Es wird wärmer… auf der Nordinsel (04.01.14-21.01.14)

Liebe Mitreisenden,
endlich haben wir es geschafft, den letzten Teil unserer Radreise zu dokumentieren. Viel Spaß beim Lesen!

Nach unserer stürmischen Ankunft auf der neuseeländischen Nordinsel fahren wir am 04.01 mit dem Bus nach Turangi. Wie immer herrscht strahlender Sonnenschein während der Fahrt und verwandelt sich in Regen nachdem wir aussteigen… Auf dem Zeltplatz warten wir einen Regentag ab, bevor wir uns zur berühmtesten Tageswanderung Neuseelands, Tongariro Crossing, aufmachen. Mit dem ersten Bus fahren wir früh um 6 Uhr zum Ausgangspunkt des 20 km langen Treks. Die vulkanische Landschaft sieht sagenhaft aus in den ersten Sonnenstrahlen dieses kalten Morgens. Wir laufen in einer Touristenschlange an die Berge heran und dann über eine Treppe den ersten Anstieg hinauf. Da es noch früh ist, können wir auch einen Abstecher auf den ngau… Vulkan (Mount Doom in Herr der Ringe) machen. Das ist im Gegensatz zur eigentlichen Wanderung eine echte Herausforderung: 1 Stunde und 45 min kraxeln wir über die losen grauen und roten Steine steil nach oben, wo uns der Wind fast wieder runterbläst. Dank des guten Wetters haben wir eine super Aussicht über den Nationalpark. Anschließend geht’s weiter auf der Hauptroute zum roten Krater, der uns mit seinem farbenprächtigen Gestein beeindruckt. Von dort aus führt uns der Weg vorbei an den türkisen Emerald Lakes zum blauen See. Eine einmalige Landschaft! Der Abstieg zieht sich etwas über viele Serpentinen durch Wiesen bis hinunter in den üppigen Wald. Am Abend grillen wir mit den anderen Wanderen und Radfahrern auf dem Zeltplatz – Lecker!!
Am nächsten Vormittag verlassen wir Turangi und fahren am Tauposee entlang nach Taupo, wo wir ein kurzes Bad im See nehmen. Der Radweg zum kostenlosen Zeltplatz ein paar Kilometer nördlich entpuppt sich als halsbrecherische Mountainbike-Strecke, die Franzi den letzten Nerv raubt…Von Taupo aus fahren wir auf dem Highway 5 bis wir auf eine ruhigere Straße abbiegen können, die uns vom Zentralplateau bergab führt – das rollt gut! Auf einer unasphaltierten Straße kommen wir dann nach einigem Auf und Ab auf den Te-Ari-Ahi-Radweg. Ebenfalls ein neuer Weg, der Radfahrer vorbei an Thermalquellen nach Rotorua führt. Gegen Abend erreichen wir die Waikite Springs, ein Thermalbad mit Zeltplatz. Herrlich! Wir testen alle heißen Pools und laufen zu den brodelnden Quellen. Der nächste Tag führt uns zu einem großen, blubbernden Schlammloch und wieder über einen Mountainbike-Teil, bei dem wir immer wieder absteigen müssen, um mit unseren beladenen Rädern um die Kurven zu kommen. 18 km vor Rotorua holt uns eine dunkle Wolke ein und regnet sich kräftig über uns ab – zum Glück nur kurz. In der Stadt machen wir einen Rundgang entlang viele dampfender Teiche und Quellen. Am Abend genießen wir wieder die heißen Becken, die hier offensichtlich jeder Zeltplatz hat. Beim Verlassen der Stadt am nächsten Morgen entschließen wir uns spontan doch lieber nach Hobbiton als an die Küste nach Tauranga zu fahren. Eine ruhige Straße entlang des Kamms einer hübschen Hügelkette führt uns nach Manaku. Die Landschaft in dieser Gegend ist echt ulkig: überall sind kleine spitze Hügel auf den Wiesen, ob das schon was mit den Hobbits zu tun hat? Anschließend kommen wir leider nur auf dem Highway weiter :-/ Nach 80km erreichen wir am Nachmittag den Ort Matamata. Dort parken wir die Räder und werden direkt mit einem Bus nach Hobbiton, dem Drehort der Herr der Ringe und Hobbit Filme, gefahren. Wir sind nur 4 Touristen in unserer Gruppe und haben dadurch viel Zeit für Fotos bei dem Rundgang durch das knuffige Dorf mit 44 Hobbitlöchern. Überall sind liebevolle Details zu entdecken, es blühen bunte Blumen und Obst und Gemüse wächst in den Gärten. Nach einem Bier im “Green Dragon”, geht’s zurück in den Ort und für uns 7 km bis zum nächsten Zeltplatz – natürlich mit Thermalbecken 😉
Von Matamata aus fahren wir weiter nördlich nach Te Aroha, dem Startpunkt des Hauraki Railtrails. Dieser führt uns schnurgerade, 21 km nach Paeroa, wo wir unser erstes L&P trinken. Eine sehr leckere, lokale Zitronenlimonade. Von dort folgen wir der alten Eisenbahnstrecke in die Karangahake Schlucht und durch einen über 1000m langen Tunnel. Auf dem Weg zum Zeltplatz hat Robert den zweiten Platten :-/ Am nächsten Morgen fahren wir ein Stück zurück zum “Windows Walk”, wo wir mit der Taschenlampe durch die Höhlensysteme, die während des Goldrausches entstanden sind, geistern. Es gibt hier neben vielen dunklen, tiefen Gängen (vor denen sich Franzi ein wenig fürchtet) Überreste der Maschinen zu sehen, die große Felsbrocken zermalmt haben, um das darin eingeschlossene Gold und Silber zu gewinnen. Den Abend verbringen wir in Thames, von wo aus wir am nächsten Tag das Coromandelgebirge überqueren, um an die Ostküste zukommen. Die Straße windet sich durch dichten Wald bergauf bis wir schließlich oben sind und einen guten Ausblick über die spitzen Hügel haben. Dann geht es mit reichlich 60km/h hinab und durch ein paar Bienenschwärme, die uns wie Hagel treffen – damit haben auch wir zum Bienensterben beigetragen. Bald darauf müssen wir schon wieder einen Reparaturstopp einlegen – der dritte platte Hinterreifen bei Robert (mittlerweile sind uns die Ersatzschläuche ausgegangen und es wird geflickt). Auf der Suche nach einem Campingplatz geraten wir durch Zufall an eine Farm, auf der Hunde und Katzen versorgt werden, während ihre Herrchen Urlaub machen. Der freundliche Bauer bietet uns seine Wiese zum Zelten an. Wir wählen den Platz mit den wenigsten Kuhfladen, graben ein Loch als Toilette und schlagen uns durch’s Gebüsch, um uns im Bach zu waschen – eine nette Abwechslung zu den gefüllten Campingplätzen. Unser nächstes Ziel auf der Coromandel-Halbinsel ist der “Hot Water Beach”, ein Strand mit heißen Quellen unter dem Sand. Während der Ebbe kommen viele Touristen, die sich mit geliehenen Schaufeln kleine Pools graben. Wir legen uns in eine Kuhle zwischen den buddelnden Leuten und genießen das heiße Bad am Strand 🙂 Von hier aus geht’s weiter nach Hahei, einem bekannten Touristenort, wo wir am Abend über Steilklippen zur Cathedral Cove, einem vom Wasser geformten, höhlenartigen Durchgang in den Felsen, wandern. Auf dem Weg zur Fähre Richtung Auckland, überqueren wir das Coromandelgebirge erneut. Diesmal erklimmen wir die Berge über die Schotterstraße 309, eine anstrengende, aber äußerst schöne Route, die wir mit einem Spaziergang zu den riesigen Kauribäumen verbinden. Diese majestätischen Bäume sind vom Aussterben bedroht, da sie früher abgeholzt wurden. Auch ein bzw. zwei siamesische Kauris sind dabei. Am Nachmittag erreichen wir die hübsche Stadt Coromandel und am folgenden Tag setzen wir über auf die Insel Waiheke. Die Fähre bringt uns nach Orapiu, einem Ort aus fünf Häusern an einem steilen Berg auf der einsamen Seite der Insel, die nur aus Hügel besteht. Wir finden einen schönen Campingplatz im Wald, der von einem französischen Paar liebevoll gepflegt wird. Der nächste Tag ist leider der letzte unserer Radtour und das neuseeländische Wetter zeigt sich nocheinmal typisch wechselhaft. Wir überwinden einen Hügel nach dem anderen, genießen die Aussichten auf die Küste. Je weiter wir in den Westen der Insel kommen, um so belebter werden die Straßen und Dörfer bis wir die Fähre in Matiata erreichen. An dieser Stelle endet unsere schöne Radtour leider schon und das Boot bringt uns in rasantem Tempo nach Auckland, wo wir uns mal wieder in eine andere Welt gebeamt fühlen. Wir bleiben auf einem ruhigen Zeltplatz 10km außerhalb des Zentrums und die Besitzerin kauft spontan Franzis Rad ab… Das ging schnell, aber wir sind sehr traurig, dass das Radeln jetzt vorbei ist 🙁 In den folgenden Tagen verkaufen wir auch Roberts Fahrrad und geben die Taschen und sonstiges Zubehör an eine Rad-Community, wo sich ein älterer Mann sehr darüber freut. Wir bummeln ein bisschen durch die Stadt, erledigen einigen organisatorischen KrimsKrams und gehen zu einem kostenlosen Reggaekonzert. Bei dem vielen Gelaufe in der Stadt vermissen wir Gonzo und Monstermeyer (unsere Räder) schon sehr, aber je näher unser Abflug rückt, umso neugieriger werden wir auf Südamerika!!

Hier ist wie immer der Link zum Fotoalbum:

Nordinsel / Google Photos

Weihnachten an der We(s)tcoast und Neujahr in den Marlborough Sounds (21.12.13 – 03.01.14)

Liebe Leser und Leserinnen,
ein weiteres Stück unserer unvergesslichen Reise durch Neuseeland:

Da die Westküste der neuseeländischen Südinsel für ihren starken Niederschlag bekannt ist, beschließen wir nicht die gesamte Küste entlang zu radeln und buchen nach unserer Ankunft in Haast einen Bus nach Franz Josef. Am nächsten Tag dürfen wir auch gleich eines dieser Unwetter erleben. Der sinnflutartige Regen führt zu Sperrung des Haastpasses und damit zum Ausfall unseres Bus – das fängt ja toll an hier! Am nächsten Tag haben wir mehr Glück und kommen am späten Nachmittag in Franz Josef an, von wo aus wir nach McDonalds, dem nächsten DOC-Zeltplatz an einem schönen See radeln. Am 23.12 düsen wir entlang der Küste 118 km Richtung Norden. Wir werden von einer dunklen Wolkenfront verfolgt, die uns aber zum Glück nicht einholt. Wir schlagen unser Zelt am Mahinapuasee auf und lauschen im dichten Wald um den Zeltplatz dem Gesang des Bellbirds. Der darauffolgende Heiligabend beginnt nass. Während wir im Zelt bei Lebkuchen auf eine Regenpause warten, um die 12 km nach Hokitika zu fahren, wird es immer schlimmer. Am Nachmittag müssen wir dann los, weil wir nicht genügend Proviant für eine weitere Nacht hier haben. Als wir starten setzt das Unwetter noch eins drauf: in strömenden Regen und Gegensturm fahren wir die endlos erscheinenden 12 km in die Stadt. Dort leisten wir uns ein Zimmer mit Küche und Bad, kaufen ein und trocknen alles. Als Weihnachtsgeschenk gibt’s für jeden von uns einen neuen Hinterreifen 🙂 und zum Weihnachtsschmaus Kartoffelspalten, Gemüse und Hähnchenschnitzel!
Am nächsten Tag verschont uns der Regen und wir fahren mit neuem Reifen zum Lake Kaniere und von dort aus auf den erst vor einigen Wochen eröffneten “Westcoast Wilderness Trail”. Der Radwanderweg führt uns durch dichten, tropfenden Regenwald – ein richtig herrliches Erlebnis! Am Abend fahren wir auf den Campingplatz in Goldsborough, wo wir am Morgen unser Glück mit einer alten Goldgräberpfanne am Fluss versuchen. Leider ist vom einstigen Goldrausch nicht mehr viel übrig, aber Robert findet trotzdem ein glitzekleines Stück Gold. Dann folgen wir dem Radweg nach Kumara und an der Küste entlang zwischen Flachs, roten “Christmastrees” und riesigen Hortentienbüschen hindurch nach Greymouth. Die Stadt ist bei Sonnenschein überhaupt nicht grau und wir lassen uns einen Weihnachtsbraten (Broiler=Grillhendl) schmecken. Am Abend geht’s zum “Hobbit 2“ – schön endlich mal wieder ins Kino zu gehen! Um rechtzeitig zum Jahreswechel beim “Twisted Frequency“-Festival in den Marlborough Sounds zu sein, nehmen wir am 27.12 einen Bus nach Nelson. Die 6-stündige Fahrt ist bis auf den Halt bei den “Pancake-Rocks”, einer beeindruckenden Steilküste mit geriffelten Felsen und “Blowhole” ziemlich langweilig.
Von den sieben Tagen, die wir an der Westküste verbrachten, waren glücklicherweise nur zwei wirklich verregnet. Deshalb wird uns die Region mit ihren üppigen Wäldern, Bellbirds, Neuseelandtaupen (echt große Vögel!) und wilden Stränden als eine der schönsten in Erinnerung bleiben!
Der Norden der Südinsel ist aufgrund seines meist schönen, warmen Wetters und der Strände die Haupturlauberregion für die Neuseeländer, die es lieben mit ihren Wohnmobilen, Booten und allem, was einen Motor besitzt, herum zufahren. In Nelson machen wir einen Rekordeinkauf für die nächsten sieben Tage und fahren vollbeladen aus der Stadt. Ein paar Mirabellen vom Wegesrand müssen auch noch mit… Bald geht die flache Straße in Berge über und gelegentliche Regenschauer begleiten uns (soviel zum besten Wetter der Insel…). Die Strecke ist kurvig und die Leute fahren und überholen wie die Irren mit ihren übergoßen Bootsanhängern. Nach 80 km schlagen wir unser Lager neben vielen Kiwis mit ihren hausgroßen Zelten und Schiffen hinter der Marina in Havelock auf. Am nächsten Tag biegen wir auf dem Weg zum Festival, das 80 km entfernt von der Hauptstraße in den Fjorden stattfindet, in den Kenpuru Sound ab. Leider geht der Nieselregen in andauerndes Schütten über, sodass wir nass über die unzähligen kleinen und größeren Hügel strampeln ohne etwas zu sehen. Die Küste ist steil, aber die Straße geht hinab in jede kleine Bucht… Wir kommen an einigen überfüllten und schlammigen Zeltplätze vorbei und sind froh am Abend eine große Wiese am Kenpuru Head zu finden. Endlich hört es auch auf zu regnen. Am 30.12 fahren wir die letzten 30 km zum Festival und sehen diesmal auch etwas von der schönen Landschaft. Bevor wir unser Ziel erreichen müssen wir noch einen langen, steilen Berg erklimmen, von dem wir einen schönen Ausblick über den Pelorus Sound haben. Das Festival ist mit 700 Besuchern sehr überschaubar. Leider bestätigt sich die Befürchtung, dass auf beiden Bühnen nur elektronisches BUMBUM läuft – nicht so ganz unser Ding. Dafür ist es erfrischend mal wieder ein paar freakige Leute zu sehen. Der letzte Tag des Jahres ist mit Abstand der wärmste, den wir bisher in diesem Land erlebt haben. Wir spazieren die Bucht entlang und können endlich mal wieder im Meer baden! Nachdem wir uns am Nachmittag ein paar lokale HipHop-Bands angeschaut haben, beobachten wir am Abend die Jongleure mit ihren abgefahrenen Spielzeugen bei der Feuershow. Mitternacht verläuft leider sehr unspektakulär ohne Countdown oder so (die Leute sind wahrscheinlich schon zu zugedrogt…). Am Neujahrstag trauen wir uns bis zum späten Nachmittag nicht aus dem Zelt, weil es wiedermal regnet… Danach hören wir uns einige ganz gute Garagenbands an. Am folgenden Tag radeln wir im Trockenen über die unzähligen Berge und Buchten zurück und genießen die schöne Aussicht. Wir stoppen 15 km vor Picton auf einem DOC-Zeltplatz. Das letzte freie Plätzchen ist direkt am Ufer in einer Kuhle… Am Abend zieht ein heftiger Sturm auf und unser Zelt biegt sich in Regen und Wind. Am Morgen fließt ein Bach unter unserem Zelt, aber innen ist es trocken. Wir trotzen dem Wetter und fahren nach Picton, wo wir mit viel Glück direkt auf die Fähre nach Wellington auf der Nordinsel kommen. Dort fahren wir bei 140km/h Wind zu einem Hostel, wo wir unser Zelt mit extra Schnüren auf der Wiese festnageln und es im Nu trocknet. Die 54 Tage und 2271 Kilometer auf der Südinsel waren trotz einiger Regentage eine unvergessliche, lehrreiche und wunderschöne Erfahrung.

Und so sportlich sahen wir dabei aus:)

Westcoast-Marlborough / Google Photos

Von den Alpen an die Küste und zurück in Otago (25.11-20.12.13)

Liebe Radfreunde,
hier ist die Fortsetzung unseres zweirädrigen Berichtes…

Nach einem Regentag in Twizel sieht der folgende Morgen etwas freundlicher aus und wir sind zuversichtlich. Von hier ab fahren wir auf dem Alps2Ocean Radweg, der uns als erstes an einem Kanal entlang zum Ohausee führt. Ein schöner Radweg durch dicht bewachsene Uferlandschaft. Nachdem wir eine ausgeschilderte, aber halsbrecherische Abkürzung über zerfurchte, hügelige Wiesen und Bäche überwunden haben, geht es an einem Bergzug entlang. Der Weg gleicht jetzt mehr einem Waldwanderweg. Die nächsten Regenwolken schieben sich näher und im Wald ist es neblig, keine Menschenseele weit und breit…schön, aber etwas gruselig. Wir hören zum ersten Mal den Gesang des Bellbirds (Glockenvogel), der uns an die ersten polyphonen Klingeltöne von Handys erinnert. Eine märchenhafte Atmosphäre! Während der Weg zu seinem höchsten Punkt (900m) klettert, fängt es wieder an zu regnen. Beim anschließenden Hinabfahren wird es immer immer kälter und wir biegen bald in ein Seitental zu einem markierten Picknickplatz ab, um zu zelten, da es bis zur nächsten Stadt zu weit ist. Leider handelt es sich bei diesem Ort nur um eine abgelegene Wiese mit einer historischen Scheune, in der früher hunderte Schafe geschoren wurden. Für uns ist die Scheune ein willkommener Unterstand, in dem wir Abendessen kochen können. Schlafen, wollen wir in diesem gruseligen, einsturzgefährdeten Verschlag lieber nicht. Also bauen wir unser Zelt im kalten Regen auf…brrr… Der nächste Morgen ist neblig und kalt, die Regenwolken hängen bedrohlich tief. Zum Glück wird es schnell wärmer und freundlicher als wir aus dem Tal raus zur Hauptstraße kommen. Nach einem wohltuenden Kaffee und Mittagspause in Omarama radeln wir nach Otemata, wo wir unsere Zeltausrüstung auf dem Zeltplatz trocknen 🙂 Den nächsten Morgen starten wir bei bewölkertem Himmel mit einem happigen Aufstieg auf den Benmore-Damm. Oben haben wir rote Köpfe, aber einen schönen Ausblick ins Tal. Anschließend geht’s zwischen vielen bunten Blumen an den Aviemore und Waitaki-Seen entlang und es zeigt sich sogar die Sonne 🙂 Am Nachmittag weitet sich das Flusstal und wir erreichen bei starkem Gegenwind Duntroon, wo wir auf dem Gemeindesportplatz zelten. Von dort aus folgen wir dem Alps2Ocean-Radweg durch eine bizarre Kalksteinlandschaft mit Maori-Zeichnungen zu den Elefantenfelsen. Wir spazieren über eine Schafweide mit großen, runden Felsen, die von weiten wirklich wie eine Elefantenherde aussehen. Von dort aus ist der Weg ein ständiges Auf und Ab über Hügel, die immer runder werden bis wir schließlich das Meer sehen und bald darauf in Oamaru ankommen. Den Abend hier nutzen wir, um zu einem Aussichtspunkt an der Steilküste zu laufen, von dem aus wir 4 gelbäugige Pinguine und eine Robbe beobachten! In Oamaru sehen wir zufällig die erste Weihnachtsparade -etwas eigenartig mitten im Frühsommer- und eine Zeltausstellung. Wir entscheiden uns für ein neues Zelt, weil unser kleines, heißgeliebtes Zelt leider kein Wasser mehr abhält und die Abdeckung mit der Baumarktplane auch keine allzu elegante und angenehme Lösung ist. Unser neues Zuhause ist etwas geräumiger, da man sich darin aufsetzen kann und es auf beiden Seiten ein kleines Vorzelt für die Rucksäcke hat. Wir sind gespannt, ob es sich im nächsten Regen bewährt! Wir verlassen Oamaru Richtung Süden und fahren in den nächsten beiden Tagen nach Dunedin. Dabei haben wir immer wieder mit starkem “Gegensturm” zu kämpfen, aber es ist meist sonnig. Die Küstenlandschaft hält schöne Ausblicke für uns bereit, besonders die Bucht um Karitane begeistert uns. Bevor wir in Dunedin ankommen, müssen wir noch die 8,5km auf den Mt.Cargill radeln, um dann rasant in die Stadt zu düsen. Dabei komplettieren wir unsere ersten 1000 Radkilometer 🙂 Dunedin gefällt uns gut und ist die erste Stadt, die wirklich lebendig wirkt. Es ist außerdem unsere erste Station, an der wir länger als eine Nacht bleiben. Von hier aus machen wir einen Ausflug auf die Otago Halbinsel, allerdings nicht um die Albatrose und Robben zu besuchen (die Touren sind uns mit über 100€ doch etwas zu teuer), sondern um einige Geocaches aufzuspüren 🙂 Der eigentliche Grund, warum wir uns in der Stadt aufhalten, ist die Cadbury-Schokoladenfabrik. Während unserer Fahrradtour sind die Cadbury und Whittaker Schokis ein wesentlicher Bestandteil unserer Energiezufuhr (neben Müsliriegeln…). Umso mehr freuen wir uns, dass wir die heiligen Hallen von Cadbury besuchen dürfen und reichlich Kostproben bekommen *schleck* Außerdem schauen wir uns das neue, sehr schön gestaltete Otago-Siedler-Museum an und bestaunen die steilste Straße der Welt, die Baldwin Street. Robert leert kurzerhand seine Gepäcktaschen und radelt entschlossen auf die Straße mit den hinauf schnaufenden Touristen zu. Im Zickzack schafft er es bis hoch – Juhu!! Runterzu schiebt er lieber – so steil ist die Straße… Anschließend verlassen wir Dunedin mit der nostalgischen Tairie-Gorge-Eisenbahn. Wir genießen die herrliche Fahrt durch die Schlucht mit vielen Tunneln und Viadukten. In Pukerangi, einem nicht existierenden Ort im Nirgendwo steigen wir wieder um auf unsere Räder und fahren nach Middlemarch. Hier im Landesinneren ist es spürbar wärmer, als an der Küste.

Am Nikolaustag starten wir mit unserem 1111. Kilometer den bekannten Central Otago Railtrail. Ein schöner, flacher Kieselweg entlang der alten Bahnlinie, über Brücken, Viadukte und durch Tunnel. Hier haben wir unsere erste Panne: ein Platten in Roberts Hinterrad. Nach dem Schlauchwechsel in der heißen Mittagssonne geht es weiter auf dem “Nail Trail”. Wir genießen die Fahrt bei perfektem Wetter, während die Schlucht Richtung Hyde wieder enger wird. Hier finden wir einen der besten wilden Zeltplätze auf unserer Reise und nehmen ein Bad im Taieri Fluss. An den nächsten Tagen werden wir von heftigen Gegenwind geplagt und eine dicke Regenfront ist uns auf den Fersen. Wir fahren durch eine herrliche Schlucht mit großen Viadukten und 2 langen Tunneln – der schönste Teil des Radweges. Wir erreichen die Stadt Alexandra und einen Tag später das Ende der Bahnlinie in Clyde, einem spießigen Dörfchen mit ein paar Häusern aus der Goldgräberzeit. Ab hier geht es wieder auf asphaltierten Untergrund am Lake Dunstan entlang nach Cromwell, einem Ort bekannt für seine Kirschplantagen. Unser nächstes großes Ziel ist Queenstown, ca. 77 nervenaufreibende Kilometer westlich von hier. Der enge, kurvige Highway durch die Kawarau-Schlucht ist wahrlich kein Genuss, da wir die Straße mit vielen überbreiten und schnellen Vehikeln, wie LKW’s und Wohnmobilen teilen. Bald erreichen wir aber den Queenstown Trail, unseren nächsten “Great Ride”. Der Weg führt über einige steile Hügel zu einer schönen Flusslandschaft und letztendlich in die Stadt. Berühmt als der Ski- und Partyort in Neuseeland wirkt das supertouristische Queenstown etwas fehl an einem so schönen Platz am Wakatipusee. Die Stadt ist allerdings auch sehr bekannt für die guten Trekkingmöglichkeiten und so machen wir uns auf den Weg nach Glenorchy am anderen Ende des Wakatipusees, dem Ausgangsort des Routeburn Treks.
Wir starten den 3-tägigen Great Walk, der uns durch verregneten aber traumhaft grün leuchtenden Regenwald und Mittelerde-Berglandschaften führt. Viel Regen und einige Wanderer, aber eine entzückende Landschaft. Der Trek führt durch den Fjordlandnationalpark direkt zur Straße Richtung Milford Sound. Der Milford Sound ist der bekannteste Fjord Neuseelands und gehört mit 6700mm Jahresniederschlag zu den regenreichsten Orten der Welt. Wir trampen 80 km zum Fjord, um letztendlich in Nebel und noch mehr Regen zu stehen. Wir sehen ein paar Wasserfälle an den steilen Fjordwänden und die Autofahrt durch die tiefen Schluchten ist sehr beeindruckend, aber der Mitre Peak bleibt uns nur als Siluette in Erinnerung. Den Weg zurück nach Glenorchy gehen wir 2 Tage über den Greenstone Track.

Nachdem wir uns von unseren Wanderstrapazen erholt haben, schwingen wir uns wieder auf die Sättel und radeln zurück nach Queenstown, wo wir das zweite Mal den Eissalon Patagonia aufsuchen, um uns zu belohnen. Unser Ziel für heute ist der Hayes See an dem eine Radfahrerfamilie lebt, die wir über warmshowers.org gefunden haben. Neben einem kanadischen Pärchen schlagen wir unser Zelt im Garten auf und werden zu einem überwältigenden Kiwi-Burger eingeladen. Ein Kiwi-Burger besteht aus Mayo, Ketchup, Salat, Fleisch, Käse, gebratener Zwiebel, Ei, Ananas und roter Beete. Das Ganze zu essen, ist ein mundakrobatischer Akt.
Tag 30 unserer Radtour sollte der härteste aber auch einer der schönsten werden. Über die Crown Range führt der höchste Highway Neuseelands auf 1076m. Der Anstieg von 700 Höhenmetern auf 12 km sind für uns nur mit einigen Pausen zu überwinden. Selbst PKWs quälen sich die letzen Kilometer auf der steilen Passstraße hinauf. Mit Puddingbeinen kommen wir oben an. Die Belohnung ist ein traumhafter Ausblick auf den Wakatipusee und Queenstown sowie die umliegenden Gebirgszüge und eine 40 km Abfahrt nach Wanaka. Von hier aus wollen wir die Alpen über den Haastpass überqueeren. Von Albert Town aus fahren wir über den Hawea River Track in der Morgensonne zum Hawea See und weiter zu dem herrlichen Campingplatz Boundery Creek direkt am Wanaka See, in dem wir trotz eisiger Wassertemperaturen ein Bad nehmen. Am nächsten Tag geht es weiter in Richtung Haast-Pass. Wir füllen unser Proviant auf und radeln entschlossen auf den berüchtigten Pass zu. Auf den letzten Kilometern Richtung Pass haben wir starken Gegenwind, aber das Wetter scheint sich zu ändern und so fahren wir weiter um Haast noch heute zu erreichen. Der Pass ist erstaunlich einfach erklommen und es folgen ein paar rasante, steile und kurvige Kilometer. Die Vegetation wechselt beeindurckend von alpin zu Regenwald und wir erreichen nach 98 aufregenden Kilometern den schönen Campingplatz in Haast.
Ciao Otago – Willkommen an der Westküste!

Ein paar Eindrücke der schönen Landschaft bekommt ihr hier:

Otago / Google Photos

Vielseitiges Canterbury (14.11.-24.11.)

Am 14.11.2013 starten wir voller Vorfreude in Christchurch. Ohne es zu wissen haben wir uns den perfekten Startpunkt ausgesucht. Denn die Canterbury Plains, die sich südlich von Christchurch erstrecken sind flach wie ein Bügelbrett – ideal um unsere Beine ans Radeln zu gewöhnen. Wir fahren aus der Stadt und kommen auf den “Little River Railtrail”, einen der Great Rides. Dieser Weg war früher einmal die Bahnstrecke zwischen Christchurch und der Banks Halbinsel. Als wir uns dem Meer nähern passieren wir eine große, teilweise ausgetrocknete Lacke mit vielen verschiedenen Vogelschwärmen. Da wir im Frühling hier sind sehen wir viele Enten- und Gänseküken 🙂 Wir übernachten an einen schönen, aber stürmischen Kieselstrand – endlich wieder Zelten! Von dort fahren wir am Fluss entlang nach Little River mit seinem schönen alten Bahnhof. Unterwegs halten wir immer wieder, um ein paar Geocaches zu suchen und zu finden – Neuseeland scheint übersät zu sein mit diesen Dosen… In den nächsten beiden Tagen fahren wir über Nebenstraßen Richtung Süden. Wir zelten an einem romantischen Plätzchen am Raikaia-Fluss und fahren auf fast leeren Straßen vorbei an saftig grünen Feldern und großen Anwesen bis nach Methven. Über die landschaftlich schöne Straße 72 kommen wir zum Peel Forest, einem kleinen Naturschutzgebiet mit riesigen, uralten Bäumen. Ein Spazierweg führt uns zu den großen Totara Bäumen. Der älteste von ihnen ist über 1000 Jahre alt und wir umarmen ihn ehrfürchtig. Am nächsten Tag starten wir von Geraldine aus unsere erste “Bergetappe”. Der Highway 79 führt uns vom Flachland ins Alpenvorland, was spürbar hügeliger ist. Immer wieder geht’s steil auf und rasant bergab. Mit unserer Ladung hinten drauf erreichen wir locker über 50 km/h! Nachdem wir Mount Micheal als ersten Vorboten der Alpen bezwungen haben, entscheiden wir uns für einen kleinen Abstecher zum Opuhasee. Hier finden wir eine große Wiese zum Zelten direkt am Ufer – ein wunderschöner Platz mit erstem Alpenpanorama. Wir nehmen ein Bad im eisig kalten See und genießen den Abend. Am darauffolgenden Tag haben wir unseren ersten Pass vor uns, den Burkespass mit 709 m. Nach Fairlie wird die Straße almählich steiler, bis wir schließlich zum Mittag an den Pass kommen und hören sich die LKWs lautstark die Kurven nach oben quälen… wir tun es ihnen gleich und kommen abgekämpft, aber doch recht gut oben an. Nach einem leckeren Mittag über unserem minimalistischen Gaskocher geht’s weiter. Die folgende Strecke bis ins McKenzie Becken ist zwar recht flach, aber heftiger Gegenwind lässt uns erneut hecheln. Nach ein paar weiteren Hügeln rollen wir schließlich hinab zum türkisblauen Tekaposee. Geschafft – jetzt sind wir in den Bergen! Am nächsten Tag wollen wir unseren Beinen eine Auszeit vom Radeln gönnen und wandern auf den benachbarten Mount John, der vor allem bei Sterneguckern aufgrund des dunklen Nachthimmels hier sehr beliebt ist. Tagsüber bietet er eine schöne Aussicht über den See und die Berglandschaft…leider nicht für uns, denn bei unserer Ankunft am Gipfel setzt unangenehmer Nieselregen ein 🙁 Nach einem Kaffee im Astro-Cafe steigen wir wieder ab und unten angekommen, klart der Himmel wieder auf…ganz toll… Wir radeln zum 12km entfernten Alexandrinasee, an dem es im Gegensatz zum Tekapo keine Touristen gibt, sondern nur ein paar verlassene Lauben und Wohnwagen – ein friedlicher Ort.

Ein perfekter Radtag (viel Sonne, wenig Wind) bringt uns zum Pukakisee. Ein weiterer noch leuchtenderer Gletschersee mit klarer Sicht auf den Mount Cook. Wir überwinden uns zu einem eisigen Bad und lassen uns von der Sonne wärmen, bevor wir einen kostenloses Zeltplatz am Südende des Sees finden. Mit uns genießen viele andere Touristen hier den herrlichen Sonnenuntergang. Am nächsten Tag wollen wir dem Mount Cook noch etwas näher kommen und fahren am See hinauf ins Touri-Bergdorf. Die letzten Kilometer müssen wir uns anstrengen, nicht rückwärts zu fahren, so stark ist der Sturm zwischen den Gletschertälern. Von hier wollen wir den viel angepriesenen “Alps2Ocean” Radweg starten. Leider sagt man uns hier, dass wir mit einem Helikopter auf die andere Seite des Flusses (der vom Gletscher kommt) fliegen müssen, weil der Weg dort beginnt… Wir sind sehr verärgert. Aber ein teurer Helikopterflug passt nicht in unser Bild einer nachhaltigen Radreise… Nach einer Nacht zwischen den Bergen und einem kurzen Spaziergang zum Keapoint, einen Gletscher-Aussichtspunkt, radeln wir die Straße am See zurück. Diesmal ist der Wind mit uns und wir schaffen die hügeligen 60km in 3 Stunden 🙂

In der kommenden Nacht zieht eine dicke Regenfront heran und wir fahren am nächsten Tag nur bis Twizel, wo wir uns in der Küche des Zeltplatzes vorm Regen verstecken.

In den folgenden Tagen folgen wir dem Alps2Ocean Radweg nach Otago, aber dazu mehr im nächsten Abschnitt!

Fotos hier:

Canterburry / Google Photos

R(o)adtrip durch Neuseeland

Hallo liebe LeserInnen.

Unsere Flüge von Bali über Sydney (5h) über Auckland (3h) nach Christchurch (1h) verlaufen alle gut und wir kommen 23 Uhr Ortszeit in Christchurch an. Bis zu unserem letzten Flug wussten wir noch nicht ob wir um diese Zeit noch ein Hostel oder einen Campingplatz finden, aber dieses Problem sollte sich auf dem Flug nach Christchurch lösen. Im Flugzeug kommen wir mit einer Neuseeländerin ins Gespräch, die beruflich für die “tschäääärtsch” (church) in Auckland war und jetzt nach Hause fliegt. Wir werden das erste mal mit dem lustigen neuseeländischen Dialekt konfrontiert. Nicola reagiert etwas verstört über unseren Plan um diese Zeit eine Unterkunft zu finden, da die Stadt nach den Erdbeben noch immer akute Probleme hat und Unterkünfte entweder eingestürzt oder hoffnungslos überfüllt sind. Mit den Worten “Bids bitter“ (a bed is better) bietet sie uns ihr Gästezimmer an und verschont uns vor einer kalten Nacht im Zelt. Wir nehmen ihr Angebot dankend an und gehen mit ihr. Nicolas Mann holt uns vom Flughafen ab und wir verbringen eine ruhige Nacht im Gästezimmer des Hauses. Am Morgen schauen wir gemeinsam Rugby im Fernsehen an und nach dem Frühstück fahren uns unsere netten Gastgeber noch zu einem Outdoorgeschäft, wo wir einen Gaskocher kaufen.

Den brauchen wir jetzt auch, denn in Neuseeland wollen wir ausgiebig Campen und Radfahren. Am Nachmittag besuchen wir unsere Gastgeber für die nächsten Tage. Karla und Mark leben in einem kleinen gemütlichen Haus. Wir haben sie über warmshowers.org gefunden, eine Host-Community speziell für Radfahrer. In den nächsten 3 Tagen verbringen wir viel Zeit damit Preise für Fahrräder, Zubehör und Campingequipment zu vergleichen und jede Menge einzukaufen. Wir durchsuchen Fahrradläden, Second Hand Shops, das “Weeehouse“ (Warehouse) und Internetplattformen nach den passenden Rädern und werden schließlich in einem Laden fündig. Für ca. 900 $NZ bekommen wir zwei neue 28“ Trekkingräder und sind sehr glücklich darüber. Jetzt gilt es Radtaschen, Gepäckträger, Luftpumpe, Flickzeug, Ersatzschlauch, Werkzeug und Beleuchtung zu kaufen und alles zusammen zu bauen.

Christchurch macht einen etwas endzeitlichen und leeren Eindruck, da hier im Februar 2011 viele Gebäude eingestürzt sind. Die vielen leeren Flecken in der Stadt dienen jetzt als Parkplätze. Wahrscheinlich ist es eine der wenigen Städte die mehr Parkplätze als Autos hat, aber vielleicht kommt uns das nach dem Verkehrschaos in Indonesien auch nur so vor. Auch die Temperaturen fühlen sich nach 2 Monaten equatorialer Hitze arktisch an. Zwischen 10 und 15°C, ein bisschen windig und immer grauer Himmel. Aber der Frühsommer versucht sich durchzukämpfen.

Am 13.11. haben wir alles zusammen, was man für eine mehrwöchige Radtour braucht. Unsere Radtaschen sind gut gefüllt und auf dem Gepäckträger haben wir jeweils unseren Rucksack mit Spanngurten befestigt. Wir zweifeln noch ein wenig, ob das alles hält und sind überwältigt vom Gewicht. Wir haben jeweils ca. 20-25kg Gepäck geladen. Aber gleich vorweg: Alles hat gehalten und an das Gewicht gewöhnen sich die Beine nach ein paar Tagen oder Wochen.

In den kommenden zehn Wochen verlaufen fast alle Tage nach der gleichen, aber nie langweilig werdenden Routine: Nach dem Aufstehen gegen 7 Uhr und einem leckeren Müsli packen wir die Zeltsachen zusammen und verstauen unseren ganzen Kram in den Radtaschen bevor wir uns auf den Sattel schwingen. Erstaunlicherweise hatten wir während der ganzen Zeit keine Hinternbeschwerden! Meist kommen wir am späten Nachmittag an unserer nächsten Station an und suchen uns einen hübschen Zeltplatz. Dort wird dann alles wieder abgeladen und aufgebaut. Mit Einbruch der Dunkelheit sind wir im Zelt verschwunden 🙂
Im Gegensatz zum Busreisen in Südostasien müssen wir jetzt oft unsere Verpflegung selbst mitbringen. Es gibt zwar in den meisten Orten Einkaufsmöglichkeiten, aber eben nicht überall und Essen im Restaurant ist bei den Preisen hier wohl auch erstmal vorbei. Außerdem kann man ja nie wissen, ob man unterwegs vielleicht einen netten, verlassenen Zeltplatz im Nirgendwo findet 😉 Zu unseren Grundnahrungsmitteln gehören: Müsliriegel, Müsli, Bananen, Müsliriegel, Äpfel, Schokolade, Müsliriegel, Bohnen und Mais aus der Dose, Müsliriegel, Instantnudeln, Eier und noch mehr Müsliriegel… Schon nach 2 Wochen merken wir, wie unsere Beine immer straffer und stärker werden und unser Energiebedarf unaufhörlich steigt. Gegen Ende unserer Radtour essen wir ungefähr doppelt so viel wie zuvor (600g Müsli reichen nur noch für zweimal frühstücken…)

Neben der Verpflegung ist Routenplanung das zweite wichtige Thema für uns. Natürlich wollen wir zu den großen Sehenswürdigkeiten Neuseelands, aber bitte nicht gemeinsam mit den Trucks auf den Highways. Deswegen sind wir meist auf wenig befahrenen Nebenstraßen unterwegs, auf denen wir das Radeln genießen können. Außerdem gibt es in Neuseeland die s.g. “Great Rides“. Das sind besonders schöne Radwege durch landschaftlich interessante Regionen. Seit einigen Jahren läuft zusätzlich noch das Projekt diese Wege zu verbinden und zu ergänzen, sodass es bald einen durchgängigen Radweg von der Nordspitze bis zum südlichsten Zipfel des Landes geben wird. Wir folgenden zwar nicht dieser Nord-Süd-Route, versuchen aber trotzdem so viele “Great Rides” wie möglich in unsere Tour einzubauen. Zur Orientierung haben wir immer den “Pedallers‘ Paradise” dabei, dieses kleine, geniale Heft enthält für alle Orte entlang der Highways und Nebenstraße Informationen über günstige Zelt- und Rastplätze, Lebenmittel- und Fahrradläden sowie Höhenprofile und Routenbeschreibungen – unsere Bibel.

Bevor wir euch in den nächsten Beiträgen etwas über die einzelnen Streckenabschnitte erzählen, hier noch ein paar Statistiken zu unserer Tour:

Gefahrene Kilometer insgesamt lt. Radcomputer: 2880 km
Gefahrene Kilometer auf der Südinsel lt. Radcomputer: 2271 km
Fahrtage auf der Südinsel: 43 Tage
Gesamtzeit auf der Südinsel: 54 Tage
Gefahrene Kilometer auf der Nordinsel lt. Radcomputer: 609 km
Fahrtage auf der Nordinsel: 11 Tage
Gesamtzeit auf der Nordinsel: 17 Tage
Weiteste an einem Tag gefahrene Distanz: 117,8 km
Durchschnittliche Distanz an den Fahrtagen: 53,3km
Höchster Punkt der Tour: 1076 m
Längster Anstieg: 12 km
Längste Abfahrt: 45 km
Verbrauchte Ersatzschläuche: 3 (alle bei Robert)
Verbrauchte Bremsbacken: 2 Sätze pro Fahrrad
Verbraucht Hinterreifen: 2 pro Fahrrad
Verbrauchte Trinkflaschenhalter: 3

Demnächst mehr zu den einzelnen Stationen unserer Radrunde.

Bis dahin nur ein paar wenige Fotos von den Vorbereitungen:

Christchurch / Google Photos

Drachen, Rochen, Seefahrerabenteuer

Hallo liebe Freunde.

Nach unseren Erkundungsfahrten auf Java und Bali wollten wir den für seine Riesenechsen bekannten Komodo Nationalpark besuchen. Der Komodo Nationalpark beinhaltet die Inseln Komodo, Rinca und Padar sowie weitere kleine Inseln und den Ozean zwischen den Inseln. Unser Hauptziel waren die Komodowarane, die auf den besagten Inseln leben. Nach einiger Recherche wird uns klar, dass es gar nicht so einfach werden wird, zu diesen niedlichen Tierchen zu kommen. Um auf die Inseln zu gelangen, muss man von der noch weiter östlich gelegenen Insel Flores aus Bootstouren unternehmen. Hinzu kommt, dass wir von Bali aus noch Lombok und Sumbawa mit dem Bus durchqueren müssen. Zuverlässige Fähr- und Buspläne sind nicht vorhanden. Ganz klar ist uns nicht, wie wir unser Ziel erreichen, aber wir machen uns auf mit der Fähre zur Insel Lombok. In der Stadt Mataram suchen wir den Busbahnhof auf und versuchen Abfahrtszeiten und Preise herauszufinden. Es wird uns aufgrund unserer Hautfarbe mal wieder nicht leicht gemacht, den richtigen Preis zu erfragen und so gehen wir von einem windigen Ticketverkäufer zum nächsten und am Ende mit einem gefälschten Ticket (welches wir zum Glück noch nicht bezahlt haben) in unsere Unterkunft. Hier wird uns eine 4-tägige Bootstour angeboten, die unsere Ziele inklusive Verpflegung, Eintrittspreise und Schnorchelstopps beinhaltet. Wir sind uns anfangs nicht ganz sicher, da von diesen “Luxus-Booten” hier und da mal eins absäuft, entscheiden uns aber nach gründlichem Durchrechnen für die abenteuerliche Variante Komodo mit dem Boot anzusteuern.

Am nächsten Tag geht es mit dem Bus nach Labuhan Lombok im Osten Lomboks, von wo aus wir unsere Seefahrt Richtung Flores starten. Wir sind 22 Touristen + 4 Crew-Leute, die jetzt alle irgendwie auf diesem Kutter Platz finden müssen. Das Boot sieht aus wie ein aufgemotztes Schifferboot, c.a. 18m lang. Im oberen Teil des Bootes liegen Matratzen auf denen wir die nächsten 3 Nächte verbringen werden. Der Schlafbereich ist einen Meter hoch. Viel Abstand zum Nächsten hat man zwar nicht, dafür ist es kuschelig. Wir laden unsere Sachen ein und stechen in See… Auszug aus dem Seefahrertagebuch: Heute ist unser 2. Tag auf dem Boot nach Flores. Wir haben über Nacht in Gili Bora geankert. Leider war das Wetter nicht allzu gut und es hat immer wieder geregnet. Die erste Nacht war ruhig und wir haben gut geschlafen. Früh um 3 ging es weiter und wir erwachen mit der Ankunft in Palau Moyo. Nach einem kurzen Frühstück schwimmen wir an Land und spazieren durch den Dschungel zu einem Wasserfall, in dem wir baden und herumklettern können. Der Sage nach, sind wir jetzt 10 Jahre jünger. Vielleicht ist das der Grund, warum Lady Diana diese Insel für ihr Privathotel gekauft hat und William und Kate ihre Flitterwochen hier verbrachten. Frisch verjüngt fahren wir zur nächsten Insel, Satonda. Dort gehen wir von Bord, um zu schnorcheln. Die Korallen hier sind wunderbar farbenfroh. Wieder schwimmen wir an Land und laufen ein paar Minuten, diesmal finden wir einen Salzsee, der in einem Vulkankrater liegt. Auch hier nehmen wir ein Bad, bevor wir zurück an Board gehen, um 17 Stunden bis nach Gili Laba zu fahren. Nach dem Verlassen der Insel sehen wir einen großen Schwarm Delfine, die sich im Wasser vergnügen 🙂 Wir verbringen den Rest des Tages mit Lesen, Essen und Faulenzen. Nach dem Sonnenuntergang erscheinen viele Sterne am dunklen Himmel und im Wasser sieht man die Planktonteilchen flouriszieren. Ein schöner, friedlicher Anblick… Leider trübt sich der Himmel bald darauf und kurz nachdem wir uns schlafen legen, zieht ein Gewitter auf. Bei Franzi ist nicht mehr an Schlafen zu denken. Es ist spannend die Blitze zu beobachten. Überall am Horizont sind Lichter vom Festland und Fischerbooten. Unser Schiff schwankt im Sturm durch die Wellen. Dies sollte nicht das letzte Gewitter für diese Nacht gewesen sein. Schon eine Stunde später beginnt es wieder kräftig zu schaukeln und Blitze zucken am dunklen Himmel. Die Wellen sind noch stärker jetzt. Diesmal ist der Himmel schwarz, keine Insel, keine anderen Boote – ein beunruhigendes Gefühl. Der Kapitän fährt offenbar genau nach Kompass. Nach jeder Welle, die uns zur Seite schubst, korrigiert er wieder. Nach einer endlos scheinenden Fahrt durchs offene Meer erscheint endlich eine Insel am Horizont und die See beruhigt sich etwas – es bleiben ca. 2 Stunden zum Schlafen. Am Morgen erwachen wir in einer Bucht, geschützt von umliegenden Inseln. Das Wasser ist strahlend blau und glatt, als wäre nichts gewesen. Nach dem Frühstück und kurzen Schwimmen gehen wir an Land und erklimmen den Gipfel der Insel. Die Landschaft und der Blick über den Komodo Nationalpark ist atemberaubend. Viele kleine vulkanisch geformte Inseln mit weißen versteckten Sandstränden, die sich durch das türkise Meer winden. Die Verlassenheit der Inseln macht den Anblick noch magischer. Nach einer Stunde Schnorcheln geht es weiter zum “Red Beach” auf der Insel Komodo. Der Strand hier sieht nur bei genauer Betrachtung rot aus, weil im Sand kleine Teilchen der vielen roten und pinken Korallen sind. Wir schnorcheln lange umher, da die Unterwasserwelt hier auch im flachen Wasser unfassbar vielfältig ist: riesige, buschige Korallen in allen vorstellbaren Rottönen, unser erster Krokodilfisch liegt auf einer großen Tischkoralle und ein Oktopus gleitet geschmeidig über den Meeresboden. Danach fahren wir weiter zur Hauptattraktion von Komodo – den Komodo-Waranen. Wir wandern eine Stunde in Begleitung der Ranger durch den Nationalpark. Am Eingang sehen wir gleich 2 dieser urzeitlich aussehenden Riesenechsen. Mit einer Länge um die 3-4 Meter und ihrem kräftigen Körperbau erinnern sie schon sehr an Krokodile. Und obwohl träge und behäbig wirkend, können sie bis zu 25 km/h schnell rennen und blitzschnell attackieren. Sogar vor den großen Wasserbüffeln, die hier leben, machen sie nicht halt. Während unseres Rundgangs werden wir von den Rangern begleitet, die lange Stöcke mit einer geteilten Spitze haben, um die Drachen notfalls abzuwehren. Im Gebüsch entdecken wir noch einen weiteren Waran und am Ende ein etwas aktives Weibchen direkt neben den Toiletten am Parkeingang. Zum Sonnenuntergang ankern wir an einer kleinen nahe gelegenen Insel, wo Flughunde leben. Leider sollten wir die heute aber nicht sehen. Nach einer ruhigen Nacht fahren wir im Morgengrauen weiter nach Rinca, der zweitgrößten Insel im Komodo Nationalpark. Hier machen wir eine 2-stündige Wanderung und sehen schon am Eingang 5 Warane neben dem Küchenhaus der Ranger liegen. Einige bewegen sich, züngeln mit ihrer Zunge und reißen ihr großes Maul auf. Die Warane fressen ihre Opfer, ähnlich wie Schlangen, inklusive Fell und Knochen. Auf unserer Wanderung sehen wir auch ein Nest der Tiere mit einem wachsamen Weibchen daneben. Auch ein kleines Waranbaby können wir erspähen. Die Insellandschaft ist wunderschön aber sehr trocken. Leider ist es auch in den Morgenstunden schon unerträglich heiß. Auf unserer Weiterfahrt nach Flores machen wir Halt an einem der vielen perfekt schimmernden, weißen Sandstrände für ein letztes Schnorcheln – wir entdecken 2 giftigen Feuerfische. Am Nachmittag erreichen wir schließlich im strömenden Regen Labuan Bajo – die Hauptstadt der Insel Flores. Die meisten verlassen das Schiff, um ein Zimmer zu suchen. Wir entscheiden uns die kostenlose Übernachtung auf dem Boot zu nutzen, da wir morgen früh schon mit der Fähre zurückfahren wollen. Aber alles kommt immer anders… Auf unserem Spaziergang durch Labuan Bajo, was eigentlich auch nur ein großes Dorf ist, sehen wir viele Angebote, für Tauch- und Schnorchelexkursionen zu den Mantarochen. Uns ist klar, dass Komodo eines der besten Tauchreviere der Welt ist, allerdings ist das Tauchen hier aufgrund von starken Auf und Ab-Strömungen nicht ungefährlich und wird für Anfänger wie uns nicht empfohlen. Wir fragen in einer Tauchschule nach, ob man die Mantas auch schnorchelnd beobachten kann. Der Besitzer von Divers Paradise Komodo ist ein netter Wiener, mit dem wir uns eine reichliche Stunde unterhalten, er erklärt uns alles über die Strömungen, die hier an den verschiedenen Tauchplätzen vorherrschen und macht uns Mut. Wir buchen mit ihm 3 Tauchgänge für den nächsten Tag. Nach einer Nacht auf dem Boot im Hafen starten wir früh 06:30 etwas aufgeregt unser Abenteuer: Tauchen in einem der weltbesten, aber auch tückischsten Tauchgebiete, dem Komodo Marine Park. Außer uns sind noch ein weiterer Tauchgast, 2 Tauchlehrer, 2 Tauchmaster, 2 Schnorchler, die Crew und der Kapitän, der auch taucht, an Bord. Nach einer Stunde Fahrt machen wir den ersten Halt am Mantapoint. Das Wasser ist hier nur 10 Meter tief, da die Mantarochen gern im flachen Wasser sind. Es gibt hier eine starke Strömung, gegen die die Mantas schwimmen um ihr Futter aus dem Wasser zu filtern. Kaum sind wir unten entdecken die Tauchlehrer einen Riffhai, den wir aber leider so schnell nicht sehen können. Kurz darauf kommt der erste Manta angeschwebt, eine große (3-4m) elegante Kreatur, die geschmeidig durchs Wasser fliegt. Ihm folgen 11 weitere Mantas in genau die gleiche Richtung – eine Mantaautobahn. Wir müssen uns auf den Meeresboden knien, uns an den toten Korallenteilen festhalten, oder hinter Felsen aufhalten, da uns die Strömung sonst mitnimmt. Wir sind glücklich, die majestätischen Tiere aus der Nähe betrachten zu dürfen. In den nächsten 45 min sehen wir noch ca 13 weitere Rochen, darunter 2 Adlerrochen und einen komplett schwarzen Manta. Glücklich tauchen wir wieder auf und das Boot holt uns ab. 25 Mantas sind selbst für die Tauchlehrer neuer Rekord! Eigentlich war das schon Überwältigung genug für einen Tag, aber uns stehen 2 weitere Tauchgänge bevor. Der nächste Tauchort ist Batu Bolong. Schon beim Abtauchen sehen wir 2 unglaublich große Grouper und Feuerfische vorbei schwimmen. Wir tauchen an einer großen Felswand immer im Zigzag im Strömungsschatten des Felsens entlang. Wir sehen 2 Schildkröten, riesige Pufferfische, einen monströsen Sweetlip und viele, viele schöne Korallen. Traumhaft! Der dritte Tauchgang des Tages führt uns nach Sura keal. Was uns dort erwartet, hätten wir uns vorher wirklich nicht vorstellen können: Drift-Tauchen der ganz rapiden Sorte. Wir springen ins Wasser und werden sofort weggespült. Es ist fast unmöglich zusammen zu bleiben, da wir sicher eine Geschwindigkeit von 15km/h drauf haben. Wir sind jetzt Teil eines riesigen Wasseraustauschprozesses zwischen dem Pazifischen und dem Indischen Ozean. Jetzt heißt es aufpassen, um nicht an die nächstbeste Korallenformation zu prallen. Leider ist es, aufgrund unserer hohen Geschwindigkeit, unmöglich sich etwas länger umzusehen. Aber nach ein paar Minuten haben wir uns an das schwerelose Fliegegefühl ala Superman gewöhnt und genießen den Flug sehr. Ein sehr angenehmer Adrenalinrausch 🙂 Wir sehen eine große Schildkröte direkt vor uns und beobachten sie mit Mühe ein paar Sekunden, bevor wir weiter treiben. Mit einem breiten Grinsen tauchen wir kilometerweit entfernt von unserer Einstiegsstelle wieder auf. Eine einmalige Erfahrung. Alle drei Tauchgänge waren komplett verschieden und einzigartig – ein genialer Tag. Unsere Rückfahrt von Flores nach Bali ist eine Kombination von Bus und Fährfahrten über die gebirgige Insel Sumbawa und Lombok. Da Sumbawa mit sehr kurvigen Straßen ausgestattet ist, werden wir oft von Brechgeräuschen und -gerüchen geweckt. Die ganze Prozedur kostet uns 40 Stunden non stop und wie Zombies steigen wir in Kuta aus dem Bus. Wir passen dadurch jetzt sehr gut zum hiesigen Urlauberklientel. Ein paar Tage bleiben uns noch in Kuta, bis unser Flug nach Neuseeland geht. Wir nutzen die Zeit zum Surfen und Sonnenbaden. Indonesien ist ein Land mit so vielen Gesichtern und wir haben in 2 Monaten nur einen kleinen Teil dieser überwältigenden Vielfalt sehen können. So viel zu machen, soviel zu sehen. Ein wirklich exotisches Land mit freundlichen Menschen. Dieses Land ist ein weiteres Highlight unserer Reise und wir tun uns schwer in den Flieger zu steigen. Nach 8 Wochen in Flipflops mit immer warmen Wetter und badewannenwarmen Ozean können wir uns normale Temperaturen kaum noch vorstellen … Hier zu den Fotos:

Komodo, Rinca, Flores / Google Photos

B ars A ustralier L iberty-wrack I nselfeeling

Nachdem wir auf Java 5 Wochen lang das (mehr oder weniger) ursprüngliche Indonesien genossen haben, war uns bewusst, dass sich auf Bali alles ändern wird… Nicht nur der religiöse Gegensatz zwischen Islam und Hinduismus sondern auch die großen Unterschiede in Wohlstand und Tourismusindustrie machen die beiden -weniger als 5 km auseinander liegenden- Inseln zu sehr verschiedenen Nachbarn.
Wir setzen am 16.10 über. Bali ist die mit Abstand touristischste der über 17.000 indonesischen Inseln, deswegen suchen wir uns als erstes Ziel Balis ruhigen Nordwesten aus. Pemuteran ist ein typischer Pärchen-Urlauberort von dem aus man die Tauchplätze ringsum die Menjangan-Insel erkunden kann. Da hier starke Konkurrenz zwischen den Tauchcentern herrscht, bekommen wir einen kostenlosen Tauchgang am künstlichen Riff direkt vor dem Strand. Da das Riff vor Pemuteran durch Dynamitfischerei fast komplett zerstört wurde, gibt es seit 2000 ein Projekt für deren Wiederaufbau. Dabei wurden Metallskulpturen im Meer versenkt und mit leichtem Gleichstrom versorgt. Dadurch lösen sich Mineralien aus dem Meereswasser, die den Korallen helfen viermal schneller zu wachsen als normal. Wir tauchen durch die Skulpturen vorbei an Fahrrädern und buddhistischen Göttern:-) Am nächsten Tag fahren wir mit dem Boot nach Menjangan und tauchen entlang steiler Wände mit riesigen Fächerkorallen, versteckten Stein- und Feuerfischen sowie vielen bunten Fischschwärmen.
Anschließend wagen wir uns ins touristische Zentrum Balis. Kuta, im Süden der Insel, wird oft als Ballermann der Australier bezeichnet, wobei das vielleicht noch untertrieben ist… Eine recht große Stadt bestehend aus günstigen Restaurants, überfüllten Bars, Mushroom-Shakes, Surfshops und Souvenirständen, vollgestopft mit Rollern und torkelnden, von-Kopf-bis-Fuß-tätowierten Australieren. Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie schwer es ist, sich in diesem Wirrwarr, in dem jede Straße gleich aussieht, zu orientieren… Trotzdem halten uns die immer perfekten und einfachen Wellen einige Tage in der Stadt. Am Strand lernen wir ein russisches Pärchen kennen, die uns ein schönes und billiges Hotel empfehlen. In dieser kleinen Oase (8€ für ein DZ pro Nacht) mit Garten und Pool spüren wir nicht so viel vom Irrsinn außen herum 🙂
Um einen Ruhetag vom Surfen einzulegen, fahren wir zum Pura Tanah Lot, einem Hindu-Tempel auf einer kleinen Insel an der Küste, zu dem man während der Ebbe hinlaufen kann. Leider ist alles überfüllt mit Touristen und es gibt nicht allzu viel zu sehen.
Natürlich wollen wir auch an die Ostküste Balis, die für ihre idyllischen Steinstrände und Tauchplätze bekannt ist. Dazu leihen wir uns in Kuta einen Roller und düsen los. Die Hindus hier feiern zur Zeit das Galungan Fest und so sehen wir unzählige balinesische Familien in ihre schönsten bunten Gewänder gekleidet. In Amed finden wir ein schönes, neues Zimmer direkt am Strand und am nächsten Morgen werden wir vom Tauchcenter nach Tulamben gefahren. Dieser Ort ist bekannt durch das vor der Küste liegende Liberty-Wrack, ein Versorgungsschiff der US Armee, was 1942 von japanischen Torpedos getroffen und anschließend an den Strand nahe Tulamben geschleppt wurde. Beim Ausbruch des nahen Agung Vulkans 1963 rutschte das Wrack dann ins Meer, wo es anschließend von wunderschönen bunten Korallen überwachsen wurde. Wir haben viel Spaß, um das Schiff und durch das offene Fahrerhaus zu tauchen. Da Robert leichten Schnupfen hat und das beim Tauchen sehr unangenehm ist, belassen wir es bei einem Tauchtag und fahren weiter Richtung Norden. Kurz vor unserer Ankunft am Batursee, werden wir von einem HEFTIGEN Hagelsturm bombardiert Leider ist dieser Teil der Insel nicht so dicht besiedelt, sodass wir dem Wetter ohne Unterstand ausgesetzt sind. Zum Glück ziehen die dunklen Wolken schnell weiter und unser Roller schnauft die Straße hoch bis auf den Rand eines riesigen Vulkankraters. In diesem alten Krater gibt es ein paar kleine Dörfer (16.000 Einwohner), einen großen See und den noch aktiven Batur. Wir genießen die beeindruckende Aussicht beim Essen in einem Restaurant am alten Kraterrand. Satt und wieder einigermaßen trocken fahren wir auf der Sandstraße um den Vulkan herum und schauen die erkalteten Lavaströme der verschiedenen Ausbrüche des letzten Jahrhunderts an. Das letzte Mal hat der Batur 2000 gespuckt. Gegen Abend quälen wir unseren Scoopy-Roller eine besonders steile Straße den Kraterrand hoch und sind sehr beeindruckt, dass er es schafft 😉 Dann geht es nur noch bergab mit einem kurzen Stopp an den faszinierenden Reisterrassen von Jatiluih bis nach Ubud, was als kulturelle Hauptstadt Balis gilt. Wir flanieren am Abend durch die Straßen, besuchen allerdings keine der doch sehr inszeniert wirkenden Tanz- und Kulturveranstaltungen.
Zurück in Kuta zieht es uns natürlich erstmal wieder an den Strand und in die Wellen. Wir sind mittlerweile gut dem russischen Pärchen und Gaius, einem der hunderttausend Surfbrettverleiher am Strand befreundet und verbringen noch 2 schöne Tage mit ihnen bevor wir uns auf die Suche nach den mysteriösen Komodowaranen machen…

Fotos:

Bali / Google Photos

Java 2 – Noch mehr Wellen, noch mehr Vulkane, noch mehr volle Busse (04.10.-09.11.)

Java gefällt uns wirklich gut, wenige Touristen, nette Menschen und viel Neues zu entdecken. Und so fahren wir von West nach Ost und unser nächstes Surfziel heißt Pacitan. Ein extrem untouristischer Ort im Westen Javas, an dem es nicht viel außer große Wellen und eine Unterkunft am Strand gibt. Auf dem Dach von Harrys Surfhouse gibt es ein Bambusbungalow mit fantastischen Meerblick für 4 Euro. Da es ein Stück zum Surfstrand ist, leihen wir uns wieder einen Roller mit Surfbretthalterung und erkunden den abgelegenen Strand. Wirklich einsam hier. Die Wellen sind sehr hoch hier und es braucht schon optimale Bedingungen, um hier überhaupt einmal ein Stück zu reiten. Wir entspannen, schlafen viel und nutzen die wenigen Stunden am Tag, an denen man surfen kann. Einmal begleiten wir ein paar unserer Mitbewohner zu einem sehr schönen Strand mit riesigen Tubes, in denen sich aber nur Profis austoben können. Nach 5 Tagen wollen wir wieder Wandern und fahren zu den nächsten Vulkanen. Diesmal gehts in den Bromo Tengger Semeru Nationalpark. Der touristisch erschlossene Vulkan Bromo ist in einer halben Stunde komfortabel zu besteigen und man kann in den dampfenden, brodelnden Kraterkessel schauen. Wir treffen zwei Tschechinnen, die gerade von ihrer Tour auf den Semeru Vulkan zurück sind. Sie empfehlen uns diesen Vulkan auch zu besteigen und vermitteln uns an Ranger Jhonny, der als einziger einen dubiosen Transportservice mit seinem Motorad zur Verfügung stellt, um uns von unserem Ausgangsort Cemoro Lavang an den Ausgangsort der Semeru-Wanderung zu bringen. Am nächsten Morgen um 7 Uhr sitzen wir auf und werden durch die Sandwüste des Nationalparks gefahren. Die Motoräder sinken zum Teil weit in den Sand ein und mit unseren schweren Rucksäcken müssen wir uns jetzt gut festhalten. Der wohl wildeste und abenteuerlichste Ritt unserer bisherigen Reise. Durch den erloschenen Tengger-Krater. Eine Landschaft wie aus “Einem Land vor unserer Zeit”.

Im letzten Ort versorgen wir uns noch ein paar Päckchen gebratenen Reis als Proviant und beginnen unseren zweitägigen Aufstieg. Unzählige indonesische Jugendliche sind an diesem Wochenende hier, um den Vulkan zu besteigen, da hier gerade ein Feiertag ist. Zu unserem Erstaunen sind die meisten von ihnen sehr gut ausgerüstet. Am ersten Tag geht unsere Tour durch schönen Wald auf 3000m. Unser Nachtlager schlagen wir direkt am Fuße des Vulkankegels auf, um mal wieder 1 Uhr morgens den finalen Aufstieg anzugehen. Als wir erwachen sind einige Indonesier schon auf den Beinen. Schon am vorigen Tag ist uns aufgefallen, dass fast alle sehr langsam gehen, daher starten einige schon um 23 Uhr. Der Blick hinauf zum Gipfel ist bereits mit Taschenlampenlichtern geflutet und wir müssen uns an vielen keuchenden Gipfelstürmern vorbeiquetschen, was bei so vielen Menschen nicht so einfach ist. Einige unserer indonesischen Mitstreiter haben sogar Sauerstoffflaschen dabei, viele werden es trotzdem nicht bis hoch schaffen. Der Aufstieg ist wirklich brutal. Es ist extrem steil und der Untergrund besteht fast nur aus Vulkanasche. Also 3 Schritte vor, 2 Schritte zurück. Die Piste geht gerade nach oben, es gibt keinen wirklichen Weg. Umso höher wir kommen, desto weniger Menschen werden es. Als wir um ca. 4 Uhr auf über 3700m hohen Gipfel angekommen erwarten wir einen Krater, werden allerdings von einem sehr breiten flachen Gipfel überrascht. Wir sind unter den Ersten, es ist noch immer stockdunkel und jetzt eiskalt. Wir versuchen uns durch hektische Bewegungen warm zu halten und blödeln herrum…

… Plötzlich ertönt ein ohrenbetäubendes Grollen und von kurzer Panik gepackt laufen wir zurück. Semeru begrüßt uns mit einer großen Aschefontaine, die in der Dunkelheit nur im Umriss zu erkennen ist. Wir haben vergessen, dass dieser Vulkan alle 20 Minuten erupiert. Es wird leiser und auch wir kriegen uns wieder ein. Langsam wird es heller und wir können noch ein Stück näher Richtung Krater gehen. Und schon die nächste Eruption. Ein lautes Grollen, eine große graue Aschewolke – sehr beeindruckend. Wir betrachten das Schauspiel noch einige Male und genießen die geniale Aussicht von hier oben. Gegen 7 Uhr starten wir unseren rasanten Abstieg. Diesmal: 1 Schritt vor, 3 Schritte runter. Die weiche Vulkanasche lässt einen sanft nach unten gleiten – ein Riesenspaß! Zurück am Basislager bauen wir unser Zelt ab und machen uns auf den Rückweg. Wir übernachten weiter unten an einem See, der sehr schön, aber leider mit vielen Wanderern übervölkert ist.

Unser vorerst letzter Vulkan soll der Ijen ganz im Osten Javas sein. Dieser ist bekannt für Schwefelabbau, blaues Feuer und einen Säuresee im Krater. Ausgangsort für diese Besteigung ist Banjuwangi. Auch hier gilt “Morgenstund hat Gold im Mund” und um 1 Uhr wartet jedoch nur ein Ojekfahrer auf uns, um uns an den Vulkan zu fahren. Dem anderen ist unterwegs der Benzin ausgegangen. Mit dem vollgetankten Motorrad geht’s kurzerhand zum Supermarkt (der natürlich nachts geöffnet hat), um eine Wasserflasche zu holen. Dann wird der nächste Benzinverkäufer an der Straße geweckt, der Benzin aus zwei Glasflaschen in die Wasserflasche und einen Plastikbeutel umgefüllt, und zurück am leeren Motorrad in den Tank geschüttet. Jetzt kann’s aber losgehen. Der Aufstieg ist nicht so anstrengend und dauert auch nur 3 Stunden. Wir treffen einige Mienenarbeiter die unter menschenunwürdigen Bedingungen den Schwefel aus dem Krater holen und bis runter ins erste Dorf tragen. Wir wandern am Kraterrand entlang und die Schwefeldämpfe sind unerträglich. Die Sicht ist fast 0. Die gelben Schwefelwolken hüllen uns ein und wir müssen uns mit Tüchern vorm Gesicht schützen, da das Atmen nur noch schwer möglich ist. Wir können aufgrund des ungünstigen Windes heute nicht in den Krater hinabsteigen. Die Mienenarbeiter tun es trotzdem, ihr Husten und Keuchen schreckt uns aber so ab, dass wir auf das blaue Feuer, und den See verzichten und wieder absteigen.

Das waren unsere Erlebnisse auf der Insel Java. Und jetzt setzen wir mit der Fähre nach Bali über. Wir sind schon gespannt!

Fotos hier:

Java 2 / Google Photos

Java 1 – Wellen, Vulkane und wilde Busfahrten (11.09.2013 – 03.10.2013)

Welcome to Indonesia.
Trotz 11. September landen wir pünktlich 22:30 auf dem Flughafen in Jakarta. Wir beziehen eine nette Unterkunft in einem alternativen Bezirk und besuchen ein Reggae-Konzert, welches gerade in einer benachbarten Bar anläuft. Eine angetrunkene Indonesierin fordert uns zum Tanz auf, und so feiern wir mit ihr und ihren Freunden unsere Ankunft in Indonesien begleitet von lokalen und internationalen Reggae-Hits bis spät in die Nacht – Was für ein Empfang 🙂

Am nächsten Morgen schauen wir uns die riesige zugepflasterte Stadt vom 135m hohen Nationalen Monument aus an. Im Erdgeschoss des Monuments besuchen wir eine schöne Ausstellung über die Geschichte Indonesiens und die Kolonialisierung der Inseln. Zurück in den hektischen Straßen ist der Verkehr erwartungsgemäß chaotisch und so kommt es schon mal vor, dass ein Polizist uns über eine 4-spurige Straße begleitet und den dichten Verkehr für uns anhält. Die Indonesier scheinen ein wirklich gastfreundliches Völkchen zu sein. Wir freuen uns hier sein zu dürfen.

Bald ist uns die Luft hier allerdings etwas zu dick und nach 2 Tagen fahren wir zum Gunung (Vulkan) Gede bei Cibodas, um unsere erste Vulkanbesteigung in Angriff zu nehmen. Leider ist es uns als Touristen nicht erlaubt ohne Führer diesen Berg zu besteigen und nach ein paar erfolglosen Verhandlungsversuchen in einer Mischung aus Englisch und entsetzten Blicken entscheiden wir uns für einen Rundgang im botanischen Garten um die Ecke mit vielen verschiedenen exotischen Gewächsen und verlassen das Dorf noch am selben Abend Richtung Süden.

Die meisten Menschen sprechen hier kein Englisch, nur bei einzelnen meist jüngeren Leuten haben wir Glück und bekommen ein paar Informationen über Busse und Abfahrten heraus. Mit unzähligen kleinen Angkots (ähnlich Tuk Tuk in Thailand) Werden wir von einem Dorf ins nächste transportiert. Wir kommen am Abend noch bis Sukabumi, aber es könnte auch ein anderes Dorf gewesen sein.

Die Ortschaften sind meist einfach um die Straße gebaut und bestehen aus alten bis sehr alten Gebäuden, Hütten und Verschlägen. Überall gibt es viele Menschen, Mopeds und die Transportmittel sind extrem überlastet und unglaublich eng. Nichtmal Franzi kann in Bussen sitzen, ohne mit den Knien am Vordersitz zu kleben. Dazu kommt, dass die Sitzplätze nicht nur nach vorn sondern auch in der Breite ca. die Hälfte von europäischen Bussitzen sind. Man sitzt also eingequetscht in diesem Bus und wartet auf die Abfahrt. Der Bus fährt aber nicht nach Fahrplan sondern nach Vollgestopftheit. So sitzen wir öfters noch eine Stunde einfach so in der feuchten Hitze, die im stickigen Bus noch unerträglicher wird. Achja und geraucht wird hier natürlich auch. Später kommen dann noch ein paar aufdringliche Händler durch den Bus, die Reis, Ananasstückchen, Süßkram, Gürtel, Uhren oder Bücher verkaufen. Sind die einmal alle von vorn nach hinten durch den Bus gestolpert, kommt dann noch die 1-3 köpfige Musikkappelle, die schnulzige indonesische Lieder präsentiert, die eigentlich alle gleich klingen. So sollte das jetzt bei allen Busfahrten auf Java ablaufen.

Java ist sehr stark islamisch geprägt und so wird uns die Zimmersuche um 23 Uhr in Sukabumi (oder irgendwo in der Nähe) noch erschwert. Da wir nicht verheiratet sind und dies auch nicht nachweisen, kann man uns natürlich kein gemeinsames Zimmer geben und so suchen wir, bis wir in einem Mittelklassehotel akzeptiert werden.

Am nächsten Morgen geht es aber endlich ans Meer. Wir sind sehr gespannt auf die vielen berühmten Wellen in diesem Land und als unseren ersten Surfstrand haben wir uns Cimaja nahe Pelabun Ratu ausgesucht. Etwas außerhalb beziehen wir ein großes Zimmer mit riesigen Terasse und Blick aufs Meer. Ein alter Holländer ist der Besitzer dieses Gästehauses. Er empfängt uns freundlich, erzählt uns aber dann erstmal 2 Stunden Gruselgeschichten über Indonesien – wie schlecht die Menschen hier sind, wie gefährlich der Dschungel und das Meer hier ist usw. Er war Kämpfer in Papua und hat, wie wir später von einem seiner Freunde erfahren, keine Gefangenen genommen… aber ansonsten ist er sehr nett. Wir verbringen den Nachmittag damit uns die Küste, Cimaja und Sunset Beach anzuschauen. Anstatt Touristen können wir nur eine dicke Schlange durchs Gebüsch huschen sehen und fragen uns, ob das vielleicht doch eine Nummer zu wild für uns ist. Am Sunset Beach gibt es außer Müll und ein paar lokalen Touristen nicht viel. Die indonesischen Touristen gehen alle in ihren vollständigen Moslem-Gewändern ins Wasser, was wohl der Grund dafür ist, dass an diesem Strand ca. 30 Menschen pro Jahr ertrinken. Da wir die einzigen Weißen hier sind und permanent angeglotzt werden, können wir uns nicht so richtig entspannen. Hier im Bikini ins Wasser zu gehen, ist eigentlich undenkbar.

Am Abend gehen wir in eine Hotelbar, um noch etwas zu essen und werden gleich an den Tisch gebeten, an dem der Hotelbesitzer, ein Kanadier, und seine Kumpels beim Bier sitzen. Die ältere Männerrunde versorgt uns mit Speis, Trank und unterhaltsamen Geschichten bis in die Nacht. Sehr großzügig. Der Hotelbesitzer, der auch die umliegenden Häuser und eine große Villa besitzt, war früher bei den Special Forces und lebt hier anscheinend ganz gut im Exil.

Am nächsten Tag ziehen wir um in ein kleines Häuschen mit Garten direkt am Meer. Wir haben endlich einen guten Surfstrand und eine schöne Unterkunft gefunden, leihen bei unserem Freund, dem Hotelbesitzer von gestern Abend, Surfbretter und verbringen die nächsten 3 Tage in den Wellen. Außer ein paar Fischern und einigen kleinen Surfer-Kids gibt es hier Niemanden.

Unser nächstes Ziel ist Pangandaran, ein bekannter Backpacker- und Surferort, an dem wir nachts um 3 ankommen und am Strand schlafen. Die Stadt wurde 2006 von einem Tsunami heimgesucht, der die Stadt stark zerstört hat. Daher ist die Stadt etwas ab vom Touristenradar und recht günstig. Ein bisschen beunruhigen uns die Geschichten schon und so wachen wir nachts manchmal auf und horchen, ob das Meer noch “normal” rauscht. In einer Surfschule leihen wir uns Bretter und gehen gleich wieder ins Wasser. Wir lernen ein paar andere Backpacker und ein paar Surfer kennen und genießen weitere 3 Tage im wunderbar warmen Ozean.
Nach dem vielen Paddeln legen wir einen Pausetag ein und leihen uns einen Roller, um zum viel angepriesenen Green Canyon zu fahren. Mit einem Boot werden wir in die Schlucht gefahren. Ein schöner Ort.

Auch unsere nächste Destination ist ein bekannter Surfspot. Batu Karas ca. eine halbe Fahrstunde von Pangandaran ist eine idyllische kleine Bucht. Die Besonderheit an diesem Spot ist, dass die Wellen nicht auf einer Sandbank brechen, sondern an einem Felsen (Point Break). Eine Art Wellenmaschine, die sowohl bei Ebbe als auch bei Flut perfekte Wellen erzeugt. Das Schöne ist, dass man fast bis zum Brechungspunkt gehen kann und sich so wertvolle Paddelkraft spart. Hat man einmal eine Welle erwischt, wird man mit einem überdurchschnittlich langen Ritt quer durch die Bucht belohnt. Ein perfekter Platz um unser Surfen zu verbessern, mit vielen anderen Surfern. Aus den geplanten 2 Tagen werden 5, da es einfach so viel Spaß macht. Wehmütig verlassen wir Batu Karas, aber wir müssen nach Yogjakarta weiterreisen, um unser Visum zu verlängern.

Yogjakarta, kurz Yogja, ist die kulturelle Hauptstadt Indonesiens und es gibt eine touristische Infastruktur. Zwischen den unzähligen Hostels finden wir ein besonders schönes Zimmer mit eigenem Balkon und Frühstück auf der begrünten Dachterasse. Von Yogja aus starten wir in unser nächstes Abenteuer: unsere erste Vulkanbesteigung! In Indonesien gibt es über 400 Vulkane, von denen 69 noch brodeln. Der Merapi, für den wir uns entscheiden, ist der aktivste von ihnen und wurde nach seinem letzten Ausbruch 2010 lange Zeit für Touristen gesperrt. Vor kurzem wurde diese Sperre aufgehoben und so machen wir uns mit Bus, Angkot und Ojek auf den Weg. Ojeks sind Motorrad-Taxen, die dort unterwegs sind, wo es keine Ankots gibt. Alles klar? 😉 Die beiden Ojek-Fahrer bringen uns mit einem rasanten Ritt über die kurvige Straße nach Selo, den Ausgangsort der Wanderung. Da die Sonne tagsüber viel zu heiß ist, werden Vulkane hier nur nachts bestiegen. Als wir abends in Selo ankommen, ist es schon spürbar kühler als im Flachland. Natürlich wollen wir unseren ersten Vulkan nicht allein im Dunkeln besteigen und reden mit dem Chef des Bergführervereins, der uns einen Bergführer für diese Nacht zuteilt. Nach einem kurzen Nickerchen geht es um 1 Uhr früh los. Vor uns liegen ca. 1500 m Anstieg und es ist so finster, dass wir nichteinmal den Berg erkennen, dafür aber viele schöne Sterne. Außer uns sind noch etwa 15 weitere Wanderer aus verschiedensten Ländern mit am Berg. Der Weg ist durchgehend steil, sandig (Vulkanasche) und voller Wurzeln. Als wir den Wald hinter uns gelassen haben, machen die Bergführer ein Feuer, sodass wir kurz verschnaufen und uns wärmen können. Die letzten 300 Höhenmeter kraxeln wir über loses Gestein hinauf zum Gipfel. der gesamte Aufstieg war extrem kräftezehrend, aber wir schaffen es noch vor Sonnenaufgang in den Krater zu schauen und sehen sogar glühend rotes Magma darin. Ein beeindruckendes Gefühl! Anschließend genießen wir bibbernd vor Kälte den Sonnenaufgang und den Ausblick über die Vulkanlandschaft. Nach einem Knie-unfreundlichen Abstieg und einem guten Frühstück in Selo fahren wir mit den Ojeks weiter nach Borobudur, wo wir ein Zimmer suchen und erstmal schlafen 🙂

In Borobudur steht eine der größten buddhistischen Tempelanlagen in Südostasien. Durch dieses pyramidenförmige Bauwerk , was von der Luft aus gesehen ein riesiges Mandala ergibt, sind früher die Mönche auf ihrem Weg ins Nirvana gewandelt. Wir umrunden das Heiligtum in immer kleinerwerdenen Kreisen, Etage für Etage und bestaunen die vielen filigranen Steinreliefs.

Zurück in Yogja besuchen wir eines der traditionellen Schatten-Puppenspiele.
Dabei bewegt der Puppenspieler, die aufwändig gefertigten Puppen aus Büffelleder alle gleichzeitig hinter der Schattenwand, während dazu ein Orchester aus traditionellen Instrumenten mystische Musik spielt. Das ganze ist zwar sehr beeindruckend, allerdings auch sehr ermüdend, wenn man eine Stunde lang nichts versteht 😉 Auch die Musiker selbst machen ein Nickerchen, wenn sie gerade nicht dran sind, verpassen ihren Einsatz aber fast nie.

Was wir sonst noch auf Java erlebt haben, erfahrt ihr im nächsten Beitrag 🙂
Bis dahin viel Spaß beim Fotos gucken:

Java 1 / Google Photos