nach Fahrrädern und diesmal wird unsere Hartnäckigkeit belohnt. Somit können wir am nächsten Vormittag in einer kleinen Gruppe – der Franzose Thomas und der Inder Anant aus Mumbai haben sich uns angeschlossen- flussaufwärts starten. Die Räder sind gewöhnungsbedürftig: Bremsen schleifen heftigst, Schaltungen funktionieren nur teilweise… Die ersten Meter aus Kaza heraus kommen tierisch anstrengend vor – auf dieser Höhe braucht der Körper immer eine Weile bis er hochfährt 🙂 Wir radeln die leicht auf und ab gehende Straße am Fluss entlang bis nach einigen Kilometern der Abzweig nach Kee kommt und die Straße steiler wird und gelegentliche Serpentinen für uns bereithält. Die Aussicht entschädigt für alle Mühen. Gegen Mittag erreichen wir Kee Gompa (4166m), das älteste und noch genutzte Kloster von Spiti. Einer der 350 hier lebenden Mönche führt uns durch das Gebäude und lädt uns auf dem Dach zum Tee ein. Wie in Dhankar gibt es auch hier ein Zimmer, in dem der Dalai Lama schläft, wenn er auf Besuch kommt. Nach ein paar Nüssen und Bananen zur Stärkung strampeln wir zusammen mit Anant weiter hinauf. Im Schneckentempo erklimmen wir Kurve für Kurve, treffen Straßenarbeiter (Familien, die Teer überm Feuer heiß machen und in die Löcher auf der Straße verteilen) und sehen das alte Seil über einer tiefen Schlucht, an dem sich die Dorfbewohner in einem kleinen Korb angeblich öfter hinüber hangeln. Dann erreichen wir Kibber (4270m), ein kleines, abgelegenes Dorf, dessen Bewohner bald schon hinunter nach Kaza ziehen werden, um dort zu überwintern. Aktuell dauern noch die sonnigen Herbstwochen mit wolkenlosem, blauen Himmel aber bitterkalten Nächten an. Von den Einheimischen wissen wir, dass der Schnee jeden Tag einsetzen kann und das Überqueren des Kunzum Pass’ dann schnell unmöglich wird. Wir hoffen, dass der Sonnenschein noch ein paar Tage anhält 🙂 Nach einem Chai in Kibber düsen wir mit laut quietschenden Bremsen die lange Abfahrt hinunter. Kurz vor 17 Uhr kommen wir k.o. aber überglücklich wieder in Kaza an. Zeit für einen leckeren Samosa-Snack! Diese würzig gefüllten, frittierten Teigtaschen sind wirklich sooo köstlich!  Motiviert durch diese wunderbare Erkundungstour nutzen wir unseren dritten Tag in Spiti, um uns einen Scooter zu leihen und einen weiteren Tag diese Gegend der Superlativen zu entdecken. Diesmal steuern wir das Bergdorf Hikkim mit dem höchsten Postamt der Welt auf 4440 m an. Wir betanken Scooty an der höchstgelegenen Tankstelle der Welt in Kaza und quälen unser Gefährt die steilen Serpentinen nach oben – Scooty pfeift aus dem letzten Loch und springt auch nicht immer gleich an. In Hikkim einem wirklich malerischen Dorf treffen wir einige Kinder, die uns gern den Weg zum Postamt zeigen und sich riesig über eine mitgebrachte Banane freuen. Wenn man hier aufwächst hat man nicht viel außer der dramatischen Landschaft. Wir manövrieren unser Moped noch ein paar Kilometer weiter dem Himmel entgegen nach Komic (4520m), dem höchsten Dorf mit Straßenzugang in Asien. Die Aussichten von hier sind einzigartig. Ein Mönch führt uns durch das Kloster des Dorfes und wir genießen einen guten Masala Chai. Dann fragen wir, ob wir nach weiter die hohe Straße entlang Richtung Demul fahren können. “By Scooty?” – skeptischer Blick – “It’s ok, good road!” Wir fahren also weiter, jetzt auf sehr holpriger Piste, auf über 4600m. Hier lebt jetzt niemand mehr außer die Blauschafe, die wir ab und zu entdecken. In der Hoffnung, dass Scooty jetzt nicht den Geist aufgibt holpern wir langsam weiter im Sonnenschein umringt von diesem wundervollen Gebirge. Nach 2 Stunden kommen wir an eine asphaltierte Straße, der wir auch gleich noch ein Stück bergauf zu einem Pass mit guten Aussichtspunkt folgen. Oben angekommen finden wir uns auf einmal mitten in einer buddhistischen Feier wieder. Es wird gesungen, musiziert und getanzt. Der alte “Head Lama”, eine Art Priester der Region, tanzt mit ca. 50 teils traditionell gekleideten Menschen im Kreis. Sein Outfit und seine Frisur (ein mit Klebeband fixierter Dread) machen die skurrile Situation mitten in der Einöde perfekt – ein überraschender Höhepunkt eines überwältigenden Ausfluges! Etwas abgefroren düsen wir dann die Gebirgsstraße hinunter und zurück nach Kaza, da es allmählich duster wird.

Am 20.10.16 verlassen wir Spiti leider schon wieder. Drei wunderschöne Tage liegen hinter uns und wir sind etwas wehleidig, diese schöne tibetische Ruhe wieder gegen den indischen Trubel zu tauschen. Wir fahren wieder im Sammeljeep zurück, leider ist dieser diesmal voll. Das bedeutet wir sind 10 Passagiere plus Fahrer. Ausgelegt ist der Jeep wahrscheinlich für 7 oder 8. Während wir uns zu viert auf die Mittelbank quetschen und jeder mal abwechselnd eine Schulter anlehnen darf, ist es auf der schmaleren Rückbank noch kritischer – “You’re sitting on me” hören wir es von hinten ächzen. Naja, es sind ja nur 9 Stunden 😉 Da auch auf dem Dach das Gepäck meterhoch gestapelt ist, kommen wir nicht allzu schnell voran. wir harren aus und erholen uns in Manali eine Weile im hübschen Garten des Chandra Guesthouse, bevor wir uns im Dunkeln auf die Suche nach dem Nachtbus Richtung Dharamsala machen…
Hier geht’s zu den Bildern dieser magischen Landschaft:

Spiti Okt-2016 / Google Photos