Ulanbator und Umgebung (15.05-23.05)

Liebe Leser,

hier kommt noch ein etwas verspäteter Nachtrag zu unserem Aufenthalt in den Mongolei 😉

Zurück von unserer beeindruckenden Gobitour müssen wir einsehen, dass die verbleibende Zeit in der Mongolei kürzer ist als gedacht, da der Zug nach China nur einmal wöchentlich fährt. Anstatt wie geplant an den schwer erreichbaren Khovsgolsee zu fahren, erkunden wir Ulan Bator und Umgebung. Wir verbringen 3 Tage mit Couch Surfer Begz, der mit seiner Frau, 4 Kindern und einer kleinen Kuhherde in einem Jurtenbezirk am Stadtrand lebt. Die Familie nimmt uns herzlich in ihrer Jurte auf. Begz hat vor einem Jahr seinen Sitzjob in der Bibliothek aufgegeben, um einem gesünderen Lebensstil nachzugehen und mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Dazu hat er 4 Kühe gekauft, die vor der Jurte in einem kleinen Stall leben und schon 4 Kälbchen haben. Begz führt die Kühe jeden morgen aus der Stadt auf die grünen Steppenhügel, wo sie – getreu dem nomadischen Lifestyle – nach Lust und Laune grasen und umherziehen können. Von der Kuhmilch bereitet Begz’ Frau Joghurt, Quark, Käse und eine Art Milchsuppe. Die Familie hält sich an ein strenges Ernährungsprogramm und Begz hat nach einigen Schulungen einen eigenen kleinen Ernährungsklub gegründet, der sich jeden Morgen zum Frühstück in der Jurte trifft. Gern nehmen wir an diesem Frühstück teil (Aloe-Drink, Tee und Proteinshake), da die Ernährung auf Reisen sonst nicht übermäßig gesund ist 🙂 Die Kinder (3 Mädels, 1 Junge) fahren mit dem Bus zur Schule ins Zentrum. Das dauert locker eine Stunde und ist eine seeeehr beengende, stickige und etwas nervige Angelegenheit. Todo und Gadma haben vormittags Schule, Manujun und Munglun nachmittags. Alle 4 sind sehr clever und haben großen Spaß daran, mit uns Heckmeck zu spielen. Sie sprechen bereits sehr gutes Englisch, was auch daran liegt, dass die Familie bereits 150 Couch Surfer aufgenommen hat. Während unserem Aufenthalt nutzen wir die Tage um uns UB noch etwas näher anzuschauen. Wir besuchen das kommunistische Zaisan Monument den Buddha-Park und das buddhistische Gandan Kloster.
Um noch etwas von der grünen mongolischen Steppe zu genießen, fahren wir für 2 Tage nach Gachuurt, einem Dorf nahe UB. Wir haben gelesen, dass man hier Mountain Bikes ausleihen kann, mal sehen… Bei unserer Ankunft tobt ein heftiger Schneesturm. Wir suchen eine ganze Weile nach der Unterkunft und nach einigen Falschinformationen der Dorfbewohner finden wir sie doch noch. So winterlich wie das Wetter bei unserer Ankunft war, so frühlingshaft ist es am nächsten Tag 🙂 super Radfahrwetter! Wir suchen uns eine mittelschwere Route aus und los geht‘s den Fluss (oder mongolische Autowaschanlage) entlang. Wir nehmen den falschen “Abzweig” ins Tal und finden uns nach ein bisschen Quälerei auf einem 2000m hohen Berg wieder. Dafür gibt es hier eine herrliche Aussicht und eine rasante Abfahrt durch Wald und wunderschöne Steppenlandschaft ins Tal hinab. Wir treffen auf eine Nomadenfamilie, die gerade wertvolle Wolle aus ihren Ziegen kämmt. Das Annähern an eine Jurte ohne Auto ist immer eine etwas fragwürdige Situation, da man nie weiß, wie die Hunde aufgelegt sind. Die Familie bestätigt uns mit Händen und Füße die von uns eingeschlagene Richtung. Unsere Fahrt geht weiter das Tal hinauf und auf der anderen Seite des Berges über herrliche Steppenlandschaft mit vielen Pferden hinab und schließlich zu unserem Ausgangspunkt zurück. Den Folgetag verbringen wir entspannt am Fluss bei frühlingshaften Temperaturen. Wir fahren zurück in die Stadt, um am nächsten Tag den Bogd Khan Uul, den Hausberg von UB (2261m), zu erklimmen. Auch hier kommen wir vom “Weg” ab und müssen uns via Kompass und GPS zum Gipfel navigieren. In diesem Land sind Straßen wie markierte Wanderwege eher eine Seltenheit. Der Aufstieg ist steil und beschwerlich und führt uns über eigenartig geformte Felsen. Oben angekommen geht es durch dichtes Gestrüpp zum Gipfel – herrliche Aussicht und sogar ein Geocache. Der Rückweg hat noch einige anstrengende Überraschungen für uns und so kommen wir viel zu spät unten an. Zum Glück können wir einen freundlichen Mongolen mit Jeep anhalten, der uns über die Buckelpiste zurück in die Stadt bringt.

Das war leider schon unser letzter Ausflug in diesem wunderschönen Land. Wir haben die Zeit hier sehr genossen, viel über die landschaftlichen und kulturellen Eigenheiten der Mongolei gelernt und gastfreundliche, etwas verschlossene, einfache, herzliche Menschen getroffen.

Hier geht’s zu den Fotos:

Ulanbator und Umgebung / Google Photos

9-Tage Wüstennomaden (05.05-13.05.2013)

Sain bain uu, liebe Leser und Leserinnen,

etwas verspätet gibt es hier noch den versprochenen Bericht über unsere Wüstentour.

Hellbraun
Gobi Steppe
steinig, karg, weit
Ziegen ziehen langsam vorbei
grenzenlos

Nachdem wir am 2. Mai per Bus von Ulan Ude aus über die Grenze nach Ulan Bator gefahren sind, machten wir uns hier gleich daran, unsere Tour in die Wüste Gobi zu organisieren. Ohne zu suchen fanden wir gleich 3 Franzosen, die sich mit uns aufmachten, die vielen Tourangebote, die man hier erhält, zu vergleichen. Nach einem Tag Vergleichen und Verhandeln buchten wir unsere 9-Tagestour mit Nassan. Wir entschieden uns für die günstige Variante ohne Reiseführer (nur ein Fahrer). Einen weiteren Tag verbrachten wir damit, uns mit Mückenschutz, Gastgeschenken, Sonnencreme, -brillen und -hüten einzudecken und dann ging es auch schon los. Auf uns warten 9 spannende Tage, an denen wir uns weder um Transport noch Unterkunft kümmern müssen 🙂 Einzig das Mittagessen müssen wir selbst organisieren.

Wir sind unterwegs mit unserem Fahrer Ulzii im russischen Kleinbus (UAZ). Ulzii navigiert ohne Hilfsmittel – wer braucht schon Kompass, Karte oder GPS, wenn er sich an grünen, gelben und braunen Hügel orientieren kann? Es gibt hier weder Verkehrsschilder noch eindeutige Straßen.
Die Nächte verbringen wir immer bei Nomadenfamilien. Die meisten von ihnen haben ein extra Ger, so heißen die Jurten hier, die sie an Touristen vermieten. Die Jurten, deren bunte Tür immer nach Süden zeigt, sind alle ähnlich eingerichtet: in der Mitte steht der Ofen, der zum Heizen und Kochen mit Kamel- oder Pferdemist befeuert wird, hinten (im Norden) ist ein Altar mit buddhistischen Symbolen und Familienfotos, oder ein Fernseher. Links vom Eingang ist meist ein Regal mit Kochutensilien und ein Wasserfass, rechts vom Eingang ein kleiner Waschtisch, an den Seiten der Jurte steht oft ein Bett oder Sofa. Wir erhalten von den Familien immer ein selbstgekochtes Abendessen: meist Nudeln mit Trockenfleisch von Ziege , Schaf oder Kamel. Dazu gibt es öligen Salztee, der direkt aus der Suppenschüssel getrunken wird. Das Essen war immer recht schmackhaft, nur der getrocknete Joghurt war uns etwas zu speziell… Wir schlafen meistens auf dem Boden mit extra Decken auf unseren Schlafsäcken, weil es nachts doch ziemlich frisch wird. Die Nomaden, die wir kennenlernen sind immer sehr nett, meist zurückhaltend und leben ein sehr einfaches Leben. Sie leben zusammen mit allen Generationen der Familie und ihren Tieren.

Nun aber zu Inhalt unserer Rundreise:

Die ersten beiden Tage steht uns eine lange Fahrt Richtung Süden bevor. Da wir die Asphaltstraße schon kurz nach Ulan Bator verlassen haben, holpern wir jetzt gemütlich durch das Grasland. Die meisten Straßen in diesem Land sind mit einem normalen PKW nicht befahrbar. Immer wieder machen wir kurze Pausen um Pferde oder Gazellen zu beobachten. Das Land wird immer weiter. Wir sehen interessante Steinformationen und eine Klosterruine bei Baga Gazryn Chuluu. Nachdem wir die Stadt Mandalgovi hinter uns gelassen haben, wechselt die Landschaft zwischen Grasland und Steppe. Bald darauf färbt sich die Erde rosa und wir erreichen Tsagaan Suvraga: Felsige Klippen aus wunderschönem bunten Sandstein. Die Farben des Gesteins reichen von bordeaux rot über orange bis pink – ein einmaliger Anblick! Am nächsten Tag kommen wir nach Dalanzagard, der Hauptstadt des Gobi-Gebietes. Dort gehen wir Mittag essen, decken uns mit Vorräten ein und gehen Duschen (ein wirkliches Highlight in den 9 Tagen) in einem speziellen Badehaus. Diese Einrichtungen sind in der Mongolei weit verbreitet, weil nur die wenigsten Einwohner fließendes Wasser haben. Frisch gewaschen geht’s weiter zur Lammergeier-Schlucht Yolyn Am im Nationalpark “Gurvan Saikhan”. Wie aus dem Nichts tauchen hier kantige Felswände in der Steppe auf. Ulzii fährt uns auf einer Buckelpiste an frischen grünen Wiesen vorbei bis zur Schlucht. Von dort wandern wir zwischen den Felswänden auf dem immer noch 2 m dicken Eis – fühlt sich etwas an wie am Gletscher. Am Abend fahren wir zu unserem Gastgeber: ein alter Mann, der in einem bunt eingerichteten Bauwagen lebt. Neben dem Bauwagen, hat er eine Jurte, ein Steinhaus und viele kleine Holzhütten für Gäste. Da ein starker Wind aufzieht, schlagen wir unser Nachtlager in einem der Holzhäuschen auf. Am nächsten Tag setzen wir unsere Fahrt nach Westen fort. Die scharfkantigen Berge von Yolyn Am bleiben hinter uns und wir fahren durch ein breites Tal. Es wechseln sich Felswüste und Steppe ab, dann wieder rötliche Erde gefolgt von Sandboden. Der Horizont flimmert, sodass man denkt, es ist eine Seenlandschaft. Nachdem wir eine Weile an den Dünen entlang gefahren sind, lenkt Ulzii ein und fährt direkt auf die Dünen zu durch sandige Hügel, die unseren Bus wie ein Schiff hin und her schaukeln lassen. Etwa 50 m vor den Dünen finden wir die Nomadenfamilie – was für ein schöner Ort zum Wohnen 🙂 Während die freundlichen Menschen Abendessen für uns bereiten, machen wir unsere erste Erkundungstour auf die Dünen. Der Ausblick über das breite sandige Band der Dünen, das durch die von Bergen eingerahmte Steppenlandschaft verläuft, ist atemberaubend. Vor Freude kullern wir die steilen Sandwände hinunter – ein Spaß an den wir Dank der sandigen Ohren und Haare noch lange denken. Am Abend überlässt uns die Familie sogar ihre Jurte und schläft in Auto und Zelt (in 2 Tagen ziehen sie an ihren Sommerplatz und öffnen das Touristencamp). Der folgende Tag ist autofrei! Wir bleiben bei der Jurte und verbringen den Tag mit der Familie. Schon vor dem Frühstück beginnen unsere Gastgeber, die Kamele zu scheren. 22 Stück müssen heute frisiert werden. Dazu wird das Kamel gefesselt und zu Fall gebracht. Dann schneiden 2-3 Leute mit großen Scheren die Wolle kurz über der Haut ab. Die Tiere sehen ziemlich bemitleidenswert aus, haben aber keine Schmerzen. Im Ziegenstall wird gleichzeitig die feine Cashmerewolle aus den Ziegen gekämmt. Dabei dürfen wir helfen:-) Die Ziege wird gelegt und an Hörnern und Hinterbeinen gefesselt. Anschließend wird das Fell mit gebogenden Kämmen gestriegelt. Das ist ganz schön schwierig bei den filzigen Haaren und die Ziege quiekt wie am Spieß. Die Wolle, die wir auskämmen, ist wunderbar weich (viel weicher als Merino). Schon zwei Ziegen geben eine ganze Wanne voll Wolle. Danach zeigt uns eine ältere Mongolin noch, wie man aus frisch geschnittener Kamelwolle Schnüre dreht. Eine einfache Handbewegung, aber es dauert etwas, bis Franzi den Dreh raus hat. Dann geht’s auf’s Kamel. 2 Stunden werden wir in Karawane an den Dünen entlang geführt. Diese langsam schaukelnde Fortbewegungsart ist großartig, um die Umgebung ausgiebig zu genießen! Am Nachmittag hilft Robert fleißig beim Kamelscheren, in dem er Wolle einsammelt. Für unsere Hilfe bekommen wir eine Pfeilspitze aus Dschingis Khans Zeiten vom Familienoberhaupt geschenkt. Am Abend klettern wir erneut auf die Dünen und genießen einen romantischen Sonnenuntergang. Diese Landschaft ist sogar nachts noch beeindruckend, denn durch die absolute Dunkelheit und die Weite, scheinen die Sterne am Horizont bis runter auf die Erde zu gehen. Am nächsten Morgen beginnt die Nomadenfamilie zu packen – heute ist großer Umzug. Traktor, Motorrad, UAZ, Kamele und Ziegen werden mobilisiert. Auch wir ziehen weiter und fahren durch ein ausgetrocknetes Flussbett Richtung Bayanzag. Dieser Ort ist bekannt für die Flaming Cliffs, rote Sandsteinklippen, und für die die vielen Dinosaurierknochen, die da gefunden wurden. Wir begehen die eigenartigen Felsen, machen uns auf die Suche, finden aber leider kein fossiles Urgetüm. Am nächsten Tag fahren wir nach Norden. Starker Seitenwind zwingt uns immer wieder zum Anhalten, um den Motor abkühlen zu lassen. Nach dem vierten Stopp kommt Ulzii auf die Idee, den ausgebauten Ventilator wieder einzubauen – eine wirksame Lösung 😉 Wir fahren zu Ongiin Khiid, einer großen Klosterruine zwischen Felsen. In der Mongolei wurden alle buddhistischen Klöster von den Kommunisten zerstört, sodass man heute nur Ruinen und ein paar einzelne wieder aufgebaute Tempel besichtigen kann. Das Wetter ist sommerlich und wir nehmen ein Bad im Fluss, der sich durch die Felsen schlängelt. Am nächsten Tag verlassen wir die Gobi und nehmen Kurs auf Ulan Bator. Zwei Tage Rückfahrt liegen vor uns. Doch so einfach will uns die Wüste nicht fortlassen und schickt uns einen Sandsturm nach, der uns beim Mittag essen im Nichts überrascht. Wir fahren schnell weiter, doch die dunkelbraune Wand am Horizont kommt näher und holt uns ein. Wir warten eine Stunde im Auto ab bis die Sicht wieder besser wird. Es bleibt stürmisch und beginnt zu regnen. Ulzii navigiert durch das Unwetter und bringt uns zu einer Nomadenfamilie. Die Temperaturen fallen drastisch und wir sind froh uns am Ofen wärmen zu können. Eine stürmische Nacht erwartet uns… Am nächsten Morgen erwachen wir im Schnee. Trotz der Kälte freuen wir uns, diese einzigartige Landschaft nocheinmal von einer anderen Seite zu sehen. Wir fahren durch die dünn mit Schnee bedeckten Wiesen bis zum nächsten Dorf, um den Tank für unsere letzte Etappe bis Ulan Bator zu füllen. Leider hat der Sturm der letzten Nacht anscheinend die ohnehin schon windschiefen Stromleitungen beschädigt, sodass die Zapfsäule nicht funktioniert. Da unser
Tank noch nicht leer ist, beschließen wir zum nächsten Dorf zu fahren (110km). Nach etwa 60 km werden sowohl die Berge um uns als auch der Schnee höher. Ein paar Autos stecken bereits fest. Ulzii entscheidet nach längerer Überlegung zum ersten Dorf zurück zu fahren, da der UAZ über den verschneiten Bergpass sicher doppelt soviel Benzin braucht als unter normalen Umständen. Wir drehen also um und hoffen auf baldige Reparatur der Stromleitungen in dem Dorf mit der Zapfsäule. Die nächste Tankstelle ist 80km entfernt und ist aufgrund des Sturmes auch defekt. Am letzten Hügel vor dem Dorf ist der Tank leer und der UAZ hustet kurz und verabschiedet sich dann. Die letzten Meter schieben wir den Bus mit aller Kraft über den Hügel und rollen hinunter ins Dorf (dessen Name wir bis heute nicht wissen). Ulzii und Robert gehen bewaffnet mit einem 20l Kanister ins Dorf, um nach Benzin zu betteln. So gastfreundlich die Menschen hier auch sind, sie können oder wollen uns in dieser Situation nicht helfen. Schließlich leiden sie selbst unter Benzinmangel. Auch weiß leider keiner, wann der Strom wieder kommt, da die Leitung in einem anderen Bezirk unterbrochen ist… Wir warten also ab. Als sich am Nachmittag immer noch nichts getan hat, fragen wir im Dorf nach einer anderen Transportmöglichkeit. 19 Uhr sitzen wir dann in einem anderem Kleinbus. Der Fahrer kauft seinem Nachbarn noch ein paar Bierflaschen voll Diesel ab, die der aus seinem Laster lässt, und los geht’s. Hätten wir also ein Dieselfahrzeug gehabt, hätte man uns evtl. helfen können. Wir verabschieden uns von Ulzii, der beim Auto bleibt und weiter warten muss. Kurz vor Mitternacht kommen wir im Hostel in UB an und fallen ins Bett…
Neun unvergessliche Tage voller einmaliger Landschaften, gastfreundlicher Menschen und grenzenloser Weite liegen hinter uns, die wir erst einmal in Ruhe Revue passieren lassen.

Hier gibt’s wieder viele, viele Fotos:

Mai 2013 – Gobi Tour / Google Photos

Am Baikalsee 22.04-01.05.2013

Liebe Mitreisende!

Wir sind an userem ersten großen Reiseziel, dem größten Süßwasserreservat der Welt angekommen. Dieser See hat uns schon immer wegen seiner Größe und seiner abgelegenen geografischen Lage, interessiert und jetzt liegt er vor uns – kalt, weiß, zugefroren. Eine endlos erscheinende Eisfläche.
Wir sind mit dem Marschrutka (Minibus) von Irkutsk nach Listvyanka, das bekannteste Touristendorf am Baikalsee, gefahren. Ungefähr auf halber Strecke liegt das Freilichtmuseum “Taltsy”, das wir vorher noch besucht haben. Ähnlich wie auf Kischi 2009 konnten wir hier aus Sibirien zusammengetragene, typische Holzgebäude bestaunen.

Listvyanka selbst ist aus Sicht eines Europäers eigentlich gar nicht so touristisch. Eine Straße, ein paar Magazine, Müll, ein als Touristeninformation getarnter Adventure-Veranstalter. Wir finden relativ schnell eine nette Bleibe und genießen den Abend am Eissee. Am nächsten Tag starten wir wie geplant unsere Trekking-Tour nach Bolshie Koty. Diese Wanderung ist Teil des GBT (Great Baikal Trail) einem Wanderweg, der eines Tages um den gesamten See führen soll. Leider führte er uns nicht allzu weit. Die Markierungen sind um diese Jahreszeit leider nicht zu erkennen und so konnten wir nur Fußspuren im Schnee folgen, die nach einem anstrengenden Aufstieg im hüfttiefen Schnee einfach aufhörten. Leider mussten wir die Wanderung an dieser Stelle entkräftet abbrechen und wieder hinabsteigen. Um trotzdem noch etwas vom schönen See zu sehen, spazieren wir nach dem Trocknen unserer Schuhe an der Küste entlang. Das Eis ist momentan nicht mehr dick genug um Fahrzeuge sicher zu tragen, aber für Fußgänger sind die ca 70 cm Eisdecke noch ausreichend. Wir gehen ein Stück auf dem See entlang und erblicken einen sehr schönen Zeltplatz. Die Sonne ist zwar schon sehr warm am Tag, aber nachts sinken die Temperaturen hier am See noch unter 0. Dazu weht stetig ein eisiger Wind. Um uns zu wärmen machen wir ein Lagerfeuer. Wir bauen unser Zelt auf und genießen die romantische Einsamkeit bei herrlichem Panorama.
Die Nacht war kühl, aber es hat sich echt gelohnt. Wir werden von der Sonne geweckt, die uns auf dem Rückweg übers Eis gleich noch eine neue Gesichtsfarbe verpasst. Am Nachmittag fahren wir zurück zu Sascha nach Irkutsk, um am nächsten Tag gleich unser nächstes Ziel, Baikalsk am Südzipfel des Baikalsees, anzusteuern. Ein Höllenritt mit dem Marschrutka und 3 Stunden später sind wir schon da und das mit all unseren Gliedmaßen.
Baikalsk liegt aus nur einem Grund auf unserer Route -> Ski fahren! Durch die Kälte des Baikaleises kann man hier auf 900m bis in den Mai hinein noch die Pisten unsicher machen. Ein wunderschöner Skitag bei 15°, Sonnenschein und trotzdem guten und fast leeren Pisten steht uns bevor. Im Verleih lernen wir eine nette Frau kennen, die uns alle Abfahrten persönlich präsentiert. Wir genießen es sehr, bei Aussicht auf den Baikalsee den Berg hinabzuwedeln. Am Nachmittag kaufen wir die Zugtickets für die Weiterfahrt nach Ulan-Ude und observieren die Papierfabrik, die hier angeblich schädliches Abwasser in den See pumpt.
Die Fahrt nach Ulan-Ude dauert nur reichlich 4 Stunden, die wir mit lustigen Fahrgästen und deren Hamster verbringen.
Ulan-Ude ist eine Handelsstadt und gleichzeitig die Hauptstadt von Burjatien. Burjatien ist ein autonomes Gebiet südöstlich des Baikalsees. Hier leben hauptsächlich Burjaten, eine Bevölkerungsgruppe mit mongolischen Wurzeln. Die Stadt ist nicht nur aufgrund der Menschen anders als die vorigen russischen Städte sondern hat sich auch ein asiatisches Flair erhalten.
Mit unserem Host Vladimir, einem anderen Couchsurfer aus Tschechien und Vladis Kumpel gehen wir burjatisch essen. Es gibt “Buzen” – heißt nicht nur fast so, sieht auch so aus. Teigtaschen mit Schaffleisch. Vladi erzählt uns, dass die Burjaten meist dem Buddismus und/oder dem Schamanismus angehören. Wir fahren zu einem buddistischen Tempel auf einem Berg in der Stadt und genießen den Ausblick und den Anblick des uns so fremden Gotteshauses. Im Regionalmuseum erfahren wir über Dashi Dorzho Itigilov, ein buddistischer Lama der 1936 beschloss zu sterben. Er ging in eine Meditationshaltung, in der er angeblich noch heute sitzt. Sein Körper ist noch im selben Zustand wie damals. Der Datsan (Tempel), in dem der Lama sitzt, liegt etwas außerhalb der Stadt in einer relativ leeren Steppenlandschaft. Die Tempelanlage ist sehr faszinierend und beinhaltet die erste buddistische Lehranstalt in Russland. Wir drehen an so ziemlich jeder Gebetsmühle, schauen den Mönchen zu und betrachten die Tempel. Itigilov ist leider unter Verschluss.
Zurück in der Stadt begegnen wir einem kleinen, alten Mann, der uns auf deutsch anspricht. Er ist so begeistert Deutsche zu treffen, dass er uns gleich zu sich einlädt und mit hausgemachtem Likör, Borsch, Keksen und Tee versorgt. Da er vor seine Pension Dozent an der Fakultät für Mathematik war, hat er großen Spaß daran, Franzi mit kniffligen Matheaufgaben zu beschäftigen. Während Franzi grübelt, zeigt Robert ihm unser Zuhause im Google Earth – ein lustiger Nachmittag 🙂

Wir planen eine weitere, letzte Tour über den Baikalsee. Diesmal auf der östlichen “wilden” Seite des Sees. Von Ulan-Ude aus fahren wir nach Gremjaschinsk, einer winzigen Holzhaussiedlung, von der aus wir am nächsten Tag eine ganztägige Wanderung (30km) übers Eis nach Turka unternehmen. Turka hat ein Gästehaus, welches wir nach langem Suchen, Fragen und Verzweifeln finden. Hier gibt es kein fließendes Wasser, erst recht kein Warmes. Dafür können wir diese Nacht in einem echten sibirischen Holzhäuschen mit Kachelofen übernachten. Gute Nacht!

Hier gibt’s wieder ein paar Fotos:

April 2013 – Baikalsee / Google Photos

Transsib: Moskau bis Irkutsk (14.04.2013 – 22.04.2013)

Liebe Leserinnen und Leser,

Wir haben uns sehr über eure Kommentare zum ersten Beitrag gefreut und hier kommt auch schon der zweite Reisebericht frisch aus Sibirien!

Auszug aus unserem Tagebuch:
“Jetzt sind wir seit ca 12 Stunden im Zug und es ist echt angenehm – voll entspannt. Ich glaube mittlerweile, dieses “Wow-Wir-sind-ein-Jahr-auf-Reise”-Gefühl gibt es gar nicht. Denn die vielen neuen Eindrücke lassen es gar nicht zu, über das Zukünftige nachzudenken – das ist gut 🙂 Schließlich ist es viel wichtiger die Gegenwart zu genießen. Was sich chnell eingestellt hat, ist eine komplett stressfreie Grundeinstellung! Die Zeit hat schon jetzt eine andere Bedeutung als vor Reisebeginn… So liegen wir auf den oberen Liegen des Platzkart-Abteils und beobachten die Landschaft: Birkenwald, Nadelbäume, Birkenwald, schneebedeckte Wiese, Nadelwald, Häuschen, Bahnhof, Birkenwald, Sumpf, Birkenwald, brennender Birkenwald …”

Am frühen morgen des 15.04.2013 erreichen wir Jekaterinburg. Unsere Couchsurfer, ein freundliches Pärchen (Eugene und Anna) und ihre Katze “Lustig” in einem WG-Zimmer, empfangen uns herzlich. Wir beginnen den Tag mit einem Stadtrundgang durch die Fußgängerzone und verschneite Parks. Eine Ostblockstadt mit krummen Straßenbahnschienen und staubiger Luft. Zum Mittag essen wir mit unseren Gastgebern im “Uralskie Pelmeni” …endliche wieder Pelmeni 🙂 Wir treffen Eugenes Kumpel Stas und schauen uns gemeinsam die berühmte Kathedrale auf dem Blut (auf dem Blut der hier ermordeten Zarenfamilie) an. Beim Teetrinken werden wir in tiefgreifende Diskussionen über Geschäftsideen und “P=NP?” verwickelt und der Untergang Europas wird uns prophezeit. Um diese schwere Themen zu verdauen kaufen Eugene und Anna zwei ganze Brote, die wir an die Enten verfüttern – wenigstens ein lösbares Problem. An unserem zweiten Tag in Jekaterinburg fahren wir an den Stadtrand, um den einzigen Geocache der Stadt zu finden – wir sind die Erstfinder! Im ethnografischen Museum erfahren wir über die Reisen der Postmänner durch Sibirien!

Am Abend steigen wir mit Sack und Pack und bewaffnet mit Instant-Tütensuppen wieder in den Zug. 37 Stunden liegen bis Krasnojarsk – unserem nächsten Ziel – vor uns. Die Flora besteht jetzt nur noch aus Birkenwäldern. Im Zug lernen wir eine Schottin und einen englisch-sprechenden Russen (sehr seltenes Exemplar) kennen und verbringen einen lustigen Abend mit ihnen. Die restliche Zeit im Zug schlummern wir vor uns hin. Es lässt sich echt gut aushalten 🙂 Trotz der langen Fahrzeit fehlt uns noch immer das Gefühl für die Entfernung und die Weite da draußen. Was für uns ein Abenteuer ist, ist für die Einwohner völlig normal: 4 Tage bis in die Hauptstadt, eine Bahnhofsuhr in Moskauzeit, die zur Tageszeit schon gar nicht mehr passt, Tütensuppen, Tee und stinkender Fisch im Wagon.

Am Vormittag des 18.04.2013 kommen wir in Krasnojarsk an. Auch Max, unser Gastgeber, empfängt uns herzlich! Wir tauschen uns über das Reisen aus und er erzählt uns viel über seine ausgiebigen Reisen in Südostasien und gibt uns nützliche Tipps. In dieser Stadt kann man die Luft in Würfel schneiden. Krasnojarsk ist die 5. dreckigste Stadt Russlands (die dreckigste ist Norilsk, aber die liegt zum Glück nicht auf unserer Route). Trotzdem hat die Stadt durch ihre hügelige Lage und schönen Aussichtspunkte einen gewissen Charme. Ganz in der Nähe gibt es hier einen Nationalpark – “Stolby“ – den wir am nächsten Tag besuchen. Wir wandern durch den sibirischen Wald und können Streifenhörnchen und interessante Vogelarten beobachten. Oben auf den Hügeln gibt es steile Felsformationen zu besteigen, ein bisschen wie im im Elbsandsteingebirge oder in der Wachau. Vor unserer Weiterfahrt Richtung Irkutsk besuchen wir das Regionalmuseum der Stadt, in dem wir Einblick in die Geschichte Sibiriens erhalten. Auch ein Mamut-Skelett und eine Ausstellung über die Sovietunion gibt es hier.

Auf dem Weg nach Irkutsk wird die Landschaft wieder vielfältiger. Nach der Taigalandschaft gibt es hier wieder Mischwälder, Wiesen und Hügel.
Am Vormittag des 21.04.2013 steigen wir in Irkutsk aus dem Zug. Das ist also Irkutsk, die Stadt die auf der Weltkarte sooo abgelgen erschien. Ziemlich viele Menschen für den A der Welt. In der Stadt tönt Musik aus den Lautsprechern an den Laternen, der Verkehr ist ein perfekt funktionierendes Chaos und auch das “System” der öffentlichen Verkehrsmittel ist hier äußerst verwirrend… Wir schlafen bei Sascha, der am Abend einen Haufen reunde einlädt, die alle gemeinsam in einer speziellen Schule Englisch lernen. Ein lustiger Abend mit vielen Erzählungen und einer Runde Mafiosi-Spielen 🙂

Am nächsten Tag machen wir uns voller Neugierde auf zum 70km entfernten Baikalsee…

Bis dahin, ganz viele liebe Grüße aus dem frühlingshaften Sibirien!

Hier geht’s zu den Fotos:

April 2013 – Moskau bis Irkutsk / Google Photos

Moskau, Moskau …

Liebe Familien, liebe Freunde, liebe Leser,

wir haben die ersten Tage unserer Reise sehr genossen! Bis jetzt hat alles super funktioniert, auch wenn die Kommunikation in den Zügen und Bahnhöfen etwas rudimentär ist 😉

Am 10.04.13 sind wir früh mit dem Flugzeug von Dresden über Köln nach Moskau geflogen. Der Beginn der Reise hat sich unspektakulärer angefühlt, als gedacht. Unsere Anspannung war mit dem Einsteigen ins Flugzeug, im wahrsten Sinne des Wortes, verflogen, obwohl wir nicht wussten wie wir uns in Russland verständigen sollten. Wahrscheinlich rührte unsere Entspannung auch von der gemütlichen Übernachtung bei Familie Mucha, die uns am Vorabend sehr lieb aufgenommen haben 😀

Die folgenden Tage in Moskau waren fantastisch- nicht zuletzt weil seit unserer Ankunft die Sonne lachte. Unsere Hosts, Svetlana und Alex haben uns nach längerer Anreise durch Moskau (langwierige Passkontrolle, Riesenstau im Bus,…) herzlich mit einem leckeren Abendessen empfangen und haben auch gleich eine nächtliche Tour mit uns durch Moskaus wild befahrene Straßen gemacht! Die nächsten Tage sind wir via Metro auf Erkundungstour gegangen. Die Metrostationen selbst sind schon eine Sehenswürdigkeit mit all ihren prunkvollen Dekorationen, endlos tiefen Rolltreppen und unglaublich vielen Passagieren. Natürlich haben wir uns die typischen Touristenattraktionen nicht entgehen lassen. Dazu gehörten das Spazieren über den Roten Platz, ein Bummel durch das Kaufhaus GUM, die St.-Basilius-Kathedrale und der Besuch des Kreml. Außerdem haben wir am Tag der Raumfahrt einen Ausflug ins Raumfahrtmuseum gemacht. Dort dreht sich alles um Sputnik, MIR und natürlich um Yuri Gagarin! Obwohl die ausgestellten Satelliten usw. etwas nostalgisch wirken, ist man hierzulande noch mächtig stolz darauf.
Die Abende haben wir mit unseren Gastgebern verbracht, die uns auch gleich ihren Freunden vorgestellt haben. Die haben nicht nur mit uns jongliert, sondern uns auch gleich einen zweistündigen Kurs im Einrad fahren gegeben – leider noch nicht so erfolgreich 😉

Insgesamt war unser Aufenthalt in Moskau ein sehr gelungener Auftakt für eine spannende Reise!

April 2013 – Moskau / Google Photos

Countdown läuft….

Keine 2 Tage mehr bis zum Abflug!
Die Ausrüstung ist komplett und schon zum Großteil im Rucksack…
Die Aufregung steigt und wir sind schon gespannt, was wir euch in unserem ersten Reisebericht erzählen können!