Ulanbator und Umgebung (15.05-23.05)

Liebe Leser,

hier kommt noch ein etwas verspäteter Nachtrag zu unserem Aufenthalt in den Mongolei 😉

Zurück von unserer beeindruckenden Gobitour müssen wir einsehen, dass die verbleibende Zeit in der Mongolei kürzer ist als gedacht, da der Zug nach China nur einmal wöchentlich fährt. Anstatt wie geplant an den schwer erreichbaren Khovsgolsee zu fahren, erkunden wir Ulan Bator und Umgebung. Wir verbringen 3 Tage mit Couch Surfer Begz, der mit seiner Frau, 4 Kindern und einer kleinen Kuhherde in einem Jurtenbezirk am Stadtrand lebt. Die Familie nimmt uns herzlich in ihrer Jurte auf. Begz hat vor einem Jahr seinen Sitzjob in der Bibliothek aufgegeben, um einem gesünderen Lebensstil nachzugehen und mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Dazu hat er 4 Kühe gekauft, die vor der Jurte in einem kleinen Stall leben und schon 4 Kälbchen haben. Begz führt die Kühe jeden morgen aus der Stadt auf die grünen Steppenhügel, wo sie – getreu dem nomadischen Lifestyle – nach Lust und Laune grasen und umherziehen können. Von der Kuhmilch bereitet Begz’ Frau Joghurt, Quark, Käse und eine Art Milchsuppe. Die Familie hält sich an ein strenges Ernährungsprogramm und Begz hat nach einigen Schulungen einen eigenen kleinen Ernährungsklub gegründet, der sich jeden Morgen zum Frühstück in der Jurte trifft. Gern nehmen wir an diesem Frühstück teil (Aloe-Drink, Tee und Proteinshake), da die Ernährung auf Reisen sonst nicht übermäßig gesund ist 🙂 Die Kinder (3 Mädels, 1 Junge) fahren mit dem Bus zur Schule ins Zentrum. Das dauert locker eine Stunde und ist eine seeeehr beengende, stickige und etwas nervige Angelegenheit. Todo und Gadma haben vormittags Schule, Manujun und Munglun nachmittags. Alle 4 sind sehr clever und haben großen Spaß daran, mit uns Heckmeck zu spielen. Sie sprechen bereits sehr gutes Englisch, was auch daran liegt, dass die Familie bereits 150 Couch Surfer aufgenommen hat. Während unserem Aufenthalt nutzen wir die Tage um uns UB noch etwas näher anzuschauen. Wir besuchen das kommunistische Zaisan Monument den Buddha-Park und das buddhistische Gandan Kloster.
Um noch etwas von der grünen mongolischen Steppe zu genießen, fahren wir für 2 Tage nach Gachuurt, einem Dorf nahe UB. Wir haben gelesen, dass man hier Mountain Bikes ausleihen kann, mal sehen… Bei unserer Ankunft tobt ein heftiger Schneesturm. Wir suchen eine ganze Weile nach der Unterkunft und nach einigen Falschinformationen der Dorfbewohner finden wir sie doch noch. So winterlich wie das Wetter bei unserer Ankunft war, so frühlingshaft ist es am nächsten Tag 🙂 super Radfahrwetter! Wir suchen uns eine mittelschwere Route aus und los geht‘s den Fluss (oder mongolische Autowaschanlage) entlang. Wir nehmen den falschen “Abzweig” ins Tal und finden uns nach ein bisschen Quälerei auf einem 2000m hohen Berg wieder. Dafür gibt es hier eine herrliche Aussicht und eine rasante Abfahrt durch Wald und wunderschöne Steppenlandschaft ins Tal hinab. Wir treffen auf eine Nomadenfamilie, die gerade wertvolle Wolle aus ihren Ziegen kämmt. Das Annähern an eine Jurte ohne Auto ist immer eine etwas fragwürdige Situation, da man nie weiß, wie die Hunde aufgelegt sind. Die Familie bestätigt uns mit Händen und Füße die von uns eingeschlagene Richtung. Unsere Fahrt geht weiter das Tal hinauf und auf der anderen Seite des Berges über herrliche Steppenlandschaft mit vielen Pferden hinab und schließlich zu unserem Ausgangspunkt zurück. Den Folgetag verbringen wir entspannt am Fluss bei frühlingshaften Temperaturen. Wir fahren zurück in die Stadt, um am nächsten Tag den Bogd Khan Uul, den Hausberg von UB (2261m), zu erklimmen. Auch hier kommen wir vom “Weg” ab und müssen uns via Kompass und GPS zum Gipfel navigieren. In diesem Land sind Straßen wie markierte Wanderwege eher eine Seltenheit. Der Aufstieg ist steil und beschwerlich und führt uns über eigenartig geformte Felsen. Oben angekommen geht es durch dichtes Gestrüpp zum Gipfel – herrliche Aussicht und sogar ein Geocache. Der Rückweg hat noch einige anstrengende Überraschungen für uns und so kommen wir viel zu spät unten an. Zum Glück können wir einen freundlichen Mongolen mit Jeep anhalten, der uns über die Buckelpiste zurück in die Stadt bringt.

Das war leider schon unser letzter Ausflug in diesem wunderschönen Land. Wir haben die Zeit hier sehr genossen, viel über die landschaftlichen und kulturellen Eigenheiten der Mongolei gelernt und gastfreundliche, etwas verschlossene, einfache, herzliche Menschen getroffen.

Hier geht’s zu den Fotos:

Ulanbator und Umgebung / Google Photos

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